[linux-l] Re: internetzensur in europa (italien)

Steffen Dettmer steffen at dett.de
So Mai 14 14:02:13 CEST 2006


* Volker Grabsch wrote on Tue, May 09, 2006 at 08:32 +0200:
> Selbst wenn es sich durchsetzen würde, würden die meisten Seiten doch
> einfach *alle* Tags setzen, bzw. die meistgesuchten Tags. Damit hätten
> wir genau die selbe Verschmutzung wie bei den Suchbegriffen. 

Genau! Das Problem ist ja, wie Du so schön gesagt das:

(paar Mails vorher)
> > Nein, es geht darum, von möglichst vielen gefunden zu werden, auch
> > wenn sie einen *nicht* gesucht haben. :-)

Dabei möchten die Seiten immer oben stehen, am liebsten unabhängig von
den Suchbegriffen. Daher haben Foren so gern Millionen von Links zu
Linux, Windows, Music, Video und weiss ich was, damit bei so ziemlich
jeder Suchanfrage ein Treffer kommt.

> Ich wollte für einen Freund mal im Internet Recherchen über einen Song
> anstellen, (Liedertexte, Hintergrundinfos, vielleicht sogar
> Noten/Accorde, ich kenn den Song ja nicht), der hieß "Out with a bang"
> von "Self".  Glaubt ihr, ich hatte irgendeine Chance, was zu finden?
> All diese Begriffe, jedes einzelne Wort, tauchen in hunderten
> Webseiten in ihren ewig langen Schlagwortlisten auf.

Google findet bei 

lyrics "Out with a bang" "Self"

http://www.google.de/search?hl=de&q=lyrics+%22Out+with+a+bang%22+%22Self%22&btnG=Suche&meta=

(mit Quotes) Etliches, was passend aussieht.

Aber ich stimme Dir zu, google und Suchmaschinen sind kaum noch
verwendbar - und es wird immer schlimmer.

Ein Grund ist, dass Webseiten bzw. Firmen ja gar kein Interesse daran
haben, die Volkswirtschaft, das Wissen, das Internet oder die Leute zu
stärken, sondern nur, ihr eigenes Konto zu füllen (das ist der Sinn
eines Unternehmens im Kapitalismus). Das kann man der Firma nicht
vorwerfen. Es zeigt nur, dass man mehr auch nicht erwarten darf.

> u.ä. verboten sind. An diesen Leuten ist die Porno-Industrie aber
> selbstverständlich auch interessiert, also werden sie doch niemals
> ihre eigene Ausblendung unterstützen.

Ich persönlich fände keinen Grund, warum irgendein Unternehmen irgendwas
ausblenden sollte. Mit Ausblenden ist es denkbar, dass man weniger
bekannt ist / weniger Umsatz macht. Ohne Ausblenden ist im schlechtesten
Fall genauso gut, also statistisch besser.

> > > einfuehren, die man dann in den html-header einfuegt:
> > > <content-category>porno/sm</content-category> oder so aehnlich.
> > 
> > Meinst Du denn ernsthaft, dass da denn jemand "Kinderporno"
> > reinschreiben würde, vor allem, warum sollte da jemand was
> > reinschreiben, wenn es Umsatz kostet also weniger Geld einbringt?
> 
> Es ging Steffen, soweit ich sehen kann, hier nicht um Klassifizierung
> von Kinderpornos, sondern allgemein um die Klassifizierung von
> Pornographie, am Beispiel des Arbeitsplatzes, an dem dies den
> Mitarbeitern untersagt ist. So hab ich ihn zumindest verstanden.

Na ja, sowohl als auch. Das Typisierungs-Beispiel funktioniert meiner
Meinung nach für normale Pornos oder P18 oder sonstwelche kommerziellen
Inhalte nicht - und darüber hinaus auch nicht für Kinderpornos.

Also muss man es verbieten (P18 nur für 18 Jährige, obwohl es ja
technisch eine "freiwillige" Selbstkontrolle ist, aber halt nur formal
freiwillig, usw.).

> > Es wurden ja nicht die Nachrichtenartikel über die Lottogesellschaft
> > zensiert (soweit ich verstanden habe), sondern die
> > Onlinespielmöglichkeit (ungeschickt) blockiert.
> 
> Also, ne ganze IP zu blockieren, ist mehr als "ungeschickt". Da könnte
> ich auch, wenn mir eine politische Seite nicht gefällt, einfach schauen,
> ob auf dem selben Server noch irgendwas anderes läuft, dessen
> Ausblendung sich leichter rechtfertigen lässt, und dann wird die IP
> gesperrt. Ist ja toll. Und wenn nicht auf dem gleichen Server, aber im
> gleichen Subnetz, dann wird eben gleich das ganze Subnetz gesperrt,
> oder was?

Das war bestimmt ne Abmahnung oder so, dann musste irgendein Techniker,
dem der Kram persönlich sowieso egal ist, das vermutlich sperren und hat
das halt so gemacht (wie auch sonst!). Vermutlich wusste der Techniker,
dass ein ausländischer Proxy reicht, um den Schutz zu umgehenen und dass
man den Zugriff für "Power User" eh überhaupt nicht verbieten /kann/.
Aber es musste "was tun".

> Was ich generell von der Sperrung halten soll, weiß ich nicht, aber
> wenn wirklich eine IP komplett wegblockiert wird, dann ist das m.E.n.
> dermaßen überzogen, dass es hier zurecht als Zensur bezeichnet wird.

Was hättest Du gemacht, wenn Du die gerichtliche Anweisung "Blockierung
des Zugriff auf Online Lotto Deutschland" in Italien hättest umsetzen
müssen?

oki,

Steffen

-- 
Dieses Schreiben wurde maschinell erstellt,
es trägt daher weder Unterschrift noch Siegel.




Mehr Informationen über die Mailingliste linux-l