linux-l: larswm - a minimal window manager

Florian Cramer paragram at gmx.net
Do Mär 22 15:56:33 CET 2001


Am Thu, 22.Mar.2001 um 13:48:10 +0100 schrieb Sven Guckes:
> Gestern abend war Florian Cramer bei mir und hat "larswm"
> installiert - einen minimalen window manager. Nettes Teil!
> 
> Das larswm binary hat ca 85K (ge-strip-ped) ca 65K,
> und bietet alles, was man braucht - ohne Menus.

Ein paar Anmerkungen zu Svens Mail meinerseits: Ich verwende larswm seit
circa einem Jahr als meinen einzigen X11-Windowmanager. Für mich ist er
der einzige Windowmanager "that doesn't suck"; um die offizielle Losung
von larswm zu zitieren: "...because managing windows is the window
manager's job".

larswm ist ein gehackter 9wm. Alle X11-Fenster werden prinzipiell ohne
Titelleiste und ohne Dekoration oder Resize-bars dargestellt. Es gibt
stattdessen eine Statuszeile um unteren Bildschirmrand, die den Titel
des aktuell geöffneten Fensters, den Namen des virtuellen Desktops,
einen Status-String ausgibt - und in die außerdem beliebiger Text (z.B.,
per Shellscript, die aktuelle Uhrzeit oder Newsticker-Meldungen)
hineingepipet werden können. 

Das wirklich besondere Feature von larswm aber ist das "Tiling", also
jene "Täfelung" (bzw. "Kachelung"), die hier vielleicht der Erläuterung
bedarf:

larswm liegt das Konzept zugrunde, daß nicht die Benutzer durch
Verschieben, Verkleinern und Vergrößern von Fenster und Hin- und
Herklicken zwischen ihnen das Windowmanagement manuell bewerkstelligen,
sondern daß der Windowmanager dies automatisch tut. 

larswm unterteilt hierzu die Bildschirmoberfläche in eine linke Hälfte
mit dem jeweils fokussierten Fenster und in eine rechte Hälfte, in die
alle nicht-fokussierten Fenster automatisch untereinander angeordnet
werden. (I.d.R. nimmt die linke "Hälfte" 66% und die rechte 33% der
Bildschirmbreite ein, aber dieser Wert ist konfigurierbar und im
laufenden Betrieb modifizierbar.) Schaltet man zwischen den Fenster hin
und her, oder schließt man das aktuelle Fenster, wird das erste
verkleinerte Fenster von der rechten Seite auf die linke Hälfte geholt
und vergrößert (und die rechte Hälfte entsprechend neu angeordnet). Das
von Sven genannte animierte GIF gibt einen guten Eindruck, wie diese
automatische "Tiling" funktioniert.

Natürlich gibt es Programme, für die dieses "Kacheln" sinnvoll ist -
xterms z.B., aber auch Programme wie LyX und graphische Webbrowser; bei
anderen aber, die mit vielen Paletten und Subfenstern arbeiten wie z.B.
Gimp, stört die Kachelei. Für letztere bietet larswm einen "untiled
subdesktop", dessen Fenster wie von konventionellen WMs gemanagt werden.
So hat jeder virtuelle Desktop hat einen "gekachelten" Vordergrund und
einen "ungekachelten" Hintergrund, und mit einer Tastenkombination (bei
mir Shift+Control+Backspace) kann man zwischen beiden Ebenen hin- und
herschalten.

Stichwort Tastenkombinationen: larswm läßt sich komplett mit frei
definierbaren Tastenkombinationen steuern, inklusive des Verschiebens
und Vergößerns/Verkleinerns von Fenstern auf der "nichtgekachelten"
Desktop-Ebene. Auch beliebige Programme lassen sich auf
Tastenkombinationen legen. 

 
> Der Screenshot ist 92K gross und *animiert* -
> also kann man sich mal ansehen,
> wie ein desktop bei larswm aussieht.

Ich habe spaßeshalber einen Screenshot meines eigenen Desktops im Moment
des Verfassens dieser Mail erstellt, das ein rxvt mit mutt/vim auf der
linken Hälfte zeigt und zwei weitere rxvts und LyX als automatisch
verkleinerte Quadrate auf der rechten Hälfte, 130 KB groß und abzurufen
unter <http://userpage.fu-berlin.de/~cantsin/larswm-screenshot.jpg>.

Aus meeiner Sicht ist larswm eines der raren Beispiele eines kleinen,
feinen und durchdachten Unix-Tools für X11.

Florian

-- 
http://userpage.fu-berlin.de/~cantsin/
http://www.complit.fu-berlin.de/institut/lehrpersonal/cramer.html
GnuPG/PGP public key ID 3D0DACA2 



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