[linux-l] [semi-ot] legalisierter datenklau bei einreise in die usa

Volker Grabsch vog at notjusthosting.com
Sa Nov 18 10:44:53 CET 2006


On Fri, Nov 10, 2006 at 10:23:12AM +0100, Christoph Biedl wrote:
> > hab ich eben reinbekommen. nicht dass mich das irgendwie ueberraschen
> > wuerde... 
> 
> Nein, wirklich nicht. Es paßt so gut in alle Vorurteile, daß es
> problemlos als Hoax durchgehen könnte (und ich wünschte es wäre einer).

ACK. Dennoch ist diese Maßnahme vergleichsweise einfach umzusetzen ...

> Konsequent wäre deshalb nur, daß auf den Außenroutern der USA
> demnächst alle verschlüsselnden Protokolle verboten werden. Schöne neue
> Welt.

... aber hier eher nicht.



Meldung in der Bildzeitung: "Verrückter bricht aus Psychatrie aus und
schlägt anderen mit Spitzhacke den Schädel ein."

Politische Forderung: "Verbot von Spitzhacken in allen Baumärkten."

Während hier der Denkfehler für jeden offensichtlich ist (das Problem
ist der Ausbruch aus der Psychatrie und nicht die Spitzhacke), ist das
im IT-Bereich für die Gesetzgeber nicht immer so leicht erkennbar.

Will sagen, dass *im Prinzip* solche sinnlosen Sachen auch in .de
passieren könnten, und z.T. schon geschehen sind. (z.B. Verbot des
Umgehens von Kopierschutz, testweise DNS-Filterung in Düsseldorf, ...)

> Und es ist so typisch schrecklich albern weil trivial auszuhebeln:
> Neben steganographischen Methoden kann ich alle vertrauliche Information
> halt auf einem Server in Europa lassen und hole sie mir dann per scp
> nach.

Soweit würde ich gar nicht gehen. Nehmen wir doch die Zielgruppe:
Terroristen. Reisen Terroristen mit Laptop herum? Wenn, dann doch nur
zur Wahrung ihrer falschen Identität, und in dem Fall wäre auf dem
Laptop nur langweiliges Zeug.

> Allerdings lese ich im Artikel ein "may" - denn von allen mitgebrachten
> Notebooks einen Abzug zu machen, dürfte ganz schnell an gewisse
> technische und logistische Grenzen stoßen.

Das sowieso.

> Und man mache sich klar, daß
> die Grenzer ganz sicher nicht die IT-Kompetenz haben, um auf die
> Schnelle zu entscheiden, ob da staatsgefährendes Material auf dem
> Notebook ist

Sie können genausowenig beurteilen, ob in den Schuhen nicht-metallische
gefährliche Gegenstände sind.

Wer rausgegriffen und näher untersucht wird, ist i.d.R. eh willkürlich.
Vielleicht gibt es einige oberflächliche Kriterien, und sicher gehört
fälschlicherweise ein "auffälliges Verhalten" zu diesen Kriterien. Damit
erwischt man aber nur die, die sich unwohl in ihrer kriminellen Rolle
fühlen, also die "kleinen Fische", die man eh leicht kriegt. Terroristen
hingegen (AFAIK) sind unauffällig und fühlen sich gut in ihrer Rolle.

Dank der heutzutage üblichen Repressalien ist es aber am wahrschein-
lichsten bei einem auffälligen Menschen, dass die Ursache dafür das
Unrecht ist, das *ihm* zugefügt wird.

> (und ich wäre nicht wenig überrascht, wenn eine Liste der
> mp3s auf der Platte noch Richtung RIAA wandert).

Nö, das glaube ich eher weniger. Die Liste der mp3s wird wohl eher auf
"politisch 'bedenkliche' Songs" durchsucht, oder auf Songs in arabischer
Sprache. Genauso wie die persönliche Bestell-Liste bei Amazon schon zu
Ärger geführt hat (... oder war das damals nur ein Hoax?). Auch könnte
man sich dann schon verdächtig machen, wenn man sich in privaten Briefen
(E-Mail, IMs, ...) gegen das Essen von Schweinefleisch ausspricht.

> Also kann man die
> Kerle vermutlich schon überlisten, wenn man parallel zum Linux ein
> altes Windows installiert hat und den Bootloader versteckt.

Lass das Windows vorher noch ans Internet und sich ein paar Würmer
einfangen ... sonst wird's verdächtig. ;-)

> Sollte ich mal wieder in die Situation eines Bewerbungsgesprächs kommen,
> wird es von mir den Satz geben: "Gerne bin ich mobil, aber nicht in die
> USA und auch keine Flüge mit Zwischenstop dort."

Wenn diese Einreise-Repressalien wirklich wirtschaftliche Konsequenzen
haben, dann hat dein zukünftiger Arbeitgeber vielleicht gar keine
Geschäftskontakte mehr in die USA, sondern eher in Richtung Osteuropa,
China oder Japan.


Viele Grüße,

    Volker

-- 
Volker Grabsch
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