linux-l: Grafische Benutzeroberflaechen fuer Blinde

Alexander Pfingstl pfingstl at gigant.kgw.tu-berlin.de
Do Jan 13 16:06:26 CET 2000


Hallo Oliver!

Ich glaube, daß es nicht so einfach ist, weil dann gäbe es schon eine
Umsetzung.
Der Arbeitsablauf ist folgender:
Du ließt auf der Braillezeile deine 40 Zeichen. Dann drückst Du am
Gerät einen Knopf und wanderst 40 Zeichen weiter nach rechts, bis die Zeile zu 
ende ist, dann springt der Treiber automatisch in die nächste Zeile.
Das Problem fängt schon mal damit an, daß du, wenn Du in einem anderen
Videomodus arbeitest, als in dem, den Du auf der Konsole nutzt, ja
auch die Zeichengröße und die Zeichenanzahl pro Zeile anders ist.
Abgesehen davon, kann man ja einen Grafikbildschirm nicht unbedingt
in 25 Zeilen einteilen, wie es in der Konsole geht. 
Das bedeutet, daß die gesammte Bildschirmaufteilung in X anders sein
wird als in der Konsole. 
Das kann dann bedeuten, daß Du meiner meinung nach den Brailletreiber
für die Konsole nicht benutzen kannst, weil Du dann keine Orientierung
auf dem Bildschirm mehr hast. 
In wie fern Schriftarten ein Problem sind weiß ich nicht. Unter Windows 
gab es jedenfals zu anfang mal Probleme mit bestimmten Schriftarten. 
Unter Windows ist es auch so, daß die Symbolbeschreibungen nicht auf dem
Bildschirm angezeigt werden, sondern nur auf der Braillezeile.
Es wird also unter Windows nicht die Bibliothek der Symbole verändert, sondern
die Software analysiert den Bildschirmaufbau und zeigt Dir 40 Zeichen an.
Der sehende Benutzer merkt, wenn er an dem PC arbeitet nicht, daß im
Hintergrund eine Software läuft, die den Bildschirm umsetzt. 
So hab ich zu mindest das Prinzip der Software verstanden. 
Sie betrachtet in sehr kurzen Zeitabständen den Bildschirm und setzt 
den Text, den man z.B. gerade in Word schreibt, und die definierten
Symbole um. 
Wenn ihr euch dafür interessiert, hier ein Link:
http://www.hj.com 
Diese Firma stellt Jaws her, die wahrscheinlich am weitesten 
verbreitete Screanreadersoftware. Sie integriert für Leute die sich lieber
vollquatschen lassen auch eine Sprachausgabe.
Es gibt eine Demoversion zum runterladen, die wohl 40 Minuten lang
funktioniert, danach muß man sie neustarten. Anhand der 
Sprachausgabe könntet ihr, so fern ihr Windows installiert habt aber mal
sehen, was das Ding so sagt. Und ihr könnt mal probieren Windows so
zu bedienen. 
Ach ja, die Maus sollte man auch über die Braillezeile steuern können,
da kein blinder in der Lage ist, mit der Maus über den
Bildschirm zu fahren. 
Ich finde es aber gut, daß doch ein so großes Interesse an diesem Thema
besteht.
Bis dann und weiter gute Ideen für eine konkrete Umsetzung!!!
Gruß und Danke Alexander



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