[linux-l] heise.de: Studie: Linux einfacher, sicherer und billiger als Windows

Steffen Dettmer steffen at dett.de
Di Feb 21 01:13:45 CET 2006


* Volker Grabsch wrote on Sat, Feb 18, 2006 at 10:46 +0100:
> On Fri, Feb 17, 2006 at 11:00:09AM +0100, Bernd Villiger wrote:
 [...] 
> > eine gute DTP-Software allein
> > macht auch noch lange keinen guten Graphiker ...
> 
> Dem muss ich entschieden widersprechen! 

Ich stimme Bernd zu...

 [...] 
> Aber der Anteil der fähigen Leute sinkt - sagen wir - auf 1% runter.
> Was heißt das? Es heißt, wir haben 10.000 fähige Leute, also 10 mal so
> viele wie vorher.

Ja, und? Insgesammt wird 100 mal so viel hergestellt, mir einer
durchschnittlichen Qualität von 1%. Die 10.000 fähigen Leute haben dann
auch irgendwann kaum noch Lust. Ausserdem "diktieren" die anderen 99%
die Anforderungen ("hey, ganz nett, aber gibt's denn kein Hotplug?!")...

> Nochmal konkret zu deiner Graphik-Software: Mag sein, dass seit der
> großen Verbreitung von Photoshop (durch illegale Kopien) und Gimp
> immer mehr Leute Graphiken entwerfen, ohne künstlerisch ausgebildet
> oder auch nur begabt zu sein. Aber durch die neuen Möglichkeiten fangen
> immer mehr Menschen schon in ihrer Jugend an, mit solchen Tools
> herumzuspielen und auch ernsthaftere Sachen zu machen. Sie sammeln
> Erfahrung und werden besser. Einige werden sie sogar richtig gut darin,
> und entdecken künstlerisches Talent, das sie bei alt-hergebrachten
> Methoden (Kunst-Unterricht, Aquarell-Farben bzw. Fineliner auf Papier,
> ..) nicht entdecken konnten.

Ja, hat ja auch niemand was dagegen, Kunst zu machen. Hat aber auch
Nachteile. Wenn man sich diverse Galerien im Internet anguckt, findet
man viel... ich sag mal... durchschnittliches. Also MASSEN davon. Wenn
heute in einer Online-Foto-Galerie drei wirklich tolle Bilder drin sind,
sind bestimmt 100 durchschnittliche drin. Ist halt einfach, da seine
ganze digicam raufzuladen. Aber sich tiefe Gedanken über Struktur etc.
zu machen, ist nicht mehr "in". Das find ich z.B. sehr Schade.

> Ich brauche Ewigkeiten, um etwas gut aussehendes zu produzieren.  Ich
> gehöre ganz eindeutig zu denjenigen, die deiner Meinung nach lieber
> die Finger von Gimp & Co. lassen sollten.

Nein, warum denn gerade Du? Schon allein "Ewigkeiten, um etwas gut(es)
zu produzieren" zeigt, dass Du gerade nicht zur Masse gehörst. Die Masse
würde nicht in Ewigkeiten ein tolles sondern in der halben Zeit zehn
durchschnittliche Bilder machen. Und alle veröffentlichen. Verlinken.
Volles Programm. Ich nenn das mal "polluten". Und dann? Und dann findet
niemand mehr Dein tolles Bild... 

> mir, was sinnvoll ist und was nicht, was welche Farbe haben sollte, was
> ich wohin schieben sollte, welches Element ich wohin ausrichten sollte,
> u.s.w..  

cool, klingt prima.

> wir schon wirklich schöne Grafiken, Webseiten etc. designt. Und das,
> obwohl sie keine (tiefgehende) Ahnung von den Grafik-Programmen,
> Dateiformaten, etc. hat, und ich keine Ahnung von Grafik-Design.

Klingt nach Spass, prima.

