[linux-l] Re: internetzensur in europa (italien)

Rocco Rutte pdmef at cs.tu-berlin.de
Mo Mai 8 13:18:54 CEST 2006


Hi,

* Steffen Dettmer [06-05-08 01:25:06 +0200] wrote:
>* Rocco Rutte wrote on Sun, May 07, 2006 at 11:13 +0000:
>> * Ivan F. Villanueva B. [06-05-07 11:56:47 +0200] wrote:
>> > Und was ist mit z.B. Kinderpornographie ? 

>> So hart es klingt: freigeben.

>Nein, auf keinen Fall! Zunächst ist "nicht zensieren" und "freigeben"
>nicht das gleiche. Die Wirtschaft braucht unbedingt Gesetze (Grenzen),
>damit sie sich nicht selbst zerstört. Denke man mal an wirklich freie
>Marktwirtschaft (oder auch Anarchie): Wäre ein Markt für
>Kinderpornographie vorhanden, würde man Angebote schaffen. Das gilt
>genauso für Sklaven usw. Das ist absolut inakzeptabel. Man hat in
>Deutschland auch nicht die Freiheit, Sklaven zu besitzen.

Und was machst du mit Leuten, die gern Sklaven sein wollen? Ich sage 
doch nur, dass jeder selbst entscheiden dürfen soll. Wenn sich jemand 
freiwillig für Sklaverei entscheidet, dann soll er das machen dürfen. 

>Selbst normale, legale Pornos oder andere FSK-18 Filme sind
>problematisch.

? Wer es machen will soll es machen dürfen.

>Ein Problem ist auch, dass das Internet "nicht P18" ist, aber P18
>Angebote vorhanden sind. Informationen sind nicht typisiert (im
>Gegensatz zu Videos, da ist ein FSK Logo drauf). Damit es überhaupt
>funktionieren kann, müssen die Betreiber halt Altersnachweise in
>passender Form verlangen. Ein Deutsches Unternehmen liefert sowas nicht
>an jeden, wegen der freiwilligen Selbstkontrolle, aber was passiert,
>wenn einer in irgendeiner Bananenrepublik solche Dienste anbietet? Will
>man sowas oder nicht? Ist auch nicht aufs Internet begrenzt. Man darf
>sowas (meines Wissens nach) nicht (oder nur unter bestimmten
>Bedingungen) bewerben usw., wenn man es doch tut, muss man mindestens
>gesperrt werden dürfen.

Und? Kinder kommen so oder so an "nicht-P18"-Material heran (Internet, 
Fernsehen). An dem Punkt ist es die Aufgabe der Eltern, weil die die 
Aufsichtspflicht haben. Da kann doch der Betreiber nichts dafür, wenn 
die Eltern diese verletzen!?

>Das Problem ist meiner Meinung nach, dass man dann z.B. Kinderpornos
>eben freigibt. Das ist absolut inakzeptabel. Jetzt können die Leute
>sicherlich irgendwie an solchen Mist rankommen, aber wenn das rauskommt,
>kann man was dagegen tun (Strafe). Wenn es aber nicht illegal ist, kann
>man nichts gegen solche Leute tun, und das geht doch nicht!

Besitz soll ja nicht strafbar sein, warum auch? Die Herstellung wäre 
strafbar, wenn man Menschen gegen ihren Willen für etwas benutzt, weil 
jeder Mensch vor dem Gesetz in seiner Gewissensentscheidung frei ist.

Und diese Freiheit heisst auch: man soll den Dreck kaufen dürfen.

Wenn alles illegal ist, verbaut man sich viele Möglichkeiten, aktiv 
dagegen zu kämpfen und so die Konsumenten in die "Einsicht" zu treiben 
und Aufklärung zu betreiben. Ich fände es gut, wenn man zum Beispiel 
beim Elternabend im Kindergarten den Eltern solche Videos zeigt, damit 
sie wissen, worum genau es geht. Oder das man Jugedliche Drogen 
probieren lässt und sie dann mit einer Kamera begleitet und ihnen 
nachher das Video vorführt.

