linux-l: Angebot -Zusammenarbeit mit der Bundespolitik!

Oliver Bandel oliver at first.in-berlin.de
Do Okt 28 22:21:41 CEST 1999


Hi Leute!

On Wed, 27 Oct 1999, Dr. Bernd Freistedt wrote:

> ---L.Zoran Kezdi (linux-l at mlists.in-berlin.de) wrote on Wed, 27 Oct 1999 09:06:26 -0700 (PDT)
> 
> > ich arbeite an einem Projekt im Rahmen meiner Tätigkeit im
> > Abgeordnetenbüro Hans Josef Fell MdB BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, betreffend
> > der Förderung von Freeware und Open Sources auf allen Ebenen (Schulen,
> > Arbeitsplätzen, privat..)
> 
> Diesen Umstand halte ich einerseits fuer ein loebliches
> Unterfangen. Anderseits widerstrebt es mir, ein "Phaenomen" - ja
> so will ich's einmal bezeichnen - wie OSS durch die Politik,
> gleich welcher parteipolitischen Provenienz instrumentalisieren
> zu lassen. Die geistigen Ansaetze sind halt zu unterschiedlich...
[...]
> > Wieso spielen Händler das teure Windows statt das stabilere kostenlose
> > Linux auf? Was müsste getan werden, dass sich dies ändert?
> 
> Warum muss sich was aendern?
> Allein der Markt entscheidet. Punctum.

So einfach ist das eben nicht. Man kann Markt, Politik und Eingeninitiative
nicht vollkommen voneinander trennen, auch wenn es doch getrennte
Sphären sind.
Wenn da ein Bundeskotzler nicht nur am glühenden Phallus nuckelt(*)(X),
sondern auch offensichtlich gerne mit solchen Heuchlern wie Billy
the Gates auftritt (**) (der von Markt und Konkurrenz schwärmt und
gleichzeitig seine Konkurrenz meuchelt), kann man kaum davon reden,
daß "der Markt" alles alleine regelt.
                                      (*)/(**): Wessen Schwanz lutscht er?

(X) Und damit die Ausbreitungsmöglichkeiten eines mimetischen
    Parasiten verbessert.
    

Die Markt-Ideologie und Deregulierung wird immer dann raus geholt,
wenn große Firmen jammern, weil sie eingeschränkt werden sollen und
wenn mal dem Bürger (eigentlich nur Konsumenten) mal etwas angedeihen
soll. Das muß dann gleich verhindert werden.
Und wenn der Bürger reguliert werden soll, dann wird das immer hochgelobt,
weil Eigeninitiative als gefährlich gilt, weil unberechenbar.

Staat will immer regulieren, kneift aber doch oft vor großen Wirtschafts-
unternehmen.... aber grundsätzlich will er schon alles regeln.

Das steht so Sachen wie Eigeninitiative entgegen.

Linux ist mit/durch Eigeninitiative groß geworden, nicht mit/durch
Regulationswahn (manchmal auch unter dem Namen Bürokratismus anzutreffen).

Und eben diese Einmischung, die hier für OSS hinhalten soll ist es eben,
die allzuoft MS genützt hat.

Als jemand von den Grünen müßte der Starter dieses Threds ja eigentlich
wissen, daß das Phänomen dieser Art von Einmischung immer ganz gewissen
Interessenguppen nützt - ich darf da mal an die Kernenergie erinnern.
Diese wurde ja seit Jahrzehnten mit Steuergeldern aufgepeppelt, weshalb
der Strom dann "so billig" war, wie's ja keine regenerativen Energiequellen
sein konnten. Und nun sollen in regenerative E-Quellen auch noch Gelder
fließen.

Genauso bei der Software: Erst das Geld verballern, indem man's
in Billy's gierigen Nimmersatt-Schlund schmeißt ('Feed Me!'),
und dann das Geld, das man durch Sparmnaßnahmen (zum Beispiel an Schulen)
und Steuererhöhungen und sonstewas- Abgaben eintreibt (weil man sein Geld
vorher sinn-und verstandeslos
verballert hat), nehmen und das sinkende Schiff, in dessen Rumpf man
selbst ein großes Loch gebohrt hat, mit OSS und "schneller pumpen, wir
sinken!" wieder retten wollen, was aber nicht funktioniern kann, wenn
auf der anderen Seite des Schiffes weitere Löcher mit MS-Bohrern
gebohrt werden.

Wann werdet ihr endlich mal begreifen, daß man keine aktiven Menschen
bekommt, wenn man ihnen alles reguliert und reglementiert und wenn
man sie nur zu Konsumenten erzieht?

MS Software ist ein reines Produkt, das man zu kaufen hat und
bei dem man letztendlich von Computern nichts lernt, denn das
soll man ja auch nicht, weil man sonst keine DUMMEN UND GEFÜGIGEN
Konsumenten mehr hat.
Und Schule im üblichen Sinne hat eben sehr viel damit gemein, eben
nur Wissens-Konsumenten heranzuziehen, die gefälligst das zu lernen
haben, was der Lehrer oder die Lehrerin (Emanzipation der Frau steht
hier der des Schülers/der Schülerin leider nicht zur Seite, weil sie das
Schulsystem nicht ändert, nur gar STABILISIERT) dem Schüler aufzudrücken
haben (die auch nur aufgedrückt bekommen (welch emanzipatorisches System))
(entsprechend genervt sind die selbigen dann, nützt ihnen das
aufgedrückte Wissen letztendlich ja ohnehin kaum etwas).
 
