linux-l: Grafische Benutzeroberflaechen fuer Blinde

Oliver Bandel oliver at first.in-berlin.de
Fr Jan 14 14:22:09 CET 2000


Hallo Alexander!

On Fri, 14 Jan 100, Alexander Pfingstl wrote:

> Hallo Oliver!
> 
> Warum macht ihr euch eingentlich so um Farben gedanken. Farben
> sind fuer Braillezeilen voellig egahl.

Naja, wenn die Daten auf dem Schirm farbig sind,
muß man erst mal eine entsprechende s/w-Darstellung
ermitteln, denn für die Farbdarstellung werde drei
Informationen verwendet (Rot, Grün, Blau).
Wenn man jetzt einfach nur einen der Farbwerte nimmt
und diesen dann auf die Braillezeile haut, wird das
reichlich chaotische Ergebnisse hervorbringen können.
Man braucht erst mal den Helligkeitswert, also einen
s/w-Wert. Dann hat man nur noch EINE Information und
dann kann man aufgrund der Helligkeit entscheiden,
ob die Braillezeile einen Wert bekommt oder nicht.

Aber vielleicht kann man das Problem auch für
noch anders angehen, zumindest für textbasierte
Applikationen.
Man könnte ein Programm schreiben, das - als Äquivalent zu
tee - xtee genannt würde und alle als Text vorliegenden 
Informationen der Applikationen, als Kopie an einen
anderen Empfänger weiterleiten (wahlweise an Braillezeile
oder sonstwo hin).

Man könnte also so eine Art X-Client-Wrapper schreiben, der
den X-Protokoll-Datenaustausch zwischen X-Client und X-Server
kopierter Weise umleitet.
Mich würde nicht wundern, wenn es sowas berits gibt.

Dann müßte man die Daten noch auswerten und entsprechende
Ergebnisse zum Braille-Treiber schiecken, der dann verlutlich
ein anderer sein muß als der, den Du nanntest.

Oder man nimmt den Treiber (GPL, nehme ich an...?) und
modifiziert ihn so, daß er Bildschirmen verschiedener
Auflösungen darstellen kann; wer weiß, vielleicht ist der
Treiber ja schon so weit verallgemeinert, daß man da bloß
entsprechende Parameter übergeben braucht.

[...]
> Die Aufloesung der Braillezeile ist so wie so auch unbeeinflussbar.

Wie ist denn die Auflösung einer Braillezeile?
Was genau wird denn dort ausgegeben?
Werden die Textsymbole in Blindenschrift umgesetzt,
oder sind dort tatsächlich die Buchstaben in der Art,
wie sie auf dem Bildschirm vorhanden sind auch auf
der Braille-Zeile abgebildet?
Wie soll man sich so eine Braillezeile und ihre Handhabung
vorstellen?


> Der Abstand der einzellnen Punkte bleibt immer gleich. 

"Ich brauche mehr Details!" ;-)


BTW: Wenn es Bestrebungen zur Internationalisierung gibt
     und mit den 16-Bit-Zeichensätzen alle vorhandenen
     Sprachen abdecken will (Soundso-Code, wie hieß der noch...),
     warum dann nicht auch Blindenschrift?
     Dann könnte eine Applikation, bei der man den Zeichensatz
     einstellt einfach auf Blindenschrift umgestellt werden
     und man wäre dort bereits aus dem Schneider, zumindest, was
     textbasierte Kommunikatioon angeht.
     Falls das noch nicht als notwendige Sprache aufgenommen wurde,
     kann man das ja sicherlich dem entsprechnden Gremium
     mal vorschlagen.

[...]
> Der Treiber für X muss mitbekommen, wo die Braillezeile sich gerade befindet und
> muss auch in der Lage sein, den (Zeilenabstand) variabel zu gestalten, weil
> der Abstand zwischen Symbolen ja auch nicht immer gleich ist. 

Kann man die Braillezeile also wie ein Teilfenster betrachten,
das einen Ausschnitt des Bildschirms darstellt.
Man bräuchte also mit der Braillezeile immer nur ein Fenster auf
dem Bildschirm zu bewegen und es *grabben* und die Informationen
zur Braillezeile senden. Evtl. müßte man aber die Informationen
erst noch "OCR"-en; oder man schickt sie roh, zur Braillezeile.

Bezüglich der Bildschirmauflösung: Man könnte man das Braille-Fenster
auf dem Schirm immer eine passende Größe zuordnen; ändert man
die Auflösung, soll ja auf der Braillezeile immer das erscheinen,
was man dort haben will (z.B. immer eine Textzeile in der Applikation).


Tschüß,
    Oliver

P.S.: Wie umfangreich ist denn der Brailletreiber?
      Wo kann man sich den mal anschauen? (URL)



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