[linux-l] Wiki-Grundsatz-Diskusion

[Volker Grabsch]

On Mon, May 01, 2006 at 04:16:18PM +0200, Thomas Schmidt wrote:
> Wenn man mit vielen Leuten in einem Projekt arbeitet oder das Hobby 
> teilt, möchte man oft eine Webseite haben, auf der die bisherigen 
> Erkenntnisse, Informationen und Vereinbarungen schnell sichtbar sind.
> An dieser Stelle wird häufig mit einem Wiki gearbeitet.
> 
> Man soll aber auch eine Frage stellen können oder Themen diskutieren. 
> Die Webmaster installieren ein Forum.

Meiner Meinung nach ist diese Zweiteilung auch etwas ganz Natürliches.

Es ist die Trennung zwischen kurzlebigen und langlebigen Informationen,
oder salopp gesagt: der Unterschied zwischen Gequatsche und Dokumentation.

Beides ist wichtig, aber in jeweils völlig anderen Zeitrahmen.

> Ich kann Euch etliche Beispiele zeigen, wo im Forum gequatscht wird ohne 
> Ende, aber die Essenz nie den Weg ins Wiki findet, dieses also verwaist. 
> Für mich ist das verständlich: Jemand müßte ja aktiv werden und das Wiki 
> mit Sachen füttern, die schon wild verstreut im Forum stehen.

Kenn ich auch.

In einer Python-Mailingliste (glaubich, weiß nicht mehr genau) war das
mal so geregelt, dass es jemanden gibt, der regelmäßig zusammenfasst.
Das heißt, er sammelt aus langen Threads die Essenz heraus, beleuchtet
kurz alle Standpunkte und die wichtigsten Argumente.

Ich denke, das ist es ungefähr, was du meinst. Dort jedoch funktioniert
es nur, weil's jemand zusammenträgt. Es ist kein Wiki oder so.

> Wiki-Artikel mit Diskussionsbaum unten drunter entschärfen die Situation 
> etwas, aber der Weg vom Thread in den Artikel bleibt weit.

Kenn ich ebenfalls. :-)

> Nun meine Frage: Wie muß ein System aussehen, das diese Problematik löst?

Ich denke, dies ist ein soziales Problem und kein technisches.

Sobald es sich abzeichnet, dass die Diskussion Früchte trägt, muss
irgendwer den ersten Schritt machen. Manche schreiben auch längere
Texte als "Antwort" die eigentlich allein stehen könnten. (so wie
das, was ich hier grad schreibe ;-))

Solche Sachen einfach rüber ins Wiki kopieren und in der Diskussion
darauf hinweisen.

Vielleicht findet sich wenigstens noch jemand, der die Sachen kürzt
oder umordnet, sowas ist immer leichter, wenn man bereits gefiltertes
Material hat.

Oder der Autor, den du dort zitierst, möchte doch nicht, dass seine
Aussage in dieser Formulierung dableibt, und arbeitet sie dort um.

Sobald sich erstmal im Wiki etwas formiert besteht größeres Interesse,
seine eigene Meinung dort mit einfließen zu lassen, oder andere
Aussagen zu relativieren. Solche Dinge müssen einfach nur ins Rollen
gebracht werden.

Wenn es trotz Anlauf nicht klappt, kann man davon ausgehen, dass die
Diskutierenden kein Interesse an einem gemeinsamen Fortschritt haben.
In diesem Fall wäre ein Wiki-Artikel eh überflüssig (genauso wie
die Diskussion ;-)).

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Man kann auch ein bisschen mit dem Ego der anderen spielen, wenn man's
nicht übertreibt. Das, was sie zum Diskutieren antreibt, kann sie auch
zum Wikischreiben antreiben.

Zum Beispiel könntest du erstmal nur Argumente aus einem Lager
ins Wiki packen, um die Gegenseite zu motivieren, auch ihre Sicht
einzuarbeiten. Nur aufpassen, dass das nicht in einen Threading-Stil
ausartet.

Oder du packst besonders kontroverse oder nicht-so-gemeinte Aussagen
ins Wiki, sodass diejenigen, die du zitierst, natürlich ein Interesse
haben, das richtig zu stellen. Sie werden es hoffentlich gegen das
ersetzen, was sie eigentlich meinen, und nicht einfach nur rauslöschen.

Aber gut, der Unterschied zwischen Forum und Wiki (bzw. Mailingliste
und Dokumentation) sollte jedem klar sein. Falls nicht, wäre eine Liste
von Richtlinien nicht schlecht, was ins Wiki reinsoll und was nicht.
Diese Liste wird natürlich von allen bearbeitet. Die Regeln, die in
der Wikipedia unter "Neutraler Standpunkt" beschrieben wurden, sind
ein besonders guter Anfang. Diese Empfehlungen sind schließlich gerade
für kontroverse Themen eingeführt worden.

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Ich hoffe, das beantwortet deine Frage etwas.


Viele Grüße,

    Volker

-- 
Volker Grabsch
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