[linux-l] WikiDok: Trennung von Inhalt und Form (was: Dateisystem als Datenbank)

Volker Grabsch vog at notjusthosting.com
Mi Okt 19 16:35:52 CEST 2005


On Tue, Oct 18, 2005 at 04:15:57PM +0200, Oliver Bandel wrote:
> So frage ich denn: Was soll es mit diesem Projekt auf sich haben?
> 
> Was willst Du verbessern?

Vielleicht nochmal kurz zur Trennung von Inhalt und Form: Nehmen wir
z.B. LaTeX, wo diese Trennung nicht wirklich geglückt ist, und schauen
uns an, wie die Mathematiker, Physiker etc. ihre Formeln setzen:

        x \frac{a/b}{c/d}

Das ist ein Bruch, bei dem "a/b" im Zähler, "c/d" im Nenner steht,
das ganze multipliziert mit "x". Aber will man das wirklich so genau
festlegen? Wenn ich z.B. das hier schreibe:

        x (a/b) / (c/d)
 
dann habe ich die Formel in eine Zeile gequetscht. Ich könnte auch
die Quotienten a/b und c/d jeweils als extra Bruch darstellen:

        x \frac{\frac{a}{b}}{\frac{c}{d}} 

oder vielleicht nach dem "x" einen Multiplikationspunkt setzen:

        x \cdot \frac{\frac{a}{b}}{\frac{c}{d}}

Oder das "x" in den Zähler mit hineinpacken:

        \frac{x \frac{a}{b}}{\frac{c}{d}}

Über all diese Kleinigkeiten macht man sich Gedanken, wenn man eine
Formel gutaussehend in LaTeX schreiben will, obwohl das überwiegend
formale Aspekte sind! Stattdessen wäre es doch *eigentlich* wünschens-
wert, wenn man sich nur auf den Inhalt konzentrieren bräuchte, z.B.
indem man einfach schreibt:

        x*(a/b)/(c/d)

Welche der Divisionen nun per Bruchstrich besser aussehen, und wo
man lieber einen Schrägstrich "/" verwendet, ob der Mult.-Punkt nun
gesetzt wird oder nicht, all das sind stilistische Sachen, um die
sich, wenn überhaupt, höchstens ein Textsetzer kümmern sollte, aber
doch nicht der Autor!

Dass es auch anders geht, zeigen Mathematik-Programme wie z.B.
Mathematica. Dort schreibt man die Formel einfach hin wie im
letzten Beispiel, und er schaut selbst, wie sie am besten aussieht.
Wenn das ein Automat übernimmt, hat man außerdem gleich einen
einheitlichen Stil gewährleistet ... was ja sonst eines der größten 
Probleme ist, wenn z.B. mehrere Autoren in OpenOffice an einem Dokument
arbeiten wollen.

Das meine ich mit Trennung von Inhalt und Form. Nur, dass ich mich
(erstmal) nicht auf Formeln stürze, sondern auf Dokumente als solches.


Ein ganz klassisches analoges Problem in der Wikipedia: Die Tabellen
sehen entsetzlich aus. Statt HTML-Code bzw. CSS-Einträge vorzunehmen,
sodass die Tabellen z.B. so gut wie beim DokuWiki aussehen, haben sie
<table>-Attibute in der Wikisprache erlaubt. Das Resultat: Die
Wikipedianer verschwenden (unter anderem) ihre Zeit damit, in den
Tabellen für jede Zelle eine ordentliche Hintergrundfarbe zu setzen,
die breite der Tabellen-Linien festzulegen, u.s.w.

Umgekehrt findet sich keiner, der in den Stylesheets für gutaussehende
Tabellen sorgt, weil es viel "einfacher" ist (d.h. eine viel geringere
Lern-Hürde darstellt), diese Sachen innerhalb der Wikisprache zu
erledigen.

Dabei sollte es genau andersrum sein: Die Text-Autoren sollten erst gar
nicht auf die *Idee* kommen können, sich um diesen Blödsinn zu kümmern.
Gerade das wird doch immer wieder als Vorteil von Wikis hervorgehoben:
Man konzentriert sich mehr auf den Inhalt. Also sollte es hart bis
unmöglich sein, die Tabelle stilistisch innerhalb der Wikisprache
anzupassen, aber im Gegenzug recht einfach, solche Dinge im Stylesheet
zu ändern.


So, ich hoffe, zumindest dieser Teil der Kritik (und eines besseren
Ansatzes) ist nun klar geworden. Die "zentrale Wiki-XML-Sprache"
(ich hab sie erstmal WikiDoXML genannt), wird erstmal keine
stilistischen Details ermöglichen.


Viele Grüße,

	Volker

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Volker Grabsch
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