[linux-l] =?X-UNKNOWN?Q?Linux_&_Docs_=28war=3A_Wer_macht_Vortr=E4ge_?= =?X-UNKNOWN?Q?=3F_Biete=3A_Linux=3A_Hilfe_zur_Selbsthilfe=29?=

Peter Ross Peter.Ross at alumni.tu-berlin.de
Do Apr 7 03:10:01 CEST 2005


On Wed, 6 Apr 2005, Boris Kirkorowicz wrote:

> (Sven:)
> > kinder, doku gibt ss an jeder ecke.
> > fragt einfach mal die tante google.
>
> Wenn das mal so einfach wäre. Mir begegnet alle naslang fehlende,
> unvollständige oder veraltete Dokumentation, bisweilen sogar schlicht
> fehlerhafte. Da kommt mir durchaus der Verdacht, daß ich das Richtige
> nur nicht finde, und das würde ich gerne besser machen können. Aber wenn
> ich mich da schon mal dazu versteige, danach zu fragen, stelle ich fest,
> daß ein Drittel sich darüber lustig macht, ein Drittel durch die
> Antworten zeigt, daß auch anderswo dieselben Probleme toben, und das
> letzte Drittel zettelt eine Philosophische Debatte über "die richtige
> Distribution" [TM] an. Da erhoffe ich mir von einem ernsthaften Vortrag
> fruchtbarere Ergebnisse für mein ganz persönliches Geschick.

Dokumentation unter Linux ist tatsaechlich ein Problem, und vorallem
deswegen, weil die Distributionen eigentlich nichts weiter sind als ein
Sammelsurium von (zumeist GNU-) Softwarepaketen, die auf einem Kernel
aufbauen, der je nach Distribution andersartig gepatcht ist.

Schon die Information ueber den wirklich aktuell eingesetzten Kernel zu
bekommen, welche Features denn aus welchen Linux-Versionen (2.4.x/2.6.x)
in den Kernel integriert wurden, ist oft nicht einfach.

(Z.B. Wer kann problemlos auf den Punkt kommen, warum eine IBM Websphere
Version (sorry, Nr. nicht im Kopf) unter einem Red Hat Enterprise 3.0
Update 1 laeuft, aber nicht unter Fedora Core 2?

Oder warum ich ein Red Hat Linux unter VMWare ESX Server 2.1 installieren
kann, ein fast "baugleich" aussehendes Fedora aber die VM crasht?)

Die Softwarepakete "drumherum" setzen dann eins drauf, da sie sehr
unterschiedlich, sowohl im Umfang als auch in der Art und Weise (man,
info, HTML offline/online, README etc.) dokumentiert werden.

HowTos sind schoen, aber oft nur begrenzt hilfreich, weil sie etwas eher
kochbuchartig zum Nachahmen bereitstellen und schon, wenn der Linuxianer
auf etwas andere Umstaende stoesst, ihn verwirren koennen, weil er den
Hintergrund nicht verstanden hat. Kurz: Es ist gut, dass es HowTos gibt,
sie muessen aber durch andere tieferschuerfendere Docs ergaenzt werden.

Moeglicherweise wird es manchen truebsinnig stimmen, dass ich mal wieder
auf mein "geliebtes FreeBSD" hinweise, aber was solls.

Fuer das gesamte Basissystem komme ich sehr gut mit dem Befehl "man"
zurecht (uebrigens sehr hilfreich, wenn man z.B. im Serverraum steht und
das Internet einige Kundenfirewalls und -proxies entfernt und unerreichbar
ist),

und fuer annaehernd alle Hintergrundinformationen gibt es mit
www.freebsd.org Dokumentation, angefangen von Ankuendigungen, Release
Infos, Manpages, Handbuch, Developer-Handbuch, Architektur-Beschreibung,
CVS-Repository fuer den Sourcecode aller Versionen, Verweise auf die
zentralen Mailinglistarchive etc.

Manchmal fuehlt sich das ein wenig altmodisch an, aber es ist ein
riesengrosser Pluspunkt fuer FreeBSD, Informationen nicht irgendwo zu
ergooglen, sondern wirklich zur Hand zu haben.

Linux und Google bringt Ergebnisse hoechst unterschiedlicher Qualitaet,
von Flame War zu Fragen ohne Antwort bis hin zu sinnvollen Bemerkungen.
Das Grundrauschen ist manchmal verdammt hoch.

Die Eigenarten der verschiedenen Distributionen und die mangelhafte und
zerfaserte Dokumentation sind ein deutliches Minus von Linux gegenueber
anderen "Unix-artigen" Systemen.

Nun kann man z.B. wie IBM auf Red Hat Enterprise setzen, dann bezahlt man
als Kunde aber pro Lizenz bereits jaehrlich eine vierstellige Summe (okay,
Aussie-Dollar, Ihr Euroaner kommt vielleicht gerade noch mit dreien hin),
was z.B. einen Entscheidungsgrund gegen Microsoft - den geringen Preis -
hinfaellig macht, und bekommt ein sehr maessig dokumentiertes und dazu
zurechtgestutztes (eine Mange Fedora-Software ist nicht dabei)
"Unix"-System.

In diesem "Doku-Dilemma" unter Linux und dem (BTW etwas ermuedenden)
BeLUG-Thread auf der Liste sehe ich eine Analogie: Viele Leute mit hoechst
unterschiedlichem Anspruch, die schwer auf einen Nenner und schwer unter
einen Hut zu bringen zu sind.

Zurueck zu "meinem" Thema: Fuer einen erfahreren SysAdmin "fuehlt" sich
Linux auf Grund seiner Dokumentation (und ein paar anderen Gruenden)
schlecht an, und ich wuerde mich sehr freuen, wenn auf diesem Gebiet ein
wenig mehr Einheitlichkeit herrschen wuerde.

Es gruesst
Peter



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