[linux-l] Kommerzielles Linux und Lizenzen

Volker Grabsch vog at notjusthosting.com
Mi Aug 24 09:45:39 CEST 2005


On Wed, Aug 24, 2005 at 10:43:09AM +1000, Peter Ross wrote:
> meine Arbeitsgruppe moechte VMWare auf den Laptop einsetzen, um
> verschiedene IBM-Produkte unter Linux auszuprobieren. Die Produkte laufen
> leider nicht ohne Weiteres unter Fedora oder So, unterstuetzt werden
> Enterprise-Versionen von Red Hat und SuSE.

Ja, sowas kenne ich. Und ich muss sagen, ich finde diese Manie ziemlich
unseriös, um nicht zu sagen: Es ist Geldschneiderei. Firmen sollten ihre
Software nicht gegen bestimmte Distributionen (RHEL 3, ...)
zertifizieren, sondern gegen *Standards* (LFS, ...) !

Ich kenne das von Epages 4.52, da ist es besonders krank gewesen: Es
wurde gegen eine bestimmte SuSE-Version zertifiziert. Das Installations-
Programm hat die Installation verweigert(!), nur weil auf dem Server
eine geringfügig andere SuSE-Version lief.

Und das Schärfste daran war: Es *brauchte* noch nichtmal wirklich diese
SuSE-Version. Vom Layout her haben sie eh alles in ein Verzeichnis
geknallt, die Pfadstruktur unter SuSE brauchten sie also nicht, und
sie brauchten auch keine speziellen Pakete, die nicht auch jede andere
Distro bieten könnte. Das einzige, was war: Sie brauchten eine spezielle
glibc-Version. Aber *das* steht natürlich nirgends! Statt zu schreiben:

	"braucht SuSE xx.xx  oder  RHEL yy.yy"

hätten sie einfach schreiben können:

	"braucht glibc xx.xx und Perl >= yy.yy"


Letztendlich habe ich in /etc/... ein paar Variablen umgesetzt, dass
es wie die "richtige" SuSE-Version aussah, habe das Ding installiert,
und die Variablen zurückgesetzt. Epages läuft seit über einem Jahr
problemlos unter großer Last auf diesem Produktiv-System. Und es hätte
wahrscheinlich genausogut auch ein Debian sein können.

> Red Hat Enterprise 3 kostet jaehrlich eine gute vierstellige Summe..

Das ist IMHO der falsche Ansatz. Wenn ihr irgendwie verhandeln könnt,
kriegt heraus, was die Software *wirklich* braucht.

Wenn die wirklich irgendwelche bestimmten kommerziellen Produkte
benötigt, die nur bei RHEL xx dabei sind, dann wäre es ja noch
verständlich, aber das ist wohl selten der Fall. Meistens geht es
nur darum, dass sie bestimmte Annahmen über die Verzeichnisstruktur
und die installierten Versionen der Pakete machen können.

Wenn die Software also "glibc xx.xx" und "IBM JRE y.y" und sonstawas
braucht, dann probier erstmal eine andere Distro, die dir das bietet.
Wieso läuft es eigentlich nicht unter Fedora?
* Weigert sich das Installations-Programm?
* Liegen bestimmte Pakete nicht in geeigneter Version vor?
* Werden Pakete gebraucht, die es nur unter RHEL gibt?

> BTW: Red Hat Australia hat zwar e-Mail-Adressen fuer Kundenberatung im
> Verkaufsbereich auf den Webseiten, aantwortet aber zumeist nicht.. Finde
> ich ziemlich schockierend..Wollen die keine Kunden? Oder meinen sie, man
> kommt um sie sowieso nicht herum?

Eher letzteres. Wenn du es mal irgendwie schaffst, als Admin im Namen
einer größeren Firma zu sprechen, dann frag doch mal IBM, inwiefern sie
sich von M$ & Co. abgrenzen wollen ... sie dongeln einen ja doch wieder
auf teure kommerzielle OSes fest. Okay, nicht nur auf eines, sondern
wenigstens auf mehrere (RedHat, SuSE), aber dass sie keine freien
Distros unterstützen, oder sich einfach an Standards halten, die relativ
reibungslosen Ablauf auf *jeder* Distro garantieren, *das* finde ich
schon sehr dreist.

Wenn es nur für bestimmte (teure) Distros einen Support gibt, dann ist
das die eine Sache. Damit vergraulen sie sich kleinere Kunden, aber
vielleicht wollen sie die ja auch gar nicht. Aber wenn deren Software
von Anfang an gar nicht darauf ausgelegt ist, auf beliebigen
Linux-Systemen zu laufen, dann erinnert mich das dort sehr stark an
gewisse Web-Entwickler, die ihre HTML-Seiten nicht durch einen
(X)HTML-Validator jagen (z.B. den des W3C), sondern einfach nur schauen,
ob die Seite im IE gut aussieht.


Viele Grüße,

	Volker "das musste mal gesagt werden" Grabsch

-- 
Volker Grabsch
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