[linux-l] Sozalabbau (war: "Die Windows-Hölle")

Frank Lehmann eggsperde at gmx.net
Fr Aug 25 19:13:02 CEST 2006


>>>Die Leute für 1 Euro arbeiten lassen, kann keine Losung sein. Das bringt
>>>keine Steuern aber kostet Steuern. Man kann ach nicht 6 Mill. in die
>>>Dienstleistung schicken, wenn keiner Geld hat für Dienstleistung. Die
>>>Binnenwirtschaft ist das(/ein) Problem.
>>>      
>>>
>>Wie meinst du das? Ist es nicht so, dass die Leute einfach nicht bereit
>>sind so hohe Stundensätze zu bezahlen, wenn sie eine Dienstleistung in
>>Auftrag geben? 
>>    
>>
>
>Das A-Amt drängelt die Leute in die "Ich-AG's" Folge ist, z.B. bei mir auf der 
>Batstraße auf 200 Metern 5 Bäcker, 7 Hand-Läden und 5 Döner-Buden sind. Die 
>Schrippen gibt es für 0,03 Euro. Die machen sich gegenseitig kaputt. Soll sie 
>sich die Schrippen gegenseitig verkaufen? Prima! Da sind wir wieder 
>beim "ökonomisches Perpetuum mobile".
>  
>
Ich dachte, diese sehr großzüge Regelung mit den ICH-AGs läuft bald aus. 
Man muss dann nachweisen, dass man wirklich von dem erwirtschafteten 
leben kann, und nicht, dass es dann fünf Dönerbuden in einer Straße 
gibt. Für mich ein ziemlich gutes Beispiel übrigens, dafür, dass der 
Staat sich nicht in das Marktgeschehen reinhängen sollte - weil er die 
ganze Situation nicht wirklich verbessert.

>>Und deshalb (u.a.) Polen und Tschechen die Arbeit machen? 
>>Wir leben auch (nicht mehr) in einer Planwirtschaft, wo einfach 6 Mill.
>>Leute in die Dienstleistung geschickt werden.
>>    
>>
>
>Also beim A-Amt hab ich immer noch das Gefühl von "Planwirtschaft" oder 
>besser "Planloses wirtschaften". Die leben doch tatsächlich nur für ihrer 
>Statistiken.
>  
>
Die Bundesagentur für Arbeit ist eine Behörde. Die können doch gar nicht 
anders - denn wenn sie schneller wären hätten sie ja auch nichts davon! 
Da fehlt absolut die Motivation, die ein Unternehmen hat.

>Wir haben immer mehr alte und behinderte Menschen. Nur da sind wir wieder 
>beim "ökonomisches Perpetuum mobile". Die Pflege-Sätze reichen nicht um eine 
>Menschenwürdige Versorgung zu gewährleisten. Die Renten und Sozialhilfen sind 
>zu niedrig, mit die Rentner und behinderten Menschen ihrer Pflege selber 
>bezahlen können. Die Pfleger selbst zahlen (wenn sie genug verdienen) 
>Steuern. Aber die Steuern die sie Abführen, können natürlich nicht reichen um 
>sich (über Umwege über den Staat) selber zu bezahlen.
>
Stimmt. Allerdings besteht Deutschland ja nicht nur aus alten Menschen. 
Es gibt ja auch eine (zugegebenermaßen kleiner werdende) Schicht von 
Arbeitern die wirklich etwas produzieren - und auch Steuern zahlen. Und 
Krankenversicherung. Und Mehrwertsteuer. Nicht zu vergessen die Biersteuer.

>>>Denn die Lohnsteuer (zu der ich auch die versteckten Posten Kranken-,
>>>Arbeitslosen-,Pflege und schlag_mich_tot-Kassen zähle) muss ständig erhöht
>>>werden, um so weniger Leute verdienen. Und wenn die Steuern erhöht werden,
>>>wird die Arbeit zu teuer und noch mehr Leute werden entlassen bzw. gehen
>>>nicht mehr arbeiten (für das, was sie raus bekommen)...also eine
>>>Abwärts-Spirale.
>>>      
>>>
>>Und trotzdem haben wir ja einen leichten Aufschwung zu verzeichnen,
>>    
>>
>
>Was meist du jetzt?
>Bruttosozialprodukt? 
>Arbeitzlosenzahlen?
>Lohnentwicklung?
>
>Also die Reallöhne sinken seid Jahren: 
>http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,428944,00.html
>  
>
Richtig!!! Überleg mal, was das heißt: Das heißt doch, dass sich die 
Wirtschaft an die "neuen" Verhältnisse anpasst. Wir haben über unsere 
Verhältnisse gelebt (bitte nicht persönlich auffassen!) und jetzt 
reguliert sich das wieder nach unten. Aus diesem Grund wird Deutschland 
wieder international wettbewerbsfähig. Und wettbewerbsfähig(er) werden 
heißt mehr Waren absetzen zu können. Das heißt, dass es Leute da draußen 
gibt, die deutsche Autos für so gut halten, dass sie bereit sind dafür 
einen gewissen "Premium-Aufschlag" zu bezahlen (vereinfacht 
weitergedacht: und nicht den Preis, den die Autos vor fünf Jahren hatten)

