Das ist doch erst der Anfang (Re: linux-l: End of: "Linux wird unbrauchbar")

Oliver Bandel oliver at first.in-berlin.de
Mi Jan 19 13:48:41 CET 2000


Hi!

On Tue, 18 Jan 2000, Ralf Hemmann wrote:

> Philipp Grau wrote:
> 
> > Kann ich verstehen, aber vielleicht muß man auch erkennen, das es _den_
> > Unix- oder Linux-Experten, nicht geben kann. Dazu ist die Vielfallt
> > einfach zu groß.
> 
> Es ist auch nicht wirklich MEIN privates Problem mit der Vielfalt, nur 
> seit dem ich den ganzen Trödel kommunizieren sprich Newbees verclickern
> muß, sehe ich einen 
> Handlungsbedarf.

Jaja, die Richtung geben immer die an, die am wenigsten bereit
sind, sich in etwas einzuarbeiten; und es wird immer ERWARTET!
Fuckige Konsumhaltung!


  "Worüber die Künstler tage-, monate-, jahrelang
   nachgedacht haben, das wollen die Dilletanten
   im Husch weghaben?"
                      R. Schumann



> 
> Wir alle wollen das Linux sich in der Masse etabliert.
> Wir wollen, daß Windows die Markführerschaft verliert und Linux ein
> Standardsystem wird.
> 
> Das wollen wir doch alle oder ?

Ich hätte nichts dagegen, aber mir geht es darum, daß ich
ein so prima System nutzen kann. Kann auch jeder andere, wer
will.
Man kann auch über "Vereinfachungen" nachdenken; aber doch bitte
nicht mit dieser faulsäckigen Anspruchshaltung. Die kann man bitteschön
an Konzerne/Monopolisten richten, die mit ihrem Reichtun ganze Länder
aufkaufen können und nicht bereit sind, ihre Software frei zu geben
oder auch nur zu verbessern.



> 
> Oder wollen wir eine Elite sein in die man nur eintreten kann wenn man
> sich jahrelang mit 
> einem Textadventure beschäftigt hat ?

Es wird immer Wissensunterschiede geben.

> 
> Manchmal kommt Ihr mir so vor, dieses Abgegrenze, dieses "Ich bin besser
> ich benutze Linux, alle anderen
> sind Dummlutscher" finde ich absolut daneben.
> 
> Nicht das ich auch mal so drauf war ;-)

Die Schärfsten Kritiker der Elche...
Vielleicht hast Du damals was falsch verstanden.
Vermutlich denkst Du heute noch genauso, nur mit anderer
Blickrichtung? Die Arroganz ist in beiden Fällen die selbe...


> 
> Ich erlebe jedenfalls häufig völlig frustrierte Menschen, die Linux mal
> ausprobieren wollten und dabei komplett
> gescheitert sind, das ist doch nicht in Ordung.
> 
> > Wenn ich nur an die noch vorhandenen komperziellen
> > Unix-Systeme denke und deren Unterschiede denke (AIX,HP/UX, Solaris,
> > Irix, Ture64?, BSDi)
> 
> Das ist genau der Punkt !!
> 
> Ein besseres Beispiel hättest Du nicht finden können.
> 
> Genau das hätte UNIX beinahe den Kopf gekostet, wäre nicht Linux auf der
> Bildfläche erschienen.
> Dieses undurchdringliche, untereinander völlig inkompatible Zeug wollte
> irgendwann keiner mehr haben.

Unix war einfach zu teuer und meist nur auf spezieller Hardware zu haben.
Und das ist doch heute (von den BSD-en mal abgesehen) immernoch so.

(NeXT-Rechner waren damals auch zu teuer; bis jetzt hat man ihren
 Standard wohl nicht mehr erreicgt. Sie waren der zeit voraus und 
 Unverstanden; und eben zu teuer.)

