[linux-l] Open Source Software in der Wissenschaft - Idee einer Arbeitsgruppe

Thomas Hinsberger bellerophon2 at gmx.de
Mo Apr 11 09:30:00 CEST 2005


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Hallo Wilhelm,

Wilhelm Dolle schrieb:

> [...]
>
>> Dies widerspricht meiner Meinung nach dem Prinzip der
>> Wissenschaftlichkeit.
>
>
> Nein - solange Du nachvollziehbar dokumentierst mit welchen
> Programmen Du Deine Daten ausgewertet hast nicht.

Das sehe ich anders. Ich kann ja nett dokumentieren, welche Programme
ich benutzt habe, aber auch kein anderer Wissenschaftler kann damit
nachvollziehen, wie wahr oderr falsch meine Aussagen sind, da auch
kein anderer Wissenschaftler die Richtigkeit des
Colsed-Source-Programmcodes überprüfen kann. Und Überprüfbarkeit ist
das a und o der wissenschaftlichen Arbeit.

>
>> Wie kann ich Daten zur Interpretation verwenden, die vorher durch
>> ein, meist sogar mehrere Programme gelaufen sind, deren
>> Arbeitsweise ich nicht nachvollziehen kann bzw. deren
>> Arbeitsweise nichteinmal ein befreundeter Informatiker überprüfen
>> kann.
>
>
> Ganz einfach: Du vertraust den Programmen wie Du beispielsweise
> Deinem Fehrnseher vertraust, dass er wirklich das abspielt was die
> Rundfunkanstalten senden (und nix Kritisches filtert oder
> verfaelscht) oder Deinem Firefox, dass er auch den Text abschickst
> und signiert den Du geschrieben hast. Der typische Wissenschaftler
> hat meist weder die Kompetenz noch die Lust sich den Quellquode
> seiner Werkzeuge anzusehen und zu bewerten. Daher vertraut er
> Binaries die er von seinem Distributor geliefert bekommen hat. Ob
> dieser nen SuSE, Red Hat, Debian oder Apple bzw. Microsoft heisst
> ist wohl eher eine persoenliche Geschmacksfrage ;-)

Hier liegt aber genau das Problem. Wenn ich eine C14-Datierung oder
eine andere naturwissenschaftliche Untersuchung von einem anderen
Institut durchführen lasse, kann ich im Zweifelsfall deren
Arbeitsweisen einem anderen Wissenschaftler zeigen und der kann mit
sagen ob die das richtig gemacht haben. Ich kann mich auch selbst in
die Materie einarbeiten und es selbst überprüfen oder ein anderes
Institut mit der selben Probe versorgen und mit eine andere Meinung
einholen. Meine Access-Datenbank kann ich aber von niemandem
kontorllieren lassen, da keiner weiß, wie das Programm selbst
arbeitet. Also sind alle damit gewonnenen Daten nicht überprüfbar.
Das gerade Geisteswissenschaftler nicht die Kompetenz haben sich mit
dem Quellcode auseinander zu setzen ist mir klar (ich mache an der Uni
ein Tutorium für Studenten und es ist erstaunlich, wie wenig die
wissen, obwohl sie ja zur viel beschriehenen Generation-@ gehören).
Aber da ist dann wieder die Möglichkeit, Nachbarwissenschaften
einzubeziehen und einen Informatiker mal "drübergucken" zu lassen, so
wie wir Inschriftenspezialisten über unsere Inschriften gucken lassen.
Die Felder der Wissenschaft sind eh zu groß um alles allein zu machen.
Aber man muss halt trotzdem ein bisschen Ahnung haben um kritisch mit
den verwendeten Werkzeugen umzugehen. Und dieser kritische Umgang wird
von Closed-Source kategorisch ausgeschlossen

>
> Willi (vor vielen Jahren mal Naturwissenschaftler :))

Thomas (in vielen Jahren vielleicht mal Geisteswissenschaftler :))

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