[linux-l] unwissende und wissende spieler (was: "webforen sind was fuer windows heinis")

Sven Guckes maillist-belug at guckes.net
Mi Mär 2 04:09:36 CET 2005


* Uwe Berger <bergeruw at gmx.net> [2005-03-02 02:01]:
> Hallo zusammen,
> > ist dir schonmal aufgefallen, dass linux-user windows kennen,
> > aber kaum umgekehrt?  wie viele windows-user kennst du,
> > die linux *gut* kennen, dir aber einen vortrag darueber
> > halten koennen, warum sie windows bevorzugen, der ueber
> > "hat mehr benutzer und treibre fuer geraete" hinausgeht?
>
> mal ganz ehrlich und vielleicht auch eine kleine Diskussion wert:
> Wie habt ihr denn angefangen, mit welchem Betriebssystem
> seid ihr zuerst in Kontakt gekommen.  Ich wette, zu
> 99% wird es DOS und/oder Windows gewesen sein, oder?
> Sven, wie hast du angefangen ... :-)?

angefangen habe ich mit einem programmierbaren
taschenrechner von HP - dem HP11C. dann habe ich
im einem von text instruments meine nachmittage
nach der schule an einem TI99/4 verbracht.

spaeter bekam ich einen C64 und versuchte mich in
BASIC und am schulrechner (kernspeicher!) mit Pascal.

an der uni gab's dann schon DOS und windows 3.1 -
und ich habe es gehasst! was fuer ein mist!
programme wie brief und qedit, 4dos, xtpro und die
norton tools haben mit damals den tag gerettet.

dann habe ich nen account auf nem minix bekommen.

das erste mal ein rechner mit nem login, eine shell,
einen compiler fuer C, das erste mal programmieren, und
dann noch gleich eine brandneue lib mit neue algorithmen
testen - und das alles zum seminar ueber bildbearbeitung
bei dem die bilder als TIFF aus dem scanner (ein
total neues geraet) kommen.  und da haben wir dann
festgestellt wie viele arten von TIFFs es gibt... :-/

dsa seminar ging - der account blieb.

in der zwischenzeit lernte ich an der uni so nuetzliche
dinge wie ada, algol, hope, gopher und miranda.. sogar
lisp - aber der kurs fiel wegen streik leider aus.
(also wurde aus mir und diesem ih-mecks nix.)

aber ich erlnte auch, dass die rechner verbunden sind.
nicht ueber ein lokales netz, sondern ueber den ganzen
campus und sogar zu anderen rechner an anderen unis.
ja, sogar weltweit!  wow!

dann gab's telnet, IRC - und email.  mit elm.
und natuerlich vi.  dann kam usenet hinzu (1992) und ich
habe dann fuer comp.mail.elm dann webseiten dazu gemacht.

ueber telnet konnte man auch multi user dungeons spielen,
sogenannte MUDs.  bei diesen textadventures spielten man
online zusammen mit anderen in demselben spiel.
man konnte sich unterhalten und zusammen agieren.
(und mit padrone's mud frontend (pmf) wurde es durch dinge
wie alias und auto-macros eine genial schnelle sache.)
geniales konzept: am ende wird man zum wizard und
konnte das spiel erweitern - waehrend es laeuft!

und dann erwaehnte jemand in einer email diesen vim
(vi *imitation*).  fand ich gut, denn endlich
tat sich was bei diesem programm und man konnte
es auch auf einem amiga installieren.

also gab ich zum vim infos aus comp.editors..
irgendein finne postete, dass er sein eigenes unix
fuer pcs machen wollte... na, dann - viel glueck!

zu der zeit hatte an der uni einen Mac kennengelernt.
(system 6 - bootete von einer *einzigen* floppy).
die programme und die aufteilung der menus
und der dateien in "resources", sowie das oeffnen
des richigen programmes beim doppelklick auf eine datei
fand ich einfach genial.  und windows?  tschuess!

ich habe dann mein erspartes geld in einen Mac investiert (mit
zukunftweisendem Nubus - kennt das ueberhaupt noch jemand?).
der IIvx kam bei mir nach drei monaten verzoegerung an.  zu
der zeit las man im usenet schon geruechte..  und drei monate
spaeter war die kiste vom markt.  der mac mit der kuerzesten
laufzeit an markt.  "na, super!"  *grr* (irgendwann kam noch
ein upgrade auf einen Q650 - aber egal..)

