[linux-l] Open Source Software in der Wissenschaft - Idee einer Arbeitsgruppe

Steffen Dettmer steffen at dett.de
So Apr 24 15:21:35 CEST 2005


* Thomas Hinsberger wrote on Mon, Apr 11, 2005 at 09:39 +0200:
> Tja, damit kann man seinen Freundeskreis "bekehren", 

Ja, aber warum sollte man dies wollen?

Was dann passiert: ein Windows-Fan installiert sich ein Linux. Seine
Erwartungshaltung ist "wie Windows, nur besser". Schon die erste Hälfte
wird nicht erfüllt. Es ist anders. So ein KDE hilft natürlich, aber es
ist immernoch anders. Es wird gemeckert. Die Leute schreiben in listen
wie suse-linux usw. "Ich muss doppelklicken, wo kann ich das umstellen".
Die Leute mit Ahnung verlassen die Mailinglisten - es ist einfach
langweilig, darüber zu reden und ständig die selben Fragen zu
beantworten. Es entsteht der Eindruck, Oberflächen müssten wie Windows
sein (gibt ja ständig Fragen) und man hat plötzlich "K"s und Füsse in
Bildschirmecken, die Menüs öffen etc.

Ist das Ziel, Windows nach zu bauen? Wenn ich mir modernere SuSEs
ansehe, gewinne ich manchmal den Eindruck: mit allen Stärken und
/Schwächen/. 

Aber warum nimmt man dann nicht gleich Windows?

Und was hat der ernsthaft "Linuxinteressierte" (blödes Wort!) davon?

Vielleicht findet er Win ja nicht so toll und ist mit einer
Kommandozeile schneller als mit einer Maus (weil die sicheren Bits/sec
einfach mehr sind - alles eine Frage der Entrophie :-) ). Nun soll er
SuSE mit Maus einrichten etc. viel Entwicklungsarbeit wird ins GUIs
gesteckt, obwohl Testfiles prima sind (und Versionskontrolle unterworfen
werden können, frei kommentiert werden können etc). 

Ich finde, Linux sollten die nehmen, die es wirklich wollen. Ich frage
i.d.R. erstmal "warum willst Du Linux?". Kommt etwas wie "Mal angucken,
mal rumspielen, was Neues lernen, Erfahrung sammeln" ist das OK. Höre
ich aber "ich weiss nicht" oder gar "Das soll ja so toll sein", rate
ich eher von Linux ab.

Auf einer Mikrowelle erwarte ich als Mikrowellenlaie auch keine
Kommandozeile, sondern einen Dreiregler usw. Ich schreib da auch keine
Skripte. Eine Playstation braucht auch keine (obwohl viele Spiele auf PC
eine haben, weil das mit den GUIs doch nicht so hinhaut).

Wenn ich im professionellen Umwelt eine Datenbank mache, verwende ich
nicht MS Access auf "shared files", sondern ein PostgreSQL auf Linux -
mit Windows-Klienten. Für einen Sekretärinnen-Arbeitsplatz ohne
Ansprüche kann man Windows nehmen, ist billig und jeder Schüler kann das
supporten (jedenfalls zu 75% Funktion). Gut, bei 100
Stundentenarbeitsplätzen oder sowas, wenn ich Reproduzierbarkeit und
Sicherheit etc. brauche, muss ich vielleicht was anderes nehmen, klar.

Ich denke, es wäre besser, nicht "zu Linux zu bekehren", sondern zu
diskutieren, was die allgemeinen Vorteile sind (auch wenn man Linux
vielleicht gar nicht einsetzt): freies Wissen mehrt sich, orthogonale
Systems sind "erweiterbarer" und flexibler, einfache Bausteine mit
Standardschnittstellen (auch "ls" und "date") sind eher
wiederzuverwenden, als MonolitischeMonsterApps, die überstrapazierten
"Synergieeffekte" hat man genau hier. Die Liste kann man erstaunlich
weit ausdehnen, denk ich...

Manchmal frage ich mich, ob OpenSource, OpenMusic und OpenWissen
(wikipedia.de) Schritte in Richtung etwas völlig Neuem sind, einer Art
"weiteren Evolutionsstufe menschlicher Gesellschaft".

oki,

Steffen

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Dieses Schreiben wurde maschinell erstellt,
es trägt daher weder Unterschrift noch Siegel.



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