linux-l: heise online: Bundestag erwaegt Umstieg auf Linux

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Fr Jun 1 19:44:20 CEST 2001


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Bundestag erwägt Umstieg auf Linux

Eine elfköpfige Abgeordneten-Kommission sucht nach einem neuen
Betriebssystem für den Bundestag. Die Entscheidung wird zwischen Linux und
Windows 2000 fallen. Auf den rund 5000 Arbeitsplatzrechnern von
Abgeordneten, Fraktionsmitgliedern und der Verwaltung ist derzeit noch
Windows NT installiert. 

In drei bis vier Monaten will die Kommission des Ältestenrates für den
Einsatz neuer Informations- und Kommunikationstechniken und -medien
(IuK-Kommission unter dem Vorsitz von Uwe Küster (SPD) ihre Erkenntnisse in
schriftlicher Form dem Ältestenrat vorlegen, der dann seine Entscheidung
trifft. Bis dahin müssen Zuverlässigkeit, Ergonomie sowie die Kosten beider
Alternativen gegeneinander abgewogen werden. Noch ist keine Vorentscheidung
gefallen. Sicher ist jedoch, dass es eine eindeutige Empfehlung geben wird.
Die Möglichkeit, jedem einzelnen Anwender die Entscheidung zu überlassen,
schließt Küster aus, denn man wolle Support nicht für zwei Systeme
anbieten.

Vor zwei Monaten hatten Vertreter von Microsoft und SuSE auf Einladung der
Kommission die künftigen Entwicklungen in der Windows- und Linux-Welt
vorgestellt. Dies diente einem "ersten, groben Vergleich", so
Kommisions-Chef Küster. Um weitere Informationen zu sammeln, fuhren sechs
Kommissionsmitglieder in der vergangenen Woche nach Amerika. Dort führten
sie Gespräche mit Firmenvertretern von Microsoft, Red Hat, Caldera, Oracle
und, so Küsters, "mit Anwendern vor Ort". 

Der Abwägung von Vor- und Nachteilen müsse nun eine Phase der praktischen
Erprobung folgen, sagte Küster. Deshalb schlägt er vor, unter den
Fraktionsmitgliedern Freiwillige zu suchen, die innerhalb der bestehenden
IT-Infrastruktur des Bundestages den Einsatz von Linux und Windows 2000
erproben. Auf diesem Wege erhalte man Angaben "von ganz normalen
Anwendern". Innerhalb seiner Fraktion ließen sich leicht etwa 30 Kandidaten
für einen Test mit Linux finden. 

Eckart von Klaeden sitzt für die CDU in der IuK-Kommision. Er äußerte im
Gespräch mit einem Internet-Newsdienst einige Bedenken gegen den Umstieg
auf Linux. Nach Ansicht von Kommisionsmitglied Josef Hollerith (CSU) bleibt
auch die Arbeit der Kommision nicht verschont von einer gewissen
"Lagerbildung die durch die ganze Computerwelt geht". Im Gespräch mit heise
online bezeichnete sich Hollerith als Fan von Linux, das er als "offenes
und funktionierendes System" sieht. Nach seiner Meinung stehen die Chancen
gut, dass der Abschlußbericht zu Gunsten von Linux ausfällt. Der
finanzielle Aspekt spiele bei der endgültigen Entscheidung sicherlich auch
eine Rolle; erste Priorität habe allerdings eindeutig die Zuverlässigkeit.
Generell sei er gegen Monopole. Zur Microsoft-Strategie gegen Linux[1]
sagte Hollerith: "Die haben da einen eingekauft, der gegen Linux agiert."

Im Server-Bereich treffen die Fraktionen ihre Entscheidungen selbständig.
Sie haben unabhängige Rechenzentren mit eigenen Systemen der Kommunikation,
sogenannte "Vertrauensinsel". In der SPD-Fraktion hat man seit 1995 die
Umstellung auf Linux-Derivate betrieben. Mittlerweile ist Linux dort auf
allen Servern installiert. Der Bundestag ist dagegen noch in einer Phase
der Erprobung. Als erster Netzknoten wurde der Mailserver von Windows NT
auf Linux umgestellt. Seitdem funktioniere der Mailversand einwandfrei, so
Küster. Vorher sei der Rechner beim Massenversand von E-Mails immer
abgestürzt. Wieviele der rund 100 Server in den Fraktionen und der
Verwaltung unter Linux laufen, konnte Küster nicht sagen. (dwi[2]/c't)

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 http://www.heise.de/newsticker/data/dwi-01.06.01-002/

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 [1] http://www.heise.de/newsticker/data/odi-09.05.01-000/
 [2] mailto:dwi at ct.heise.de

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