[linux-l] Was passiert eigentlich wenn SCO (M$) recht hat?!

Peter Ross Peter.Ross at alumni.tu-berlin.de
So Jun 8 17:29:35 CEST 2003


On Sun, 8 Jun 2003, Dietmar Bremser wrote:

> Alle an Hitze gestorben? ;)

Noeh, an Feiertagen. Und da die Aussies kein Pfingsten feiern, gibt es 
praktischerweise stattdessen morgen Queen's Birthday. Etwas Gutes muss die 
Monarchie doch auch haben;-)

> Wobei mir die Aussage, dass SCO Rechte auf Software aus dem Jahre 1969
> halten würde, arg bescheuert vorkommt.
> Weil C im Jahre 1969 noch nicht mal existierte.

Ich zitiere mal McKusick et al, "The Design and Implementation of the 
4.4BSD Operating System":

The first version of the UNIX system was developed at Bell Lab. in 1969 by 
Ken Thompson as a private research project to use an otherwise idle PDP-7. 
Thompson was joined shortly thereafter by Dennis Ritchie, who not only 
contributed to the design and implementation of the system, but also 
invented the C programming language. The system was completely rewritten 
into C, leaving almost no assembly language.

> Aber soweit ich weiss, basiert Hurd auf der Idee des Mikrokerns (MACH).
> Nun habe ich einige PC's Erfahrungen mit derartigen Kernen gemacht und
> festgestellt, dass sie zwar in der Theorie funktionieren aber kaum in
> der Praxis.
> 
> Will heissen, das System wird durch die permanente Invalidierung des
> Cache zu langsam.
> Erklärung: der Kern übernimmt nur noch die Vermittlung der Botschaften
> zwischen den einzelnen Aktoren eines Systemes.
> Das heisst, dass auch das Dateisystem im Benutzermodus laufen würde.
> Und was passiert, wenn ein Benutzer auf die Platte schreibt und
> zeitgleich im Netz unterwegs ist.
> Der Kern springt dann permanent zwischen den einzelnen Programmen
> (Aktoren) hin und her.
> Und die Umschaltzeiten sind nicht vernachlässigbar.

Klares entschiedenes Jein.

HURD kenne ich nicht wirklich, aber Mach-Design und Nextstep, inzwischen 
zu Mac OS X geworden.

Ein gewisser Overhead durch den Kommunikationsoverhead ist nicht zu 
verneinen, trotzdem lief z.B. Nextstep 3.3 auf Intel-Hardware durchaus 
einigermassen performant.

Deer Grund duerfte in einem klaren Design und auch einer Implementierung 
liegen, die nicht der reinen Lehre folgt, sondern auch Anleihen aus der 
monolithischen Welt der BSD-Kernel genommen hat.

Es ist eine nicht unuebliche Vorgehensweise, dass man zunaechst einmal 
eine "Schoene-Welt-Implementierung" hat, die an bestimmten Stellen dann 
seehr laangsam ist, und dann profilt, d.h. die besonders 
zeitverschlingenden Stellen dann optimiert, "Abkuerzungen" einbaut.

Code von Quick&Dirty-Programmierern ist haeufig erstaunlicherweise glatt 
langsamer, weil sie erst die Abkuerzungen bauen und dann Probleme haben, 
das grosse Ganze zusammenzufuegen und oft auch auf ihre Testbedingungen 
optimieren, die dann evt. im Produktionsbetrieb nie eintreten.

Dass Linux nicht unbedingt fuer die sauberste NFS-Implementierung steht,
duerfte hinglaenglich bekannt sein. Ich habe den Code in den letzten
Monaten mehr als einmal angestaunt und kann uebrigens ziemlich sicher
sagen, dass er kein Plagiat irgendeines irdischen Vorgaengersystems sein
kann.

Trozdem _muss_ es nicht falsch sein, NFS in den Kernel zu legen.

Wenn ich eine Maschine habe, die nur einen Zweck hat, darf es gern in den
Kernel. Sauber implementieren muss ich es trotzdem.. Und wenn der Teil
doch stirbt, ist halt der Kernel futsch, reboot. Wenn _der_ Daemon des
Ein-Zweck-Rechners stirbt, ist der genauso nutzlos.

Die Verlagerung in den Kernel kann performanter sein.  Dieser Vorteil geht
aber schnell floeten, wenn ich eine Multi-Purpose-Maschine habe. Und ein
Fehler im Kernel-Modul birgt hoehere Sicherheitsrisiken und reisst eben
auch gern den gesamten Rechner runter.

Es ist gut die Wahl zwischen Kernelmodul und Programm im Userspace zu
haben, mit dem Nachteil doppelter Entwicklerarbeit.

Bei Linux-NFS scheint es mir leider die Wahl zwischen Pest und Cholera zu
sein.

> Telefonische Überwachung ist ohne ein Monopol wie der Deutschen Telekom
> nicht möglich. Und warum ist der Verein immer noch in staatlicher Hand?

Downunder haelt Singapur groessere Anteil an Telstra, falls Dich das 
beruhigt;-)
 
Ein entspanntes Pfingsten wuenscht
Peter




Mehr Informationen über die Mailingliste linux-l