Da kam dann eine findige GUI-Software, als OS getarnt gerade richtig.
Vermutlich als Einstieg für viele Leute wirklich sehr praktisch.
Preisgünstig - für damalige Verhältnisse (notfalls schwarz kopiert) -
und recht simpel. Statt DOS-Kommandos ein paar Klicks.
Nur hat das System - auch heute noch - so seine Schwächen und zeigt
sehr schnell seine Grenzen. Da die meisten Leute eh' mit PlayStation
und elektronischer Schreibmaschine schon eigentlich alle ihre
Computerträume mehr als abgedeckt
haben (naja, ok, ein Programm für den Lohnsteuerjahresausgleich ist
auch noch ganz hilfreich), reicht eben auch Windows.
Da gibt es auch nicht unbedingt einen Grund zum Umsteigen. Wer ein oder
zweimal in der Woche (oder im Monat) einen Brief schreibt... da reicht
halt Word. (Eigentlich reicht da auch Handschrift).

Wer Linux installieren will, tut dies entweder, weil er/sie mehr und
intensiver arbeiten will, oder aus Interesse an der Technik oder
weil er/sie wieder einmal auf die Marktschreier reingefallen ist,
wie auch zuvor schon bei Windows. Und wenn dann (im letzteren der
genannten Fälle) Linux auf der Platte ist und 'ne neue Mode kommt,
dann muß man das auch installieren.

Aber es soll immer einfach gehen.

Bitte, nicht's leichter als das: Vorinstallierte Rechner kaufen und
Klappe halten.




(Warum man statt bei seinem Verkäufer auf vorinstallierte Rechner
 zu pochen lieber die Entwickler anmacht, ist mir unbegreiflich.
 Gerade, wer Computer mit Autos vergleicht und sichmal betrachtet,
 wieviel Technik und Know-How in die Dinger eingebaut sind, müßte
 doch sehen, daß man als Kunde eines Computerladens einen Fertig-
 Rechner kaufen können soll, der aber nicht weniger komplex sein soll;
 nur will der Kunde sich nicht drum kümmern müssen.
 Es gibt ja auch noch die Autoschrauber, die das letzte aus ihren Motoren
 und ihrem Fahrwerk herausholen; und das gibt's eben bei Computern auch.
 Während man bei Autokauf seinen Verkäufer begutachtet, geht man beim
 Computerkauf - zumindest im Falle Linux - dazu über, die Technik selbst
 reduzieren zu wollen. Stattdessen müsste der Ansatz sein: Ey, Verkäufer
 und Dienstleister, stell' mir eine Maschine hin, die sofort einsatzfähig
 ist. Das Problem ist nicht zu lösen, indem man Linux vereinfacht, sondern
 indem man den Händlern mal in den Hintern tritt. Diese sind es nämlich,
 die fast immer INKOMPETENT sind und außer dem puren Verkaufen kein
 Hintergrundwissen haben.
 Auf den Deckel kriegen dann diejenigen, die das Wissen haben, neues
 Kreieren und Ihr Wissen auch weitergeben. Das kann's doch nun echt nicht
 sein!
 Vorteil bei Linux: Man hat die Quellen; und selbst, wenn alle Händler
 einen ignorieren, wird man meist einen Weg finden, die Probleme zu
 meistern.  Da kann man dann mal bei einer der LUGs nachfragen... oder
 sich schonmal in heikleren Fällen an den einen oder anderen Programmierer
 direkt wenden.)
 
>  
> > > Nimm mal die rosa Brille ab und richte mit einem Anfänger per Telefon
> > > auf einer SuSE, Debian, RedHat und Caldera jeweils innerhalb von 10
> > > Minuten das Netzwerk inklusive ISDN ein. Da wünsche ich viel Spaß bei.
> > 
> > Kann man das problemlos unter Win* oder OS/2 oder MacOS? 
> 
> Wenn man in etwa weiß was ein Netzwerk ist ja.
> Und es geht immer gleich, bei jedem Rechner auf dem MacOS, OS/2  oder
> Windows läuft, 
> wird auf die jeweils gleiche Weise ein Netzwerk eingerichtet.
> Das steht in 1001 Zeitschrift und ist Millionenfach im Internet
> verbreitet.
> Will ich das für *jede* Distribution erklären, habe ich ein Problem

Warum sollen nicht auch die Zeitschriftenverlage mit dem Linux-Boom
eine Umsatzsteigerung bekommen? Dann muß man sich halt seine PC-
Zeitungen kaufen, wenn man nicht bereit ist, mal freundlich
in den Linux-NGs oder MLs nachzufragen, oder mal eine LUG aufzusuchen.
(Und auch seinen Händler nicht dazu bewegen konnte...)

