[linux-l] GPL ist nicht Public Domain

Olaf Radicke olaf_rad at gmx.de
So Nov 19 01:08:27 CET 2006


Am Sonntag, 19. November 2006 00:10 schrieb Volker Grabsch:
> On Sat, Nov 18, 2006 at 08:18:12PM +0100, Olaf Radicke wrote:
> > Am Samstag, 18. November 2006 12:48 schrieb Volker Grabsch:
> > > Versetzen wir uns einmal in
> > > die Lage eines Auftrags-Programmierers. Der Kunde hat ein Problem,
> > > meine Software soll es lösen. Außerdem soll die Konkurrenz des Kunden
> > > meine Software nicht in die Finger bekommen. Dafür werde ich bezahlt,
> > > mehr interessiert den Kunden nicht.
> >
> > So ähnlich war oder ist meine Situation gewesen. Da ich davon nicht Leben
> > muss / kann, konnte ich mir ein radikalen Weg erlauben.
>
> Cool!

Wie mans nimmt. Am 27.11. hab ich mal wieder ein Termin beim A-Amt. Da werden 
wir dann wieder mal über mein berufliche Situation sprächen. 

> > der Kunde hatte die
> > Möglichkeit eine fünfstellige Summe hinzulegen um das Urheberrecht zu
> > erhalten und die Lizenz selber zu wählen oder mich mit Spenden zu
> > unterstützen und zu akzeptieren das es unter der GPL lizenziert wird und
> > somit auch der Konkurrenz zu Verfügung steht.
>
> Das klingt sehr interessant. Das muss ich mir merken, falls ich selbst
> mal in so eine Lage kommen sollte.

Melde dich einfach arbeitslos. 

> Bisher werde ich jedoch nach Real-Aufwand bezahlt, was ebenfalls
> geringeres Risiko bedeutet. 

Verstehe ich nicht. Nach arbeitsstunden? Dann wird das Projekt nie fertig, 
weil du dich damit arbeitslos machst. Oder nach Werksvertrag? Aber wenn 
Projekt richtig groß ist und der Auftraggeber noch garnicht weiß, ob seine 
Geschäftsidee funktioniert, trägt der das alleinige voll finanzielle Risiko. 
Oder kauft du bei (seinem) Misserfolg deinen eigenen Code von ihm zurück?

> Zumal ich nur "Zuarbeiten" zu größeren 
> Projekten leiste, also nicht direkt am Endkunden bin und daher keinen
> Einfluss darauf habe, das Projekt OpenSource zu machen.

Dann sind deine Auftraggeber höchstwahrscheinlich selber Programmierer. Mit 
denen lässt sich doch wahrscheinlich noch besser streiten. Sollten sie doch 
um Freie Lizenzen Bescheid wissen.

> Was ich jedoch tue, ist das Freigeben von nicht-projektrelevantem
> Code. Das ist sehr wenig, aber immerhin. Und über diese Dinge kann
> ich mit meinen Auftraggebern sehr gut verhandeln, schließlich haben
> sie selbst eine positive Einstellung zu OpenSource, zumindest was die
> Dinge angeht, die für den Endkunden nicht von Bedeutung sind.
>
> > Wer A sagt muss auch B sagen. In diesem Fall: Wer einer Seits sagt "Geiz
> > ist geil" muss anderer Seits auch sagen "Konkurrenz ist Geil".
>
> Jepp.
>
> > Im nachhinein muss ich sagen, das ich froh bin, das das Geld nicht da
> > war. Es währe ein teures Projekt geworden, was wahrscheinlich nie zu ende
> > geführt worden währe.

Na-ja. Teuer ist immer relativ. Für M$ währe es ein Fligenschiss auf der 
Windschutzscheibe.

> Und als OpenSource wurde es zuende geführt? Was ist daraus geworden?
> Und um welches Projekt handelt es sich eigentlich?

Bin gerade frisch umgezogen:

https://sourceforge.net/projects/artikel23

Die Doku ist fast auf dem selben Stand wie die Software. Einfach mal 
auschecken...

Das Projekt geht noch munter weiter. Nach anfänglicher Skepsis, macht es mir 
jetzt richtig Spaß. Ob der ursprüngliche Ort, wo es eingesetzt werden sollte, 
davon noch profitiert, ist dann noch eine ganz andere Geschichte ... Na, 
jeden Falls baue ich jetzt Dinge ein, wo zu ich Lust habe. Ich bin nicht dem 
Wunsch nachgekommen, Funktionen zu integrieren, die nur von lokaler Bedeutung 
sind für den Berliner-Raum. Stattdessen hab ich mir jetzt den Spaß gegönnt, 
das der User beim starten des Programms mit einem (mehr oder weniger) 
lustigen Zitat zum Thema Arbeits-Welt begrüßt wird (funktioniert auch ohne 
Datenbank-Anbindung ;-)).

Montag werde ich aufmachen und versuchen mein "Beta-Tester-Kreis" zu 
erweitern. Da komme ich mir immer wie ein Staubsauger-Vertreter vor oder wie 
die, die gelegentlich an der Tür klingeln: "Hallo! Ich wollte heute mit ihnen 
über Gott ...ähhh... mein Programm sprächen." :-)

Gruß
Olaf Radicke




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