Re: linux-l: Fw: Ist Linux für den praktischen Einsatz geeignet ?

Gregor Kopij gkopij at kokinet.com
Mo Jun 29 12:29:01 CEST 1998


At 07:27 29.06.98 +0200, you wrote:
>At 18:34 28.06.1998 +0200, you wrote:
>>Hendrik wrote:
>>
>>> FREEECHHEIT !!!
>>> Diese Zeitschrift muss verboten werden!
>Na na, ... seit wann ist bloed-radikal verfassungsfeindlich?
>
>> [...] aber der Autor ist erreichbar unter:
>> http://www.kuppinger.com
>> http://www.kuppinger.de
>Und dort schreibt er:
>Zusammen mit unserem Partner DVForum bieten wir Ihnen
>     Leistungen der Konzeptionierung und Realisierung für Internet
>     und Intranet. Einen Überblick über unsere strategische Position
>     gibt Ihnen mein bei Microsoft Press verlegtes Buch
>     "Intranet-Strategien mit Microsoft BackOffice".
>
>Wer seine Buecher bei http://www.microsoft.com/germany/mspress/ verlegen
>laesst ....
>Wessen Brot ich ess', ...
>Was erwartet Ihr eigentlich? :-)
>
Hi!

Jetzt will ich aber meinen Senf auch noch dazu geben.
Ich benutze in der Praxis eigentlich alle Betriebssysteme vom MAC bis NT.
Linux steht bei uns an erster Stelle, aber wir haben auch Solaris und
FreeBSD-Rechner hier stehen. Da ich seit langer Zeit für Unix im
allgemeinen Anwendungen programmiere (auf Basis von WebGUI) muß ich leider
feststellen, daß hier eindeutig auf der Herstellerseite das faule Ei zu
suchen ist.
Jeder Hersteller predigt seit Jahren, wie toll es ist objektorientiert zu
programmieren. Nur sehe ich leider keine Früchte deises Ansatzes. Wenn mir
Netscape sagt, wir portieren unsere Software auf Linux, da muß ich wirklich
lachen. Es kann doch nicht so schwierig sein, eine Unix-Software auf eine
andere Unix-Plattform zu portieren. Im einfachsten Fall ist das nur ein
einziger Kompilerlauf, auch wenn die Software "mächtig gewaltig und auch
sehr sehr kompliziert ist". Auch GUI basierte Programme machen in aller
Regel überhaupt keine Probleme, da sie alle zumindest auf X basieren
müssen. Und wenn man sowieso auf "mehreren" Plattformen entwickelt, muß man
Ansätze verfolgen (entsprechende Klassenbibliotheken) die die Projekte
synchronisieren können. Mein Fazit ist deshalb, daß hier eindeutig die
Hesrsteller wissentlich ihr eigene Softwareentwicklung schlampig durchführen.
Als entschuldigung für diese Situation kann ich aber unsere Hochschulen
nennen. Was sich da die Proffesorren zum Teil erlauben ist schon skandalös.
Ich selbst "studiere" noch an der TU. Ich kann an einer Hand die
Professoren aufzählen, die sich didaktisch eignen überhaupt den Studenten
etwas beizubringen. Hier meine ich z.B. das selbständige Konzeptionieren
und Abstrahieren. Man wird gelehrt zuerst die Lösung zu finden ohne das
Problem zu analysieren, was ich schon ziemlich derb finde. Und wenn dann
solche Leute in die "großen" Entwicklungsschmieden kommen können sie ja gar
nicht anders. Die Ergebnisse sehen wir dann als Beta-Tester von
unasgerefter Software und das nicht nur im sog. kommerziellen Umfeld
sondern auch auf der ach so proffesionellen Unix-Welt.
Meine Schwester hat nun auf meine Empfehlung hin an der FHTW angefangen zu
studieren, und zwar Wirtschaftsinformatik. Nun, da wahr wohl ein ziemlich
großer Fehler. Was da als "Lehrstoff" durchgeht, kann man eigentlich nicht
kommentieren. Als zentraller Bereich des Unterrichts werden Inhalte
vermittelt wie Z.B. was ist ein MBR, wie unterscheidet sich WIN95a von
WIN95b, welche ruhmreichen Vorteile bringt Win98, kommt nun ein Unix-System
mit einer Entwicklungsumgebung oder nicht, was ist der Unterschied zwischen
festverdrahteten und flexiblen Prozessoren. Wahrscheinlich werden sie das
nächste Semester Lochkarten per Hand stanzen. Was will man dem noch
hinzufügen.... Das schlimme ist aber, daß die Profs wahrscheinlich nichts
von der "Förderung" durch Microsoft selbst wissen. Sonst würden sie so
etwas "schäbiges" wie UNIX gar nicht erwähnen. Ich finde das sehr traurig.
Was hat das mit Linux zu tun. Nun, wir sehen an einem solche Artikel wie
der Herr es verbreitet hat, was sich in der Welt abspielt. Das Argument,
das Microsoft-Technik Arbeitsplätze schafft trifft 100% zu. Diese Technik
schafft eine Masse an Arbeitsplätzen. Nur vergelicht man auch hier Birnen
mit Äpfeln. Das ist nämlich so, al ob man der Textilindustrie jetzt
beibbringen soll, ihr Maschinen rauszuschmeissen und händisch alles zu
machen. Das schafft nämlich auch Arbeitsplätze. Bringt uns das aber weiter?
Ich behaupte nein. Jeder WinNT-Systemanbieter freut sich über jeden Kunden
und warum. Er weiß ganz genau, daß er das System zu einem dumpingpreis zwar
verkauft (was sind schon Server für 10TDM mit NT), sein Geschäft macht er
aber mit dem Service und das schlägt dann mit mind. 90% der gesamten
erwirtschafteten Summe (Server + Service = 10% zu 90%). Das kriegt dann
auch noch einen Namen: Total Cost of Ownership. Klasse. So macht man Kohle
und das nicht zu knapp.
Linux auf der anderen Seite ist ein zu ehrliches Brot. Jeder kleinste
"Fehler" wird als Unfähigkeit des Betriebssystems aufgegriffen ohne die
Gegenseite zu sehen. Es geht hier auch nicht ums geld. In den
"proffessionellen" Kreisen fällt der Preis des Betriebssystems überhaupt
nicht ins Gewicht. Das ist also kein Argument. Vielmehr ist die einfachheit
des Systems ein Dorn im Auge der Proffesionellen. Wie soll ich denn Geld
verdienen, wo es eigentlich nchts zu tun gibt? Das ist auch das erste
Argument die die EDV-Abteilung hat, weil sie Angst haben, daß sie ihren Job
verlieren und mit WinNT haben sie doch mächtig zu tun.
Als letztes ein Leserbrief aus einer der letzten iX (die leider wie auch
die c't sehr schlecht geworden ist):
(sinngemäß) Ein Administrator aus dem universitären Umfeld hat doch
tatsächlich erzählt, daß sie mit WinNT Probleme hatten weil die Programme
doch tatsächlich in unregelmäßigen abständen Abgestürzt sind. Als Lösung
des Problems werden die NT-Server jeden morgen neu gestartet. Jetzt stürzen
die Programme gar nicht mehr ab.
Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen.
Danke für die Aufmerksamkeit und sorry für den langen Brief (die Luft
musste mal raus)

Gregor




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