> Solche Prozesse werden nur gefördert, wenn man die professionellen
> Werkzeuge auch den Anfängern zugänglich macht.

Zugänglich machen ist kein Problem. Wenn Du Interesse hast, guckst Du
Dir das an, ob Du nu "bekehrt" wirst, oder nicht.

Das Problem ist doch, dass Leuten, die das überhaupt nicht brauchen,
erzählt wird (indirekt), dass "man mal so richtig abgimpen muss und
brauchste ein linux am start und coole proggies" (alles klein). Das
wirkt schnell recht unfertig. Wie die Foreneinträge, über die ich beim
googeln öfter stoplere...

> Dann werden manchmal Anfänger zu Experten, ohne eine extra Ausbildung
> zu benötigen (weil sie es autodidaktisch von Kindheit an schaffen),

Na, lass uns Einzelfälle mal nicht gleich zur Allgemeinheit erklären...
;)

> oder dass mehrere - für sich genommen - unfähige Meschen sich
> gegenseitig ergänzen, und ebenfalls ohne fachliche Ausbildung sehr
> gute Sachen zustande bringen.

Ja, der Schlüssel ist IMHO, ob man "irgendwas machen" will und das in
Foren verbreitet oder ob man das richtige richtig macht. Bei PostgreSQL
hab ich mal was Feines gelesen: "Wir brauchen nicht viele Leute mit
wenig Zeit, sondern Wenige mit viel Zeit". Die Masse (1 Mio statt 10k)
macht's IMHO nicht. Ob's nu ein kshutdown mehr oder weniger gibt, ist
mir relativ egal. Prima, wenn die Leute kshutdowns programmieren,
anstatt auf der Strasse Frauen anzupöbeln, klar! Ist wirklich prima.
Aber das sind schon die Ausnahmen. Die Masse macht ja eigentlich gar
nichts, ausser vielleicht Linux installieren und sich wundern, warum
beim Einstecken des USB Sticks kein Explorerfenster aufgeht. Obwohl,
jetzt geht's bei SuSE/KDE vermutlich sogar auf.

> Genauso sieht es IMHO auch in der OpenSource Community aus: Seit die
> Linux-Distributionen mehr und mehr blutige Anfänger erreichen, wachsen
> auch immer mehr Experten heran. 

Ich fürchte eher, das ist wie bei der Windows-IT. Bei klassischen
Unix-Admins wusste noch jeder, was IP eigentlich ist und wo man den
Headeraufbau nachlesen kann. Heute wissen hoffentlich die meisten
"WinAdmins" in etwa, worum es bei IP geht und könnten ergoogeln, dass es
Header gibt. Im Durchschnitt versaut das den Admins nicht nur die Preise
(Einkommen, ...), sondern davon profitieren die Netze auch nicht so
besonders, weil es ja Rückkopplungen gibt...

> Natürlich steigt auch der prozentuale Anteil an Schrott, 

GENAU.

> aber es kommen eben immer mehr gute Programmierer heraus. 

Warum? Heute muss man doch als Programmierer weniger gut sein, um sich
zu differenzieren, als früher und ausserdem gibt es weniger Bedarf für
gute Programmierer, weil die "Kunden" ja eigentlich lieber bunten
Schrott schnell haben möchten.

> Wieso sollte man die neu entstandene "Elite" wieder abkapseln von der
> "Masse"? 

Weil das die Definition von Elite ist?

> Die Anzahl der Experten wird doch nicht geringer, wenn ein System
> massentauglich gestaltet wird, sondern sie wird höher!
> Nur ihr Anteil an der gesamten Benutzerzahl wird niedriger.

Und damit ihr Einfluss geringer, dadurch sinkt mit der Zeit der Massstab
für "Experte". Beschäftigen Computer-Notdienste oder gar Hotlines noch
Ingenieure oder sowas? Nee. :)

oki,

Steffen

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Dieses Schreiben wurde maschinell erstellt,
es trägt daher weder Unterschrift noch Siegel.



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