[linux-l] Re: (75% OT) ...schon abGEZockt?

Peter Ross Peter.Ross at alumni.tu-berlin.de
Fr Feb 10 06:55:09 CET 2006


On Fri, 10 Feb 2006, Frank Schubert wrote:

> Das ist alles gut und richtig, die haben aber auch keine so großen
> Lohnnebenkosten.

Die haben wir in Dtl., weil der Anteil der Lohnsteuer am Gesamteinkommen 
hoeher ist als in anderen Laendern.

(Andersrum gesagt: Nicht abhaengig Beschaeftigte aller Arten und 
besonders Grossunternehmen zahlen in Dtl. weniger Steuern als anderswo)

Dann gibt es ein Sozialversicherungssystem, was direkt an Lohnkosten 
gebunden ist (wer hoehere/andere Einkommen hat, beteiligt sich nicht 
daran, sondern geht zu kostenguenstigeren/lukrativeren 
Privatversicherungen bzw. zahlt gar nichts ein - siehe 
Arbeitslosenversicherung).

Und daher ist der Anteil der Versicherungskosten an den Lohnnebenkosten 
auch sehr hoch.

Daher erfordert ein Arbeitsplatz in Dtl. eine wesentlich hoehere 
Arbeitsproduktivitaet, um fuer ein Unternehmen profitabel zu sein, es gibt 
wenig Anreize, in andere Bereiche zu investieren (die werden dann oft vom 
Schwarzmarkt abgedeckt).

Durch zwangsabgabepflichtige Abgaben, die vor dem Greifen von 
Steuerbefreiungen greifen (was z.B. fuer das Sozialversicherungssystem in 
Dtl. fuer Lohnempfaenger stimmt),

und von der Art des Einkommens abhaengig ist (was dann eine echte 
"Solidargemeinschaft" ist, wovon in Dtl. immer noch ab und an geschwaetzt 
wird - sie ist in Wirklichkeit eine "Solidargemeinschaft" derer, die 
"dank" abhaengiger Beschaeftigung und geringen Einkommen - das z.B. die 
Flucht in eine private Krankenversicherung verhindert)

waere in Dtl. eine sozialere Verteilung der Lasten moeglich, die 
Lonnebenkosten wuerden sinken, die Realeinkommen der abhaengig 
Beschaeftigten wuerden steigen, was die notorische Konsumflaute auf dem 
Binnenmarkt lindern wuerde (das "Sparen" an Einkommen ist in Bezug auf die 
Binnenmarktnachfrage etwa so, als wenn man bei einem Motor, der stottert, 
weil wenig Sprit reinkommt, sagt, man koenne dagegen was tun, indem man 
die Benzinzufuhr weiterdrosselt).

Gegen die politische Durchsetzung stehen all die Henkels und BDI, 
Industrie- und Handelskammer und weiss der Geier, wie sie alle heissen..

Die Vernachlaessigung des Binnenmarktes zeigt doch, dass besonders die 
Grossunternehmen wesentlich mehr Interesse an einr funktionierenden 
Exportwirtschaft haben, die deswegen nach wie vor funktioniert, weil die 
Jobs in diesen Branchen zumeist hochprofitabel sind, und nicht an 
vielen Arbeitsplaetzen mit eben geringeren Gewinnmargen.

Gruss
Peter


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