[linux-l] berlinux endspurt!

Lutz Willek willek at gmx.de
Di Nov 7 10:18:37 CET 2006


[Nachtrag: sorry, sehr lang geworden]

ft wrote:

Hi Franz,

schön, wieder was von Dir zu hören.

> Wer jetzt noch daran glaubt, es finde im kommendem Jahr eine
> berlinux_2007 statt, mit dem gehe ich gern ein Wette ein.

Also erst mal Glückwunsch zur gewonnenen Wette, Deine Flasche Sekt 
wartet auf Dich. Obwohl ich mich natürlich über die verlorene Wette 
ärgere freue ich mich dennoch, mal ein Gläschen mit Dir trinken zu können.

Zur Berlinux.
Ich glaube an die Macher, an die Fähigkeiten der einzelnen Mitglieder, 
an die grundsätzliche Bereitschaft, viel Zeit und manchmal auch Geld in 
die Vorbereitung einer Messe zu investieren. Und ich glaube daran, das 
die Mitglieder genügend Power aufbringen, diese Messe zu organisieren. 
Weiterhin glaube ich, das es genügend Helfer und Sponsoren geben wird, 
ohne die so eine Messe nicht möglich ist.

Es gibt jedoch auch Schattenseiten. Die finanzielle Situation der Messe 
ist noch ungeklärt. Manche Leute sind sich persönlich Spinnefeind, und 
das schon seit Jahren, was die Zusammenarbeit manchmal wesentlich 
erschwert. Die Informationspolitik (oder neudeutsch PR) ist nicht 
besonders. Dennoch, ich glaube im Gegensatz zu Dir an eine Berlinux 
2007. Das hat folgende Gründe:

Wir haben in den letzten Monaten Strukturen aufgebaut, die langsam eine 
Wirkung zeigen. Wir haben mit fast allen Altlasten aufgeräumt, die uns 
an der Arbeit hinderten, wir arbeiten aktiv an den restlichen Sachen. 
Die Durchführung der nächsten Messe wird anders sein, ja wir lernen aus 
unseren Fehlern. Es setzt sich langsam die Erkenntnis durch, das man 
nicht in allen Punkten übereinstimmen muss, um gut zusammen zu arbeiten. 
Die Vielfalt der jeweils unterschiedlichen Leute ist nicht mehr von 
Nachteil, wir ergänzen uns jetzt in unseren Stärken, gleichen die 
Schwächen des anderen aus.

Es fehlt jetzt noch an zwei Dingen:
Erstens die Finanzen. Das werden wir schaffen, da bin ich mir sicher.
Zweitens die Bereitschaft, endlich vergangenes ruhen zu lassen. Man 
sollte nie vergessen, wir sind alle nur Menschen, wir sind nicht 
perfekt. Wir haben alle Fehler gemacht, wir werden alle auch in Zukunft 
Fehler machen. Jeder einzelne von uns, keine Ausnahme. Nur was soll 
werden? Sich bis in alle Zukunft angiften, den Groll mit sich herum 
tragen? Es gibt einen Ausweg: sich vergeben.

*Sich vergeben meint nicht, die Fehler der anderen zu vergessen.* 
*Vergebung meint nicht, die Fehler der anderen zu akzeptieren.*

Jeder von uns hat eine Meinung, eine Vorliebe, einen Standpunkt, den er 
sich im laufe seines Lebens aufgebaut hat. Dieser Standpunkt wurde grob 
gesagt durch die Erfahrungen in der Vergangenheit geprägt und bestimmt 
unser zukünftiges Handeln. Was hat das mit Vergebung zu tun? Ganz 
einfach: man muss seinen Standpunkt ändern, das ist das wirklich schwere 
an der Sache. Man muss zulassen können, das der andere einfach *anders* 
ist, andere Fehler macht als man selbst. Andererseits bedeutet das auch, 
seine eigenen Fehler zuzugeben und zu lernen, mit seinen Fehlern der 
Vergangenheit zu leben. Oder anders gesagt, die Vergebung des anderen 
zuzulassen.

Sich vergeben oder Vergebung zuzulassen, was schwerer ist kann ich nicht 
sagen. beides erfordert, den anderen auf Augenhöhe zu begegnen, nicht 
von oben herab zu sehen. Es erfordert, von seinem eigenen Roß herunter 
zu steigen.

Im Endeffekt bedeutet Vergebung *sich selbst* zu ändern.

Was hat das nun mit der Berlinux zu tun, oder mit dieser technischen 
Liste, oder mit freier Software? Ich glaube sehr viel.

Fakt ist doch, das gute Software nie von einem einzelnen Menschen 
geschrieben wird. Eine Messe, auch die Berlinux, wird nie von einem 
einzelnen Menschen organisiert. Diese Liste hier lebt von der Vielzahl 
der unterschiedlichsten Charaktere, die auf ihr schreiben. Die Belug 
lebt durch und von ihren Mitgliedern. Alle diese Sachen erfordern 
zwingend eine Zusammenarbeit. Das wird aber erschwert oder gar 
verhindert, wenn man nicht miteinander arbeitet, sich nicht gegenseitig 
unterstützt. Zusammenarbeit erfordert wiederum ein arbeiten im Team, auf 
"Augenhöhe".

Ich glaube an die Berlinux 2007. Ich glaube an die Fähigkeiten jedes 
einzelnen. Doch das wichtigste: ich glaube, das sich jeder ändern kann, 
  das wir uns gegenseitig die Hände reichen und *miteinander* arbeiten 
können. Anders gesagt: Ja, ich glaube an Vergebung.

Deswegen wette ich auch diesmal mit Dir, und freue mich bereits darauf, 
wenn wir gemeinsam dem Sekt trinken. Eine verlorene, eine gewonnene 
Wette, gemeinsam auf der Berlinux 2007. Das ist doch was, oder?

> Gruss 
> Franz Timmer

Grüße,
Lutz Willek



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