[linux-l] Aktuelle Debian?

Mike Dornberger Mike.Dornberger at gmx.de
Do Jun 29 19:36:06 CEST 2006


Hallo,

On Wed, Jun 28, 2006 at 12:34:21PM +0200, Oliver Bandel wrote:
> On Wed, Jun 28, 2006 at 12:22:49PM +0200, Mike Dornberger wrote:
> > Also die kann dir kein komplettes Debian installieren, so wie man es
> > benutzen will, ohne Teile aus dem Netz nachzuladen (IIRC).

> ? Du meinst, es ist ein rudimentäres System, das aber eigentlich
> erst die eigentliche Installation ausführt?
> Läuft die auch so schon als Standalone (quasi Knoppix-Verschnitt
> in abgespeckter Form) evtl. von CD-ROM?

Es kann sein, daß auf der Netzinstall auch ein sehr rudimentäres,
kleines Rettungssystem drauf ist, falls das Debian von Platte mal nicht mehr
bootet. Kann auch sein, daß das auf der ersten oder zweiten Install-CD des
vollen Satzes war.

Die Install-CD enthält nebst 1 bis 2 Boot-Kernen den modularen
Debian-Installer (meist mit d-i abgekürzt, vor allem auf
Debian-Mailinglisten) und wohl ein paar wenige Debian-Grundpakete. Ich habe
mir den genauen Aufbau des d-i Systems noch nicht im Detail angesehen, aber
er hat schon einiges an Lob eingefahren.

> > Aber der Installer ist schon angenehm und
> > sollte man mal gesehen haben.
> 
> redest Du nun von zwei verschiedenen CDs?

Nein. Ich rede die ganze Zeit von der einen Netinstall-CD. :) Da die meisten
Leute genau einmal ein Debian-System installieren und dann (meist ohne
[größere] Probleme) auf die nächste stable upgraden, kennen viele der
Debian-Anwender den Installer gar nicht.

Obwohl er etwas spartanisch aussieht (Textkonsole mit einfachen
ncurses-Menü), kann er eine ganze Menge. So z. B. kann er Installer-Module
nachladen, auch aus dem Netz, wenn das konfiguriert ist oder man gibt am
Boot-Prompt eine "preseed"-Datei mit und er installiert ein komplettes
System nach deinen Wünschen. Die Datei kann von Diskette, Platte, USB-Stick,
... kommen oder du packst sie in die Image-Datei vor dem Brennen. Das
preseed-file kann er sich evt. auch aus dem Netz ziehen. Aber wie gesagt,
genau hab ich mir das alles und die ganzen Möglichkeiten auch noch nicht
angesehen.

Ab Etch wird es dann übrigens wohl auch ein Modul geben, das die ganzen
Menüs dann graphisch (GTK glaube ich) darstellt.

> Bis eben dachte ich noch, ich weiß was das für eine CD ist,
> allmählich denke ich, verschwimmt's mir :(

Es ist eine CD, die dafür da ist, dir ein lauffähiges, aber sehr minimales
Debian-System auf deinem Rechner zu installieren (Sprach-Auswahl,
Hardware-Erkennung, Partitionierung, falls man das wünscht, Auswahl, ob man
z. B. Partition A als /, B als /usr, c als /home, ... mounten möchte). Falls
zwischendurch mal was nicht richtig läuft, hast du auch eine Konsole, bzw.
kannst eine starten.

Wenn das Debian erstmal auf eigenen Beinen stehen kann, ist d-i fertig.
Danach wird glaube ich das neue System gebootet und "base-install" (oder war
das "base-config"?) wird ausgeführt. Das fragt dann z. B. danach, wie der
Rechner heißen soll, ... und ruft dann tasksel oder aptitude auf, wo du dann
auswählen kannst, welche Pakete oder Paket-Gruppen du noch installieren
möchtest. Die Pakete fragen dann ggf. auch mittels Debconf nochmal nach
Einstellungen, die sie betreffen. ("Möchten sie blahfahsel setuid root
installieren?")

Evt. soll der "base-install"-Schritt ab Etch oder Etch+1 dann auch von d-i
übernommen werden, weiß ich jetzt nicht mehr genau.

Im übrigen werden die Einzelkomponenten des Installers, wie z. B. das
cfdisk-Modul (falls man damit an der Partitionstabelle Änderungen machen
möchte; der Installer bietet da auch verschiedene Auswahl soweit ich mich
erinnere), auch aus den Sourcen der entsprechenden Debian-Source-Pakete
gebaut (.udeb).

Ich hab das jetzt mal alles aus dem Kopf geschrieben. Es bleibt dem
geneigten Leser als Übung überlassen, o. g. Behauptungen zu überprüfen. :)

> > Und falls du schon irgendwas hast, was dir eine POSIX-Umgebung macht,
> > kannst du ein Debian auch von da aus [1]mittels debootstrap
> > installieren. Vielleicht klappt das sogar schon unter einem cygwin.
> 
> Ooops.. aber das wird dann eine echte Installation, keine Emu-Sch....?!

Ja, die wird "echt". debootstrap zieht sich die entsprechenden Pakete aus
dem Netz (mit wget) und entpackt sie (ar, tar; umgeht dpkg, damit das Ding
so portabel wie möglich ist) in die Ziel-Partition und wird dann wohl auch
die Maintainer-Scripte ausführen. Schließlich ist bei Debian alles ein
Paket, auch der Kernel, Boot-Loader, ...

Ich selbst habe debootstrap aber noch nicht benutzt.

"Im wesentlichen" macht d-i auch nichts anderes. Nur halt mit ein paar Menüs
drumherum. :)

> > Aber debootstrap braucht evt. chroot, was mit cygwin glaube ich nicht
> > geht. (Letzten beiden Aussagen ungeprüfte Vermutungen.)
> > 
> >  [1] http://www.debian.org/releases/stable/i386/apcs04.html.de
> >      (oder .en für die Englische Ausgabe)
> 
> OK, kann ich mal sichten.
> 
> Danke für die Infos.

Es ging mir darum: Du brauchst also auch die Netinst-CD nicht, falls du
schon z. B. ein Knoppix oder eine SuSE-Live-CD oder whatever hast. Wenn du
Netz damit hast, ziehst du dir debootstrap, das dürften ein paar kB sein und
stiefelst damit los. Knoppix kann man natürlich auch erst auf Platte
installieren und dann upgraden, aber irgendwie erscheint mir das ein wenig
unsauber. :)

Aber das mit debootstrap ist vielleicht nur was für Fortgeschrittene in
Sachen Debian. Vielleicht hätte ich das nicht unbedingt bringen sollen.

Gruß,
 Mike




Mehr Informationen über die Mailingliste linux-l