linux-l: VoIP-Programme

Matthias Kranz postmaster at gromit.in-berlin.de
Mi Apr 12 18:50:20 CEST 2000


Quoting Oliver Bandel <oliver at first.in-berlin.de>:
> On Tue, 11 Apr 2000, Robert Sander wrote:
>  
> > Also der Standard für sowas heißt H.323, Voice over IP. Da gibt es
> > dann
> > noch ein paar zusätzliche, die Kodierung etc. berücksichtigen, aber
> > bei
> > einer Suche nach H.323 sollte man schon was finden.

H.323 ist nicht DER Standard, sondern nur EIN Standard. In diesem Fall ein
proprietaerer der ITU, dessen Spezifikationen in voller Ausfuehrung einen Haufen
Geld kosten.
 
Als einer der Mitarbeiter an diesem Projekt liegt es mir in den Fingern, eine
Art <BULLSHIT>-Tag einzufuehren, aber ich verkneife mir es fuer die folgenden
Abschnitte ...

> Es gibt Programme dafür, die sogar noch weit mehr können
> und deshalb für's pure Telefonieren auch etwas über-
> dimensioniert sind: USMint.

USMInT

> Gemeinschaftsprojekt von TU-Berlin und ...ääähh Fokus-GMD (?).

DFG-Forschungsprojekt, an dem u.a. die TU Berlin, TU Cottbus, GMD FOKUS und die
Columbia University in New York beteiligt waren.

> Ist ein Konferenz-Tool, bei dem man Leute einladen kann,
> die dann Audio- und Video-Konferenzen abhalten können.
> Bei den durchschnittlichen Datenraten, die man als Heim-
> Anwender so hat, kann man das mit dem Video wohl knicken.

Kommt auf die Kodierung und die tatsaechlich zur Verfuegung stehende Bandbreite
an.

> Aber dann nimmt man halt nur Audio.

Was moeglich ist.

> Läuft (so halbwegs) => genug geforscht => Projekt eingestellt.

Wir machen, wie ja auch in der Presse in juengster Zeit oft genug zu hoeren war,
Grundlagenforschung und sind nicht darauf aus, brauchbare Software zu
produzieren. In vielen Faellen ist jedoch einfacher, Geldgeber aus der Industrie
mit bunten graphischen Oberflaechen zu beeindrucken, als mit vielen Formeln in
Konferenzpapieren.

> Aber vielleicht gibt's ja den einen oder anderen, der daran rumbauen
> will...?
> Lizenzen sind wohl pö a' pö freier geworden; ich weiß aber
> nicht, ob mittlerweile durchgehend GPL.

Ich kenne nicht den aktuellen Stand und da ich zur Zeit auf der Linux-Expo in
Montreal verweile (which is a really cool Event, besides), habe ich keine
Moeglichkeit in die Sourcen zu gucken. FAKT ist, dass wir nur einen Teil der
Software selbst entwickelt haben. Einige Media-Clients stammen von
Forschungsinstituten aus den USA und unterliegen hauptsaechlich der Berkeley
License. Da wir also nicht Copyright-Inhaber sind, kann sich an der Lizenz
wahrscheinlich nichts geaendert haben.

> Aber alle Sourcen
> sollten downloadbar sein. (Läuft wohl auf 2.0er und 2.2er Kernel).

Ich habe den 2.0 Kernel nie getestet. Hat aber auch nicht wirklich etwas damit
zu tun. Alles, was man braucht, ist TCP/IP, u.U. Multicast-Unterstuetzung und
Treiber fuer die Soundkarte und/oder die Video-Karte, welche zum Bleistift eine
TV-Karte (bttv) sein kann.

> Das Teil handelt die Konferenzen über IP-Multicast ab, aber
> unverschlüsselt.

Es ist aber kein Problem, eine ganz normale Point-to-Point-Connection zu machen.

> Automatische Anpassung an Bandreite hat das Teil auch (Audio hat
> Vorrang).
> 
> Was ganz nett ist: man kann die Leute über die Email-Adresse
> einladen; ein Dämon püft, an welchem Arbeitsplatz der
> einzuladende gerade eingeloggt ist und läßt dann dort die Glocke
> bimmeln.

Das sind Implementierungen der IETF-Protokolle SIP, SDP, ...

<BULLSHIT>
> Etwas blöd ist (haben wohl zu viele Köche dran herumgekocht und
> dewegen ist es etzwas weich/matschig), daß man mehrere Tcl/Tk's
> braucht.  Man hätte das Teil in Perl/Tk umschreiben sollen, das
> wäre besser gewesen.
</BULLSHIT>

Oops, jetzt ist es mir doch rausgerutscht.



Cheers,
Matthias

PS: Hier hat es am letzten Wochenende knapp vierzig Centimeter Neuschnee
gegeben. Und der Vertrag der Stadt Montreal mit den privaten Schneeraeumdiensten
ging nur bis Ende Maerz ;) I love these funny Canadiens ...
-- 
Matthias Kranz          mskranz at acm.org
      http://www.belug.org/~kranz



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