[linux-l] Novell uns SuSE

Peter Ross Peter.Ross at alumni.tu-berlin.de
Fr Mai 28 02:29:23 CEST 2004


On Thu, 27 May 2004, Olaf [iso-8859-1] 'Rübezahl' Radicke wrote:

> > Jack Messman: Ich glaube, dass die Copyright-Probleme ein Hindernis
> > sind, aber wir haben bereits Schritte dagegen eingeleitet. Unser
> > Haftungsfreistellungs-Programm unterscheidet uns beispielsweise von Red
> > Hat. Wir sind in einer einzigartigen Situation. Als wir Unix an SCO
> > verkauften, behielten wir das Eigentum am Copyright sowie die Patente,
> > wir und unsere Kunden haben die Lizenz, Unix zu nutzen. Wenn also
> > Unix-Code in Linux ist, was weder wir noch Linus glauben, haben wir
> > trotzdem das Recht, es zu verwenden, denn wir haben die Lizenz. Das
> > schützt uns und unsere Kunden, im Gegensatz zu Red Hat.
>
> Genau diese Aussage meinte ich.

Das ist kuehle Kalkulation und die Schlussfolgerung nur logisch, wenn die
Voraussetzungen stimmen (Novell und SCO sind sich ja wohl auch nicht ganz
einig, welche Rechte an Unix zwischen ihnen gehandelt wurden).

> > Linux-Magazin: Gerichtsentscheidungen sind oft unvorhersehbar. Wenn
> > also ein Gericht entscheiden würde, dass Unix-Code in Linux ist, wäre
> > Novell das einzige Unternehmen in der Welt, das Linux anbieten dürfte.
> >
> > Jack Messman: Ja, denn wir haben die Lizenz, Unix zu benutzen. Das
> > bringt uns in eine gute Position. Jeder Kunde, der sich um die
> > Haftungsfragen sorgt, muss Linux bei uns kaufen.
>
> Au fein!! Der Tyrann ist tot, es lebe der (neue) Tyrann!

Ich denke, dass ist nichts weiter als cleveres Marketing.

> > Linux ist ein Open-Source-Projekt, jede Firma kann eine Linux-Strategie
> > aufbauen, ohne gleich einen Distributor zu kaufen. Warum hat es Novell
> > getan?
> >
> > Jack Messman: Linux kann nicht besonders schnell wachsen, wenn die
> > Industrie von zwei sehr kleinen Startups abhängig ist, nämlich Suse und
> > Red Hat.
>
> Offensichtlich nichts begriffen! Es geht bei freier Software um
> FREIHEIT und eben nicht um ABHÄNGIGKEIT.

Er sprach von der Industrie und da hat er recht.

Ich arbeite nun bei einem IBM Business Partner, der da mit Banken und
aehnlichen Kunden arbeitet. Die wollen keine freie Software, sondern
verlaesslichen Support - und nicht in Form von Mailinglisten. Im
Zweifelsfall auch jemand, den sie steinigen koennen, wenn es nicht laeuft
(die modernere Form heisst Gerichtsverfahren;-)

> > Große Unternehmen wollen jemanden mit Glaubwürdigkeit. Wir sind
> > seit 20 Jahren im Geschäft mit Betriebssystemen und wissen, wie es geht.
>
> Offenbar nicht, sonst würdet ihr ja nicht in grösster Not zu OS greifen.

Der Griff zu Linux ist seehr verstaendlich und nicht neu. Novell ist nicht
in groesster Not, ihr Directory Service verkauft sich gut (er macht
speziell Windows-Admins in groesseren Netzen gluecklich, da er wesentlich
verlaesslicher ist als das MS-Original) und selbst die Novell-Fileserver
sind noch da (oft ein "Mitbringsel des Dir-Services)

> > Von uns kann Support kommen, den Red Hat und Suse nicht liefern
> > können. Gleichzeitig gerieten wir aber in eine Wettbewerbssituation
> > mit Suse und Red Hat beim Verkauf unserer Services.
>
> ...und währen langfristig untergegangen.

Vielleicht, vielleicht, sagt das grosse Orakel;-) Was, sage mal, ist
falsch, sich gute Technologie einzukaufen? Das ist in einer
Marktwirtschaft moeglich.

Linux ist keine Ideologie, sondern ein Unix-artiger Betriebssystemkernel.

> > Zusätzlich wurde es immer schwerer, mit Red Hat zurechtzukommen.
> > Sie wollen, dass man ihren Weg folgt.

Das ist wahr. Red Hat ist derzeit "der grosse Fisch" und wer kommerzielle
Software auf Linux einsetzt, kommt aus Haftungsgruenden kaum an Red Hat
vorbei. Und Red Hat fuehlt sich schon manchmal etwas "proprietaer" an
(z.B. der 2.4er Kernel mit 2.6-Backports) Man verliert dabei ein Teil der
Konfigurationsfreiheit, die man mit einrm "vanilla" Kernel ohne
Haftungstralala hat.

> > Es gab im Vorfeld Gespräche mit führenden Hardware- und
> > Softwarehestellern, um im Rahmen eines Konsortiums eine neue
> > Distribution zu bauen. Die Industrie lehnte das aber ab. Sie will zwei
> > große Distributionen. Nicht eine, damit ein neues Microsoft entsteht,
> > und nicht drei, weil der Portierungsaufwand zu groß wird.
>
> Ah, Nachtigal ich hör dir trapsen! Bisher wurden die Pakete von den
> Distrebutoren bereitgestellt.

Nein, Du bekommst kein Oracle oder Websphere Server von Red Hat oder SuSE.
Und beide Hersteller freuen sich, wenn sie das nicht in allzuvielen
Konfigurationen bereitstellen muessen.

Das gilt sogar in MS-Environments. De facto stelle MS einen ganzen Strauss
von Windows-Distributionen zur Verfuegung. Kommerzielle Pakete
unterstuetzen nur zwei oder drei (Windows 2000 or 2003 Server Versionen)

> Wer aber den Sourcecode nicht zur Verfügung
> stellt, dem können auch keine Pakete gebaut werden und muss es selber
> machen. Oh, mir kommen die Tränen!

Dann ist ja gut;-)

Mal im Ernst - es ist schon ein bisschen Zwerizuengigkeit dabei, sich mal
ueber die kommerzielle Beachtung von Linux zu freuen ("Nun sogar von IBM
supportet!") und beim naechsten Mal ueber die kommerziellen Anbieter
herzuziehen.

Anyway, wenn der Linux-Kernel mit SCO oder Novel und Du mit Novell
Probleme hast, darfst Du zu *BSD wechseln;-) Die Linux-ABI (Binary
Interface des Kernels fuer Linux-Applikationen) ist schon fertig und was
drunter liegt, ist ein sehr stabiler und featurereicher "Linux"-Kernel;-)
Vor Gericht des Unix-Plagiarismus vor mehr als zehn Jahren freigesprochen
(ohne dieses Gerichtverfahren waere wahrscheinlich Linux heute nicht so
weit, wie es heute ist)

Don't panic
Peter



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