[linux-l] Sozalabbau (war: "Die Windows-Hölle")

Oliver Bandel oliver at first.in-berlin.de
Fr Aug 25 23:32:32 CEST 2006


On Fri, Aug 25, 2006 at 10:41:14PM +0200, Steffen Schulz wrote:
> On 060825 at 19:20, Frank Lehmann wrote:
[...]
> Bei der Privatisierung von Dienstleistungen geschehen zwei Sachen:
> Sie werden teurer und sie leisten weniger. Weil der Manager natuerlich
> den Profit maximiert, was bedeutet, dass er saemtliche Kosten zu
> externalisieren, also auf andere abzuwaelzen versucht.
[...]

Externalisiuerung der Kosten hat sich nun auch beim Staat herum gesprochen,
und das "Ausserhalb" ist das bedürftige Volk.
Denn die Lobby der ohnehin wohlhabenden/reichen Leute ist ja "innerhalb".

Volk ist Feind vom Staat.

Man braucht dann nur noch nette Worte finden (Wirtschafts-Floskeln)
und alle schlucken es...


[...]
> Es ist nicht nur eine Laune, dass offenbar der Grossteil der
> Bevoelkerung mit Loehnen und Ausgaben unzufrieden ist. Es werden mehr,
> und es wird radikaler, weil die Ausbeutung und Ungleichheit ebenfalls
> radikaler wird.

Naja, wirklich radikal wird niemand; die meisten wollen nur mehr Geld.
Das heisst letztlich, daß das, wogegen man eigentlich kämpftm oder
glaubt zu kämpfen, von einem selber (bzw. den eigenen Forderungen)
bloss wieder gestützt wird!

So wird das nix!


[...]
> Das heist aber nicht, dass globale Selbstregulierung die Loesung ist.
> Sowas wird langfristig den Mittelstand vernichten.

ooops?

Was meinst Du?


BTW: Mittelstand ist meist aber auch Mittelmaß!



> 
> > >Es brauch eben niemand eine zweit Waschmaschine, Kühlschrank und Wohnung. 
> > Und auch keine Computer, keine Flugzeuge, keine Autos, keine 
> > Klimaanlagen. Warum überhaupt Kühlschränke? Ging doch früher auch ohne. 
> > Die menschlichen Bedürfnisse sind leider unerschöpflich und aus diesem 
> > Grund wird auch immer weiter gebastelt und probiert Sachen effizienter 
> > zu machen.
> 
> Das Problem ist nicht, dass man Sachen effienter machen will, sondern
> dass ein Zielkonflikt zwischen Gesellschaft und Wirtschaft besteht.

Oh, nett ausgedrückt; kannst Du das etwas ausführlicher beschreiben?!



 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

> Reichtum ist nicht die Zahl auf dem Konto.

 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!


WOW ! ! ! !


Sehr schöne, knackige, supergute Formulierung! :) :) :)




Aber meinst Du, die meisten Leute verstehen, was Du damit meints?! ;-(


[...]
> Ja. Vielleicht liegt das daran, dass man heute mit Abitur Baecker und
> Friseur wird.


Man kann es auch so sehen:
  "Selbst unsere einfachen  Facharbeiter, ja sogar unsere
   Hilfskräfte haben einen hohen Bildungsstand, sind manche
   sogar studierte, haben Diplom, Dr., ja sogar Professoren-Titel!"


Was spricht dagegen, daß selbst der Mülltonnmen-Schieber studiert hat?

Ist das nicht eine Auszeichnung für diese Gesellschaft?!



> Mit meinem Studium schaff ich's wohl auch mal in den
> Arbeitsmarkt, andere haben da weniger Glueck.


Warten wir es ab.


Letztens in der Firma, wo ich derzeit für ein Projekt arbeite...
...kleine Geburststagsfeier... einer der Mitarbeiter meinte zum
Thema "Klassnetreffen": "Die Leute, von denen man es erwartete,
 erfolgreich zu sein, sind es nicht geworden, und die, bei denen
 man es nicht gedacht hätte, hatten >>es<< geschafft."

