[linux-l] Erfahrungsbericht: Upgrade von FC4 auf FC5
Peter Ross
Peter.Ross at alumni.tu-berlin.de
Mo Apr 17 15:45:17 CEST 2006
Hi,
updates sind nunmal ziemlich komplex.
Wie schon ab und an bemerkt, pflege ich bevorzugt mit FreeBSD zu arbeiten.
Ein sehr wesentlicher Punkt ist ein bemerkenswert holperfreies
Update-Verfahren. Warum?
1. Update der Sourcen, nicht von Binaries.
In der Regel ist die API von OSS wesentlich stabiler und
abwaertskompatibel als die ABI.
Erweitere z.B. eine Struktur durch ein weiteres Element. Kein Problem,
wenn Du neuuebersetzt - aber ein "Dagegenlinken" ohne Neuuebersetzung wird
daneben gehen.
Desweiteren machen sich Versionswechsel im gcc, die z.B. andersformatige
Libraries erzeugen, wesentlich weniger bemerkbar.
Ich habe keine Erfahrungen mit Gentoo, aber ich vermute, das kommt
Gentoo-Benutzern auch zugute.
2. Definiertes Basissystem und evolutionare Versionsupates
Die Abhaengigkeiten innerhalb dieses Systems sind wesentlich
einfacher beherrschbarf als ein Kernel mit einem bunten Strauss Packages,
von denen man nicht weiss, wie sie vom Anwender kombiniert werden.
Das Basissystem stellt so eine verlaessliche Grundlage fuer eine
Installation da, auf diesen Komponenten koennen Add-ons (Ports, Packages)
stabil aufbauen.
Natuerlich geht das in gewisser Weise auf Kosten der Wahlfreiheit des
Anwenders. Wobei das fuer ein Basissystem wie bei FreeBSD (oder eines
kommerziellen Unix, wie Solaris oder AIX) oft nicht wirklich ein Nachteil
ist, wenn es eine stabile, verlaessliche Basis ist, die wesentliche
Funktionalitaet bedient, die in den allermeisten Faellen das bereitstellt,
was der Nutzer braucht (wir koennen z.B. endlose Diskussionen ueber den
"besten" MTA fuehren - in mehr als 90% wird ihnen nicht mehr
Funktionalitet abverlangt, als alle ohne Probleme von zuhause mitbringen -
und dazu braucht es nicht der brandheissesten Version - viel wichtiger
sind verlaessliche Updates, vor denen der Admin aus lauter Angst drei
Jahre lang zurueckschreckt)
Zumindest letzterer Punkt kommt auch Debian zugute. Stable heisst dort,
eine einmal als stabil eingeschaetzte Softwareversion des Packets, es
werden nur "evotionaere", nicht "revolutionaere" Versionswechsel innerhalb
Debians vorgenommen.
Ob bei Debian die Verwendung von "revolutionaer" neuen Versionen aus
testing, oder der Austausch von Standardkomponenten des Basissystems durch
welche aus den Ports - in beiden Faellen muss man sich bewusst sein, dass
man so den sicheren Upgradepfad verlaesst und nicht auf die gleiche
Stabilitaet bauen kann, wie es debian-stable oder das FreeBSD-Basissystem
bieten.
Bei meinem Arbeitgeber wird Red Hat und seit neuestem FreeBSD (im
wesentlichen durch mich realisiert) eingesetzt. Es ist bezeichnend, finde
ich, dass nach nicht einmal drei Monaten eine stabile zentrale
Infrastruktur fuer FreeBSD zur Verfuegung steht, wie sier nach mehreren
Jahren mit Red Hat 3/4 nicht geschaffen wurde. Der Wechsel von Red Hat 3
zu 4, speziell bei remote laufenden Systemen, wird aus Furcht immer weiter
verzoegert, waehrend ich mir zumindest ueber diesen Punkt bei FreeBSD
keine Sorgen mache.
Uebrigens, auf Grund des "behutsamen" Vorgehens des Upgrades bei Red Hat
Enterprise ist es fairer, dieses mit Debian zu vergleichen, als Fedora.
Bei Fedora wird wesentlich aggressiver geupdatet,auf neueste Versionen
gesetzt, dass kann eigentlich kaum debian-stable vergleichbar stabil sein.
Man schaue sich die Lebenszeit von Debian potato/woody etc. an und
vergleiche das mit Fedora Core 3/4/5..
Es ist einfach unvernuenftig, bei kurzen Versionszyklen, hoher
Variabilitaet des Grundsystems und Binaryupdates hohe Stabiltaet des
Upgradevorganges zu erwarten. Das schliesst sich sozusagen aus.
Alles andere sind Marketingnebelbomben.
Gruss
Peter
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