linux-l: Grafische Benutzeroberflaechen fuer Blinde

Oliver Bandel oliver at first.in-berlin.de
Do Jan 13 23:53:49 CET 2000


Hallo!

On Thu, 13 Jan 2000, Carsten Wartmann wrote:

> Alexander Pfingstl writes:
>  > Hallo!
>  > Noch mal zu dem, was eine X-Software für Braillezeilen können sollte:
>  > 1. Sie sollte in der Lage sein, häufig benutze Symbole als Wort
>  >    auf den Bildschirm zu schreiben.
>  > Das ist eigentlich schon das wesentliche.
>  > Des weiteren sollte es möglich sein, mit den Cursourrouting-Tasten
>  > der Braillezeile die Mouse auf ein Objekt zu bringen und es so
>  > anzuklicken. 
> 
> Das läuft dann also so, das Du den Ausschnitt des Desktops der von der 
> Braillezeile dargestellt werden kann, per Coursor über den Desktop
> bewegst und Dir so die Oberfläche ertastest?

Ich glaube nicht, daß das so geht.
Unter Win gibt's doch diese komische Kontext-Hilfe (det Fragezeichen).
Es gibt auch Programme, die Lesen einem Text vor, der auf dem
Bildschirm ist; zum beispiel Übersetzungsprogramme.
Die Funktionieren aber selbstverständlich NICHT auf Grafikdaten...
Immer nur, was irgendwie als Zeichen auch reingeschrieben wurde,
wird auch als solches ausgelesen.

Das kann man unter Linux ja auch machen: Die Programme müßten bloß
ihre Infos hergeben; bei xterm wäre das noch halbwegs einfach.
bei Console haben wir ja schon den netten Hinweis mit /dev/vcs
bekommen. Das ist natürlich das einfachste.

Oder eben in den Desktops, wie schon erwähnt, bindings einbauen,
die dann die einzelnen Objekte sich melden lassen "Hallo, hallo,
ich bin ein Button und ich heiße 'Daten speichern'".
So wird's dann halt bei Windows auch gemacht.

Es spricht aber auch nichts dagegen, eine Screen-OCE zu fahren;
das hatte ich anfangs auch gedacht, daß Alexander sowas haben wollte.

Eigentlich wäre das keine schlechte Sache; etwas aufwendig vielleicht...
...aber wenn man nicht gleich mit Grafikanwendungen oder Postscript-
schirmen anfängt... die Standard-zeichensätze von X sind ja fein
säuberlich festgelegt und das matchen auf solch ein Pattern sollte
relativ einfach sein.
Müßte mal nachlesen, ob's da nicht sogar schon von der XLib her
Funktionen gibt, die einem eine solcheschon Arbeit abnehmen würden...

Oder man könnte vielleicht einen speziellen Win-Manager nutzen.
(Oder ein anderr Server?)

> 
> Wie ist denn die Auflösung so einer Braillezeile? Die sind teuer oder?
> 
>  > Das schwierigste und arbeitsintensievste an der ganzen Sache wird
>  > wohl sein, ständig nach Symbolen zu sehen, die man in ein Wort
>  > umsetzen muß. Natürlich kann man nicht jedes Symbol umsetzen, aber
>  > vielleicht die wichtigsten. 
> 
> So eine Art "OCR" für grafische Symbole? Das bring mich wieder auf
> Olivers Idee einen speziellen Windowmanager zu machen, der dann
> wenigstens die Fensterdekorationen per Sound/Braille darstellt...

Nich Sound. Direkt ins Hirn einspeisen. :-)
Ein paar Elektroden angebracht...

> 
>  > In der Windows-Software läuft das so, daß man die Basissoftware hat,
>  > die erst einmal mit dem Grafikmodus zurecht kommt und so die
>  > Grundsymbole wie Schließen, Startknopf usw. umsetzt.
> 
> Also wäre der erste Ansatz, den X-Screen auszulesen und auf die
> Braillezeile zu bringen...
> 
> Wie ist eigendlich die Verträglichkeit von "modernen" Programmen (aka
> welche mit Motif (eher gut?!), GTK, QT) mit s/w-Bildschirmen? "Früher" 
> konnte man mit Athena/Motif echt gut in s/w arbeiten. Das wäre schon
> mal eine erleichterung für das Programm. Oder eine Erschwerung, da
> dann die bunten Icons nicht mehr zu erkennen sind....

Die Icons sollten sich wirklich namentlich melden; das zu OCR-en
dürfte fisselig werden; die Symbole sind ja auch mit Bildschirm-
Auflöung oft nicht besonders gut zu erkennen.
Eine Braillezeile hat bestimmt eine geringere Auflösung. (einstellbar?)

Was die Umsetzung von Farbe nach s/w angeht, kann man das per Software
machen. Da gibt's ne einfache Formel für; drei Multiplikatioinen und zwei
Additionen und schon hat man aus drei Farbinformationen eine s/w-
helligkeitsinformation.
Man kann ja auch mit nem s/w-Fernseher Farbfernsehprogramme schauen....
...same thing.


Tschüß,
   Oliver




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