             => BTW: (Exkurs)
             Nicht Geld hin und her schaufeln oder abzwacken, nicht
             Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen anleiern, sondern PLÄNE
             entwerfen, IDEEN einbringen und Leute BEGEISTERN.
             Das sind alles Sachen, an denen es mangelt, und deswegen
             wird sich auch nichts ändern...

             ...bürokratische Sesselpuperei wird auch durch OSS nicht
             besser/begeisternder.

             Markt: Konkurrenz/Kampf im SPIELERISCHEN SINNE ist sicherlich
             eine sehr nützliche Sache, die auch Spaß machen kann.
             Im Wirtschaftsleben bleibt aber das spielerische auf der
             Strecke und die Verlierer haben selten eine Möglichkeit,
             beim nächsten Spiel dabei zu sein: "GAME OVER!" 

             ... Soilent Green läßt grüßen ...
                                                 ( Soilent Grün? :-> )


Genau da gedeiht dann MS und hat Eigeninitiative schlechte Karten.
Nicht selten wurden Schülas von den Lehrern fertig gemacht, wenn sie
nicht an Billys Zigarre zogen (***) und statt dessen eigene, kraetive
Brötchen backten (bucken?).

Wie soll denn OSS (dazu nachher noch ein kleines Zitat) das ändern?
Wenn die (diesmal Open-Source-) Software nur wieder als
Ver-Konsument-ungs-Instrument eingesetzt wird, ist's eigentlich
den Aufwand nicht wert (oder ist das gerade gut, wenn man das Gleiche
Spiel im anderen gewande vorführt? Kann man dann sein Stück nochmal
dem Publikum unterschieben? Vielleicht noch besser gar?).
Kauft weiter MS-Krams und erzieht eure Schülas zu reinen Konsumenten,
die rumlaufen wie hole Zombies und streicht weiterhin Eure Steuergelder
ein.... und laßt uns auf unserer Linux-Liste hier über Linux reden.

Oder... wie soll das Schulsystem geändert werden?

...oder geht's hier bloß darum, Geld zu sparen?
...wenn's billiger ist, nehmen wir halt auch OSS.
                                               (siehe dazu weiter unten...)


(***): Frau Christiansen würde sicherlich gerne dran saugen/lutschen.
       ("Come on, baby, light my fire!" :-))
       Muß sie deshalb nochmal die Schulbank drücken? 
       (Antwort: "Nein! Sie hat ja genau das dort gelernt, was
       sie dort lernen sollte!" => brav, Frau Christiansen!)



> Dass der Markt durch gute/schlechte Information beeinflussbar
> ist, liegt auf der Hand.

Gut/schlecht trifft ja wohl nicht ganz... aber egal...

> Wir hoffen, mit unserer Information in die gute Sparte zu fallen.

:-)

"Wir sind die Guten!"



Nun noch das Zitat zum OSS:

      "free software is a political philosophy,
         Open Source is a way of developing software"

                                         Richard Stallman


Unser Grüner hat's nur bis zum Verkäufer geschafft und seine
politische Philosophie wohl unterwegs irgendwo verloren.
(vielleicht beim Konvertieren zum Realo;-))


Wenn's letztendlich nur noch um's Verkaufen geht: Die Großmutter
zu verkaufen ist ja schon lange ein Sprichwort, aber modern ist
man eben nur, wenn man Kinderpornos vertickt.

               (und btw fördert Zensur erst recht das Interesse...)

Der Markt ist uns halt doch das liebste...

                                         (Interessant in dem
                                         Zusammenhang, wie immer
                                         mehr Teenies und Pre-Teenies
                                         als Stars hochgejubelt werden,
                                         oder diese abartige Mini-
                                         Playback Show auf irgend
                                         einem dieser seltsamen TV-
                                         Sender.)



In diesem Sinne kann man also am besten Linux verbieten, dann
wird's sich bestimmt noch schneller verbreiten....


Für unsere lieben Lehrer (Leerer) und Politiker noch etwas Lesetoff:

   Ivan Illich: Fortschrittsmythen,
                Rowohlt Verlag
                (rororo 5131)

    In dem Buch sind drei interessante Aufsätze:

    - "Schöpferische Arbeitslosigkeit oder die Grenzen der Vermarktung"
    - "Energie und Gerechtigkeit"
    - "Wider die Verschulung"

    Ebenso interessant ist Illich's "Selbstbegrenzung", rororo 4629,
    englischsprachiger Originaltitel: "Tools for Conviviality".
    Der englische Titel trifft den Kern der Sache sehr gut.

    Beide Bücher sind - gelesen und verstanden - sehr erhellend, wieso
    Linux/GNU/Free Software nicht nur sinnvolle, sondern gar notwendige
    Dinge sind und gehen zwar nicht speziell auf Software ein, aber
    die GNU-Idee ist eben letztendlich die eines konvivialen Werkzeugs.....


Tschüß,
   Oliver



P.S.: Was sagt Ehrich Mühsam ("Die Befreiung der Gesellschaft")
      über den Staat?

      Der Staat stecke in der Gesellschaft, wie ein Stachel im Fleische...

      ....schönen, guten Abend! :-)



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