Oder wenn man mit seiner affektierten Konsumentenhaltung jenen, die
sich in Linux eingearbeitet haben, vorwirft, sie seien arrogante Säcke
und eine elitäre Bande, und dann entsprechende Antworten bekommt, dann
ist das nicht verwunderlich, auch nicht verwerflich, sondern
nachvollziehbar.

Warum soll man sich für sein Wissen auch noch blöde kommen lassen?


> 
> 
> Warum versteht mich eigentlich keiner ? Ich bin kein Depp der rumheult
> das ihm Linux zu kompliziert ist.
> Ich benutze Linux sicher länger als fast jeder hier auf der Liste.

Mag sein.
Ich habe anfangs auch abgekotzt.
Ich wollte mit Linux anfangen, da waren noch keine IDE-Treiber
für die CD-ROMs dabei. Da habe ich trotz von Suse innerhalb weniger Tage
nachgeschickter IDE-Treiber-Disketten nichts zustande gebracht.

Ich habe es dann etwas später nochmal probiert, als es die Treiber
dann schon mit auf der CD waren. Bei meiner ersten Linux-Installation
habe ich auch absolut geschwitzt. Aber seit dem läuft es wunderbar.
Mit der Netztverbindung hat es noch ne Weile gedauert (u.a. aber wegen
eines damals anstehenden Providerwechsels).

Was ich damit sagen will?

Mir ist das Wissen auch nicht in den Schoß gefallen, und ich würde
auch nicht behaupten, der Über-Admin zu sein.
Aber, wie man es so schön in einer Eis-Reklame sehen kann: Man
muß eben Prioritäten setzen.

Und wenn man sich für Linux entschließt, dann wird man das auch
durchziehen (wie bei allen Dingen: Man muß sich dazu entschließen).

Probleme gibt's doch auch auf anderen OS-en. Der große
Vorteil, wenn man selbst etwas installiert hat und weiß,
was dort passiert, ist: daß man auch Probleme der Zukunft
meistern kann. Wer das nicht kann oder nicht will, sucht sich
eben einen Dienstleister.

Der Dienstleister aber sollte das können, das ist nämlich sein Job!

(Ja, der war jetzt auf Dich gemünzt!)


> 
> Ich will das Linux ein einheitliches API darstellt mit dem JEDE(R) seine
> Aufgaben erledigen kann, anywhere at any time. 

Die Probleme sind zu vielseitig, als daß man ein OS darauf
"vereinheitlichen" könnte. Das Leben ist (glücklicherweise)
(noch?) komplexer, als Maschinen es darstellen können.

Entweder will man mit einem Computer "alles mögliche des Alltags und
des nicht-Alltags" erledigen können; andererseits soll er so simpel
wie möglich sein.

Das ist ein Widerspruch.

Auf der einen Seite könnten Systeme stehen, die zwar komplex, aber
vielseitig anwendbar sind.
Auf der anderen Seite könnte man das menscheliche Leben soweit
maschinennah anpassen, daß es sich mit einer simplen API erschlagen läßt.

Ich habe die Befürchtung, daß letzteres immer mehr als Ideologie
um sich greift.

Mit "Syph" gesprochen: "Zurück zum Beton!".

Gute Nacht, Menschheit!




"Hi Süße! Zeig mir Deine API. Will sehen, ob wir kompatibel sind."



> 
> Als ich vor 6 Jahren mit Linux anfing war es reiner Selbstzweck,
> mittlerweile kann man damit richtig arbeiten, es verbessert sich
> immer mehr, nun fehlt bloß noch die Einhaltung und Weiterentwicklung der
> EXISTIERENDEN Standards.

Ja, das ist in der Tat erstrebenswert, daß die Standards mal
eingehalten werden.

Aber man könnt' ja auch ne eigene Distri rausbringen.
Wär' das nicht mal ein interessantes Projekt für Dich? :-)

> 
> Denkt einfach mal darüber nach....

Sowieso.

> 
> 
> Thema für mich gegessen.

So einfach hier etwas reinfeuern und sich dann verabschieden?

Das ist eben auch nicht "die feine englische".

> 
> Punkt.

Ausrufungszeichen!


Tschüß,
   Oliver



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