Wie dieses Auto hergestellt wird entscheidet nicht der Staat, nicht die 
PDS und nicht [...] sondern der Käufer. Es gibt auch Leute die bereit 
sind dafür zu bezahlen, dass sie ein Auto mit einer von Hand gefertigten 
Karosse bekommen. Die meisten sind das aber nicht, deshalb fertigt zB 
BMW in Leipzig die Karossien zu 97% mit Robotern (Oh man, und ALLE 
Rechner da laufen unter Windows XP). Was ich aber sagen wollte: BMW baut 
also dieses Werk in Leipzig, das haben Leute entschieden von denen man 
denkt, dass sie Ahnung haben, deshalb werden sie ja so gut bezahlt: Die 
haben entschieden, dass es für Sie keinen besseren Platz auf der Welt 
für dieses Werk gibt. Ist doch schön, oder nicht?

Was wächst, ist das BIP. Um 2% - hoffen wir mal.

>>sogar in der Baubranche - wo Schwarzarbeit ja noch mit am einfachsten zu
>>realisieren ist. Es gibt sogar noch lohnintensive Branchen mit denen in
>>Deutschland Geld verdient wird. Fujitsu-Siemens schraubt hier in
>>Deutschland Desktop-PCs zusammen - und das Obwohl das Lohnniveau in
>>China viel, viel geringer ist. 
>>    
>>
>Ja. Ich behaupte ja ach nichts Gegenteiliges. Ich sage nur, es wird für die 
>selbe Produktivität weniger Personal benötigt 
>
Ja.

>und die Merkte sind übersättigt 
>um eine Inflationären Absatz aufrächt zu halten.
>  
>
Nein. Sollte ein Markt übersättigt sein, wird kein vernünftiger 
Unternehmer noch versuchen da einzudringen, es sei denn er hat gute 
Gründe. Oder?

Nur, wenn es nicht dein eigenes Geld ist denkst du nicht so darüber 
nach, sondern baust in Frankfurt/O eine halbe Chipfabrik, in Brandt eine 
halbe Zepellinfabrik und eine Rennstrecke in der Nähe von... Na, ihr 
wisst schon. Diese fünf Dönerbuden in deiner Straße sind genau so ein 
Zeichen, dass das jetztige System der Umverteilung ziemlich sch... ist.

>Es brauch eben niemand eine zweit Waschmaschine, Kühlschrank und Wohnung. 
>  
>
Und auch keine Computer, keine Flugzeuge, keine Autos, keine 
Klimaanlagen. Warum überhaupt Kühlschränke? Ging doch früher auch ohne. 
Die menschlichen Bedürfnisse sind leider unerschöpflich und aus diesem 
Grund wird auch immer weiter gebastelt und probiert Sachen effizienter 
zu machen. (Früher hatte ich ja mal Windows auf dem Rechner, aber ich 
war damit unzufrieden - und froh, dass ich mir noch ein zweites OS 
installieren konnte)

>>>Also weg von der Lohnsteuer und den Arbeitnehmer-bla-bla-Kassen. Hin zur
>>>Energie-, Ressourcen-, Müll und Mehrwert-Steuer. Und damit sind wir dann
>>>wieder beim Grundeinkommen (was übrigens schon im GG steht). Im
>>>Gesundheitswesen zahlen dann alle ein und werden alle versorgt. Wer ein
>>>vergoldeten Rollstuhl will muss sich dann selber darum kümmern.
>>>      
>>>
>>Ist das denn heute so viel anders? Es gibt eine medizinische
>>Grundversorgung, zB beim Zahnersatz - und wer mehr will, muss auch
>>(kräftig) dafür bezahlen. Sicher, wie bei allen Umverteilungsmaßnahmen
>>geht es auch hier nicht immer "gerecht" zu, aber das wäre bei einer
>>Grundsicherung auch nicht anders.
>>    
>>
>
>Ich habe mittlerweile zig tausende Euro Rentenversicherung eingezahlt und habe 
>z.Z. einen Rentenanspruch von 104 Euro/Mon. Wozu frage ich mich?
>  
>
Klingt nicht gut. Aber es hängt vielleicht damit zusammen, dass die 
Menschen ja immer älter werden. Willst du vielleicht mit 65 in Rente 
gehen und 100 werden? Das wären dann 35 Jahre Rentenversorgung a 12 
Monate je 104 Euronen. Macht exakt: 43.680€ Hast du schon soviel 
eingezahlt? :-) Möchtest du 100 werden? Ich wünsche es dir!  
(Nichtsdestotrotz, 104€/Monat sieht verdammt ungerecht aus.)

