[linux-l] Re: internetzensur in europa (italien)

Rocco Rutte pdmef at cs.tu-berlin.de
So Mai 7 13:13:05 CEST 2006


Hi,

* Ivan F. Villanueva B. [06-05-07 11:56:47 +0200] wrote:
>Am Do, Mai 04, 2006 08:10:39 +0200, Frank Reker schrieb:
>> es lebe die zensur!! - ein erster schritt zurueck zum faschismus?

>> sicher koennte man jetzt argumentieren, es handele sich ja nur
>> um gluecksspiele, und man koennte ein gewisses verstaendnis
>> aufbringen.
>> ja man _koennte_, aber man _darf_ nicht.
>> ZENSUR BLEIBT ZENSUR!!

>Und was ist mit z.B. Kinderpornographie ? 

So hart es klingt: freigeben.

Das Kernproblem an Zensur sind nur 2 Punkte, die leider zu oft aus Angst 
vergessen werden.

Erstens bringt das Verbot nicht wirklich etwas. Die Leute, die etwas 
verbotenes konsumieren wollen (Kinderpornos, Drogen, rechtsextreme 
Propaganga) kommen so oder so an das Material heran. Nur die 
durchschnittliche Öffentlichkeit nicht. Das Problem verschwindet deshalb 
aus den Köpfen der Allgemeinheit, aber es existiert dennoch. Es weiss 
nur keiner in welchem Umfang.

Zweitens baut auf Punkt 1 auf. Wie kann ich aktiv gegen etwas kämpfen 
und mich engagieren, dass ich nicht kenne? Wenn ich als Vater nicht 
weiss, was Kinderpornos mit Kindern anstellen, wie soll ich denn dagegen 
sein? Mit welchem Argumenten? Wie soll ich einem Nazi die 
Menschenverachtung mit Gegenargumenten austreiben, wenn er mir seine 
Ansichten nicht mitteilen darf (weil es ja verboten ist)?

Zensur bekämpft meiner Meinung nach nur die Symptome und man kann damit 
ganz toll heucheln. Aber die Probleme, weswegen man eigentlich zensiert 
hat, existieren mehr oder weniger im gleichen Umfang im Untergrund 
weiter. Und: das ganze führt zu völlig absurden Verharmlosungen, die das 
Problem eventuell noch verstärken.

Das hat zum Beispiel so absurde Konsequenzen, dass die NPD nicht mehr 
Ausländer/Deutsche mit anderer ethnischer Herkunft aus ideologischen 
Gründen aus Deutschland raus haben möchte. Sie müssen schreiben/sagen, 
dass sie diese Leute in ihre "Ursprungsländer" "zurückführen" möchten. 
Jeder glaubt zu wissen, was die damit meinen, aber wirklich sachlich 
dagegen argumentieren kann keiner, weil sie das einfach so schwammig und 
zwangsläufig mit dem Grundgesetz vereinbar formulieren _müssen_. Und das 
kann ihnen unter Umständen sogar noch mehr Wählerstimmen bringen.

   bye, Rocco
-- 
:wq!



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