linux-l: Linuxdistributionen

Florian Cramer paragram at gmx.net
Mo Okt 30 13:51:07 CET 2000


Am Sun, 29.Oct.2000 um 12:36:46 +0059 schrieb Viktor Zacek (GMX):
>     Welches Linux verwendet ihr?
>     Ne gekaufte Distribution? Ein aus dem Internet gesaugtes Gemisch?
>     Ne gekaufte Distribution und dann komplett umbebaut? Und wenn
>     gekauft, welche?

Mein Linux-Einstieg begann mit Debian 1.3, und ich bin - nach großen
Einstiegshürden und einer intensiven Lernphase - dabei geblieben.

Was ich immer wieder beobachte:

- Windows-Benutzer, die zwar mit der Bedienung, nicht aber mit der
Stabilität ihres Systems zufrieden sind, installieren sich eine
Linux-Distribution von einer Heft-CD, weil sie gehört haben, daß Linux
stabil und schnell ist.

- Die erste Enttäuschung produziert die Kombination KDE(1.1) + Netscape +
StarOffice, nach dem Motto: ist langsamer, komplizierter, zueinander
inkompatibler und (im Falle der Anwendersoftware) funktional schwächer als
Windows + Explorer + MS Office.

- Bei der Heft-CD-Installation gab es Probleme, oder einige benötigte
Software fehlt. Deswegen wird jetzt eine "richtige" Distribution (SuSE,
RedHat, Corel) angeschafft und das System neu installiert.

- Die Installation funktioniert im Prinzip gut, aber einige Hardware-Komponenten
wurden nicht erkannt bzw. eine Reihe von Konfigurationen stimmen nicht, und
es hakt an einzelnen Stellen. Nach diversen Fehlversuchen, dies selbst zu
beheben - und dem Scheitern an linuxconf, yast und  der Paketinstalltion -
fällt die Entscheidung, daß man die falsche Distribution gekauft hat bzw.
sich die Distribution nicht mit der eigenen Hardware verträgt.

- Eine neue Distribution wird gekauft, und das Spiel geht von vorne los.
Lassen sich die Fehler nicht beheben, kauft man wieder eine neue
Distribution, sobald eine neue Version von SuSE/RedHat/... erscheint, bei
der alles neu und besser ist. 

Doch auch wenn das System einigermaßen läuft, fehlen Programme, die man
benötigt: Spiele z.B., MS Access, ein Mailreader und ein Textprogramm, das
die ".doc"-Attachments öffnen kann; CD-ROM-Datenbanken laufen nur unter
Windows, die Datensynchronisation mit dem PDA oder dem Infrarot-Handy
ebenfalls usw.usf.. Der Rechner wird deshalb immer häufiger und irgendwann
ausschließlich von der Windows-Partition gebootet. (...bis wieder ein
Zeitschriftenartikel erscheint, daß "Linux jetzt endlich mit Windows
gleichzieht" und eine neue Distribution angeschafft wird, s.o..)

*

Kurzum: Aus meiner Sicht begibt jeder Neu-Linuxer einen Fehler, der 

1. nur ein besseres Windows will. Fast alle, die dieses Motiv zu Linux
treibt, nutzen und kennen nur Windows 95/98. Wer ein besseres Windows will,
sollte erst einmal NT oder Windows 2000 ausprobieren. (Das
Microsoft-Marketing, NT und 2000 à la Oracle und SAP als "professionelle
Unternehmenssoftware" zu verkaufen, ist offenbar so abschreckend, wie der
Linux-Pinguin nett und einladend wirkt.)

2. der Distributionsfrage viel Gewicht einräumt. Die Software ist bei allen
großen Distributionen die gleiche, nur sind es unterschiedliche Wege, die
letztlich zum selben Ziel führen. 

Florian


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