>>>Aber Fakt ist doch wirklich, das wir mehr Arbeitskraft haben, als die
>>>Wirtschaft braucht.
>>>      
>>>
>>Hoho! :-)
>>
>>Woraus leitest du das ab - Dass es Arbeitslosigkeit gibt?
>>    
>>
>Willst du mich veräppeln?
>  
>
Nein, wirklich nicht! Entschuldige, falls das so aufzufassen war. Es war 
eine ernstgemeinte Frage. Woran ich dachte ist folgendes: Es gibt der 
Studenten einige, die nach dem achten Semester schon eine feste Stelle 
in der Tasche haben. Aber das sind meist nicht die, die Architektur, 
Stadt- und Regionalplanung, Medienwissenschaften oder Germanistik 
studieren. Und es soll ja auch nicht jeder studieren: Die 
Fleischerinnungen haben auch erst zwei Drittel Ihrer Lehrlingsstellen 
besetzt in Brandenburg. Komisch, oder? Es gibt tatsächlich Unternehmen, 
die Leute suchen.

>>Kennst du niemanden, der zwölf Stunden am Tag arbeitet? 
>>    
>>
>
>Meine Tante hat ein Laden. Früher war das normal für sie. Heute, seid sie das 
>Geld von zu hause mitbring, weil der Laden nicht mehr rentabel ist, lässt sie 
>es etwas lockerer angehen. Gegen Ende des Jahres wird sie die Rollos ihres 
>laden zum letzten mal runter machen.
>  
>
Schade. Was denkst du, woran es liegt? Vielleicht, weil die Leute lieber 
zu den Discoutern gehen, weil es da billiger ist? (Literaturtip: 
"Schwarzbuch LIDL", Autor: vergessen)

>>Wie auch schon geschrieben wurde (Peter wars, glaube ich) geht es uns deshalb so gut,
>>weil woanders auf dieser Erde Menschen dafür malochen müssen, dass wir
>>so billige Computer haben. Dass woanders Raubbau an Wäldern begangen
>>wird, damit es an die reichen Industrienationen verschachert werden kann.
>>    
>>
>
>Daraus schließe ich mal, das du nur Produckte aus dem Fairhandel erwirbst oder 
>dem Bauer von neben an.
>  
>
Nee, nicht wirklich. Das mit dem Bauer stimmt. Aber an den "Fairen 
Handel" fehlt mir der Glauben. Und selbst wenn es nicht so wäre: In der 
VWL heißt das "Private Vices, Public Benefits" - Absolut unsozial und 
unmenschlich - "Wenn jeder an sich selbst denkt ist an alle gedacht.". 
Wenn wir nicht dieses (negative) Verhalten hätten ginge es uns (als 
Land) ja nicht so gut, dass ist das (perverse) Problem.

>>Fakt ist, dass der Prozess der Arbeitserstellung (sowohl quantitativ als
>>auch qualitativ) ungleichmäßig verteilt ist.
>>    
>>
>
>Ich bin mir nicht ganz sicher was mit "Arbeitserstellung" gemeint ist, aber im 
>Grunde gebe ich dir Recht.
>  
>
Arbeitserstellung = Produktion von Gütern und Dienstleistungen. Und was 
du oben von deiner Tante geschrieben hattest trifft den Nagel genau auf 
den Kopf: Es gibt einfach Leute, die diesen Arbeitsalltag haben. Obwohl 
die letzten vier Stunden sicher nicht so produktiv sind, als wenn man 
eine neue Kraft einstellen würde. Ich weiß nicht, ob man etwas dagegen 
tun kann. Man könnte alles staatlich organisieren und die Leute 
"zwingen" jeden Tag acht Stunden arbeiten zu gehen und am Ende des 
Monats wird das "Grundeinkommen" gleichmäßig auf alle verteilt. Ups, das 
das gabs ja schonmal.

Frank
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