Auf mehrfaches erstauntes nachfragen schien sich diese Beobachtung bei anderen
entweder zu bestätigen, oder es blieb unklar und Forschungsgebiet für weiteres Hinschauen.
Aber Gegensätzliche Beobachtungen gab  es keine.

Was sagt uns das?



> 
> Das die Fleischerinnung Leute sucht, hilft der Anglistin auch nicht.
> Jetzt kann man sagen "soll sie halt was anderes studieren", aber genau
> das ist ja der Haken. Da sind ganze Bevoelkerungsschichten, die auf dem
> Arbeitsmarkt nicht gebraucht werden.

Tja, "Pech gehabt!"


> Solche Faecher werden heute
> studiert, weil man schon vorher keine Chancen auf nen Job hat.

Das ist 1.: eine Unterstellung
        2.: Wenn es zutreffen würde: selber schuld, daß die Dame keinen Job
            bekommt
        3.: Wenn das die einzige Einstellung ist zum Studium, später einen
            Job dadurch zu bekommen, sicherlich die Quittung, die berechtigt ist!
        4.: Was Punkt 3 angeht: ja, das wird immer gefordert von Leuten, die meinen,
            wirtschaftliche Gesichtspunkte seien das wichtigste. Aber genau dadurch
            kommt ja der ganze Murks hier (ujnd anderswo) in der Gesellschaft zustande!
            => Hauptsache man fügt sich ein, funktional, in das System der Abzocke
            und puren Funktionalität, selbnste, wenn es keinen Spass macht!

            Dabei wären doch Leute, die Spaß an Ihrer Arbeit haben so sehr effektiv,
            daß sie ein paar potentiell vorhandene Durchhänger auch noch locker, locker
            mit finanzieren könnten.
            Stattdessen versaut man *ALLEN* die Freude, weil es verpönt ist, daß man
            Spaß an der Arbeit hat, richtet sioch nach den externen kriterien, wird dadurch
            missgelaunt ("man InnerlicheKündigung") und arbeitet ineffizient, nimmt
            *irgend einen* Job an, weil der gerade frei war und man es nicht ablehnen durfte,
            weil das verwerflich wäre, arbeitet dadurch ineffizient, ist mißgelaunt im Alltag,
            schlägt Mann/Frau/Kinder, erarbeitet sich Hass gegen anderes-artige,
            .....

            ...und diese "Anderen" haben auch keine andere Möglichkeit, als nur noch
            die Lücken zu füllen...


            Mit anderen Worten: ich denke, viele leute arbeiten in den falschen Bereichen,
            und würden sie mehr ihrem inneren Dingens nachkommen, wäre nicht nur ihnen selbst,
            sondern auch den anderen menschen besser gedient.

            => Fehlbelegung aus falschen Ansätzen heraus (der Musiker wird Klempner, der
               Sportfrak soll Jura studieren, .......)



[...]
> Marx ist die Theorie, Murx ist die Praxis...
[...]

Da wo die Theorie von der Analyse zur Geschichts-Vorhersage (Kaffeesatz-Lesen,
labern von geschichtlichen "Notwendigkeiten"/"Gesetzen" usw.) übergeht,
wird aus Soziologie eine Sozio-Astrologie.

Deswegen ist die Theorie teils interessant, und gut (wird auch von heutigen
Wissenschaftlern noch benutzt), teils vollkommener Unsinn.

Anmerkung: Vielleicht ist auch die heuteige Wirtschaftstheorie Unsinn,
           und zwar nicht nur da, wo sie Marx bestätigt, sondern auch da, wo sie ihn
           anfeindet.


Die Wirtschaftstheorie ist eh auf veralteten Annahmen basierend, wie selbst die
derzeitige Wissenschaftliche Grundlage *überhaupt* !!!

Allerdings ist das zu hinterfragen nicht sehr populär.
...schliesslich fängt es schon bei so grundlegenden Fragen wie selbst der
Logik und ihrer Benutzung an...

... da wollen eben die meisten Leute nicht dran.


Gruß,
   Oliver

-- 
"Objectivity is a subject's delusion that 
 observing can be done  without him."              
                     (Heinz von Foerster)




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