aber ich wollte immer noch einen vim fuer den mac!
leider wurde nur die version3 portiert, vim-4 dann
fast gar nicht - und dann erst wieder vim-5.

mittlerweile schien dieses liehnucks was zu werden...  und
das solaris an der uni war einfach zu schlecht gepflegt.
ich wechselt von lynx zu links und elinks, von elm zu mutt,
von nn zu slrn, vin vi zu vim, und von tcsh und bsh zur zsh.

irgendwann registrierte ich slrn.org und vim.org und
zwang die maintainer von mutt und zsh endlich mal die
domains mutt.org und zsh.org zu registrieren.  und
spaeter registrierte ich noch domains, weil ich fand,
dass diese programme eine adresse haben sollten,
und damit man danach nicht immer suchen muss.

die faszination fuer die kleine, schnellen und effizienten
programme, die in jedem terminal laufen, wuchs - und blieb.
und dann.. aber das ist schon ueber das ende vom anfang
hinaus.   den rest kann man ueber google nachlesen.

> Und jeder wird irgendwann seine Gründe gehabt haben,
> zu einem anderen BS zu wechseln. Welche waren denn das?

warum zu linux wechseln?  drei gruende:

  (1) freiheit.
  (2) freiheit.
  (3) freiheit.

weder mac noch windows boten wirklich freiheit.
alles kostet geld, es gibt keinen source code,
von dem man etwas lernen konnte, mit den entwicklern
konnte man nicht kommunizieren, weil sie irgendwo
in firmen versteckt wurden, und bugs konnte man nur
ueber eine hotline melden, was ebenfalls geld kostet.
und dann wartet man ein, zwei jahre auf den update -
und die bugs sind immer noch drin. "was soll das?"

aus dem umfeld der uni war ich "open source" gewohnt.
ueber email und usenet konnte man darueber sprechen.
ich blieb an der uni, weil dort ueber dieses internet
eine entwicklung weiter voranging, die anscheinend
nicht in die entwicklung der firmen uebertragen wurde.

> Und mal ehrlich, kann sich jemand von euch vorstellen, dass
> es derzeit Leute gibt, die sofort mit Linux aufwachsen?
> Nie und nimmer (nicht mal bei meinem Sohn, der
> gerade im richtigen Alter ist, gelingt es mir)!

nun, ich kenne ein paar von diesen kids.  an einer schule
hier in berlin haben wir ja ein paar unterrichtet.

ein schueler hatte mich letztes jahr gefragt was ich denn in
chemnitz bei meinem workshop so mache.  ich habe ihm gesagt,
dass er einfach hinkommen soll, um das herauszufinden.
er kam... und im sommer hat er dann in wien bei den
linuxwochen selber einen vortrag gemacht.  mittlerweile
ist er 16 und bedient linux, mac *und* windows.

> Vielleicht mal in ein paar Jahren, wenn es
> selbstverständlich ist, einen PC im Laden zu
> kaufen, wo was anderes drauf ist als Windows.

und wo?  in einem mac laden? ;-)

wann oeffnet der erste laden, der PCs
mit linux verkauft - und *nur* linux?

> Oder man im Laden gefragt wird, ob man Spiel
> XY für BS 4711 oder 0815 haben möchte...

welche spieler interessieren sich schon fuer betriebssysteme?
ich meine, welche spieler basteln an den *betriebssystemen*
herum, um eine *spiel* zu verbessern?  nicht viele, oder?

> Und sind es deshalb schlechte Menschen?

nein.  aber es sind unwissende.  spieler, eben.
sie brauchen kein betriebssystemen, um zu spielen.
meinen sie jedenfalls.  weil sie unwissend sind.

> Viele von denen "kommen dann zu uns", weil sie Antworten
> suchen.  Aber viele bleiben auch dort, wo sie jetzt
> stehen und kommen nie auf die Idee, etwas anderes
> auszuprobieren, weil sie einfach nicht vermissen...

eben - "bei uns" finden spieler keine antworten,
weil sie nunmal kein betriebssystem suchen. qed.

das groesste spiel ist immer noch die dinge zu aendern,
die *wirklich* wichtig sind - zB programme und systeme.
und wissende machen dann aus einer einer spielekiste
wie der xbox dann einen rechner mit einem linux. :-)

"linux - das groesste textadventure aller zeiten!"

Sven  [spielt gerne noch ein wenig mit..]

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