Sonst redet man ja nur wie der Blinde von der Farbe. Wenn man keine 
praktischen Beispiel vorzuweisen hat (weil: illegal), dann hat man 
faktisch keine Gegenargumente außer der Kategorie "das gehört sich 
nicht".

>> Zweitens baut auf Punkt 1 auf. Wie kann ich aktiv gegen etwas kämpfen
>> und mich engagieren, dass ich nicht kenne? Wenn ich als Vater nicht
>> weiss, was Kinderpornos mit Kindern anstellen, wie soll ich denn
>> dagegen sein? Mit welchem Argumenten? 

>Hey sag mal, muss man Deiner Meinung nach alle Kinderpornos gesehen
>haben, um sie zu verurteilen? Muss man als Vater ausprobieren, wie die
>Kinder leiden? Oder reicht es vielleicht, wenn das allgemein bekannt
>ist?!

Natürlich verurteile ich sie, wenn mich jemand fragt. Aber ich habe noch 
keine gesehen und daher ist "Leiden" und "Missbrauch" sehr abstrakt.  
"Allgemein bekannt" ist nicht wirklich eine gute Begründung für/gegen 
etwas.

Wenn es wirklich illegal ist, wie kann es dann "allgemein bekannt" sein?

>Du darfst Deine Ansichten mitteilen (solange sie nicht verfassungswidrig
>sind). Ebendies darf übrigens der Nazi.

Die Klammerbemerkung ist genau das Problem an der Sache.

>> Das hat zum Beispiel so absurde Konsequenzen, dass die NPD nicht mehr 
>> Ausländer/Deutsche mit anderer ethnischer Herkunft aus ideologischen 
>> Gründen aus Deutschland raus haben möchte. Sie müssen schreiben/sagen, 
>> dass sie diese Leute in ihre "Ursprungsländer" "zurückführen" möchten. 

>Seh jetzt da den Unterschied nicht.

Sie meinen es nicht so nett wie sie es schreiben müssen, um noch als 
legale Partei zu gelten. Und genau die Schönschreiberei treibt ihnen 
u.U. Wähler zu.

Sie dürfen nicht schreiben, dass sie Arier oder was weiss ich aus was 
für Gründen auch immer für die besseren Menschen halten und der Rest nur 
2. Wahl ist und sie deshalb gern ein "sauberes" Deutschland haben 
möchten. Das ist nur Spekulation, aber wenn man so Interviews mit 
NPD-Leuten liest und Dokus sieht, dann habe ich den Eindruck, dass sie 
genau das manchmal wirklich meinen.

Wenn sie das so sagen würden, würde ich mehr dagegen tun. Wenn sie 
dagegen nur sagen, dass sie die Leute zurückführen wollen, dann habe ich 
persönlich nichts dagegen. Warum auch?

>Ohne Verbot von
>verfassungsfeindlichen Symbolen (fürchte ich) würde man aber
>Hakenkreuzflaggen sehen, und /ich/ will das nicht! Und eine Mehrheit des
>Volkes sieht das auch so, also ist es verboten.

Ich weiss, dass ich mich mit meinem Handeln da unterzuordnen habe. Das 
verbietet mir natürlich nicht meine anders lautende Meinung.

>Meiner Meinung nach kann man da nur mit Aufklärungsarbeit helfen. Das
>wird aber immer schwieriger, weil Fernsehen und Co das Volk soweit
>verdummt hat, dass es gerade noch so aus dem Busfenster gucken kann.

Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass ich schlicht keine 
Gegenargumente gegen Forderung wie die Rückführung von Ausländern habe, 
weil es einfach demokratisch sauber formuliert sein _muss_. Wie soll 
man--und vor allem: warum?--gegen eine _demokratische_ Partei Aufklärung 
treiben? Warum denn gegen die NPD und nicht die CSU?

Wenn sie demokratisch ist, ist doch alles gut?!

   bye, Rocco
-- 
:wq!



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