linux-l: Fw: Ist Linux für den praktischen Einsatz geeignet ?

Axel Burkhardt burgi at chillout.org
So Jun 28 15:43:44 CEST 1998


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(Linux-Liste der LUG Tuebingen)

    Von: Balg at abc-kolbingen.com (Andreas Balg)
  Datum: 28.06.98, 14:43:55
Betreff: Ist Linux für den prktischen Einsatz geeignet ?

Hallo Linuxianer,

anbei findet Ihr einen Artikel aus der NetInvestor 7/98
(Chefredakteur: Tim Cole ( Email privat: tim at cole.de /
business: tcole at net-investor.com)) von Martin Kuppinger
( martin at kuppinger.com )- seines Zeichens Fachbuchautor
und Trainer für strategische Netzwerkfragen , zum Thema
"Linux im "Profi-Einsatz"".

Meiner Meinung nach grenzen ein paar Formulierungen darin
schon beinahe an Rufmord, und sollten vielleicht einfach mal
von mehreren Personen qualifiziert kommentiert werden -
Leider gibt es in dieser Zeitschrift keine Leserbriefe..

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"Ist Linux für den praktischen Einsatz geeignet ?"

Sollte ein IT-Mitarbeiter zu Ihnen kommen und eine Entscheidung
für eine auf Linux basierende Lösung wollen, dann sollten bei
Ihnen die Alarmglocken klingeln. Linux, ein nicht-kommerzieller
UNIX-Nachbau, hat vor allem in universitären Kreisen eine Repu-
tation erlangt. Ein (fast) kostenloses Betriebsystem, das selbst
weiterentwickelt werden kann, hat natürlich einen gewissen Reiz
für den Bastler. Nur: Es hat diesen Reiz nicht für das Unternehmen.

Als Client-Betriebssystem ist es zwar kostenlos, dafür gibt es aber
auch kaum Anwendungen - Und schon gar nicht die gängigen Office-
Anwendungen von Microsoft oder Lotus. Auch einen Notes-Client oder
gängige E-Mail Clients außerhalb sucht man dort vergeblich. Und wer
will einem durchschnittlichen Anwender schon eine Unix-Workstation
hinstellen?

Als Server-Betriebsystem wird gerne mit der Leistungsfähigkeit,
den geringen Kosten und den aktuellen Sicherheitsproblemen von
Windows-Betriebssystemen argumentiert. Nur leider sind alle diese
Argumente falsch. Und damit nicht genug. Auch wenn die Linux-Gemeinde
behauptet, daß immer häufiger Profi-Anwendungen für Linux bereitgestellt
würden - von Null auf einige wenige ist nicht ausreichend.

Die meisten Hersteller von Server-Anwendungen stellen keine
Linux-Versionen her. Daß es keine Microsoft BackOffice-Produkte für
Linux gibt, ist klar. Aber auch ein Server für Oracle oder
Lotus Domino fehlen.

Was also bleibt ist allenfalls der Aufbau einer proprietären Welt oder
vielleicht noch der Einsatz als Basis für einen Webserver. Nur: Nicht
einaml Netscape, die immerhin einen Browser für Linux im Programm hat,
bietet Server-Produkte für dieses Betriebssystem an.

Das Argument der Leistungsfähigkeit mag seine Berechtigung haben,
wenn man den relativ geringen Overhead des Betriebssystems im Vergleich
mit kommerziellen UNIX-Implementierungen oder mit Windows-NT
betrachtet. Aber das wäre Äpfel mit Birnen vergleichen -
Performance allein macht keine Leistungsfähigkeit. Wenn ein System
wenig kann und es wenig Anwendungen gibt,hilft die beste
Performance nichts.

Bleibt noch das Argument der Sicherheit. Hier wird von den Linux-Apologeten
damit argumentiert, daß Sicherheitslücken schnell behoben würden und durch
die Verfügbarkeit des Quellcodes auch Anwender selbst Fehler korrigieren
könnten. Wenn man aber sieht, daß es bei professionellen Betriebssystemen
wie Solaris, HP-UX oder Windows-NT innerhalb kürzester Zeit Patches von
Herstellern gibt, relativiert sich das Zeitargument.

Die Frage ist auch, ob ein Administrator beim eigenständigen Basteln am
Linux-Betriebssystem nicht mehr Lücken erzeugt, als er schließt. Abgesehen
davon, daß ja auch der potentielle Angreifer über den Linux-Quellcode
verfügt und damit bestens die Sicherheitslücken analysieren kann. Und ob
dieser Ansatz dann wirklich auf die Dauer günstiger als die Investition in
ein kommerzielles Betriebsystem ist, darf bezweifelt werden. Es sei denn,
sie wollen die Unternehmenssicherheit Studenten anvertrauen, die nebenher
in Ihrer Firma jobben.

Martin Kuppinger - Seite 37 - Ausgabe 7/98 NetInvestor

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