[linux-l] GPL ist nicht Public Domain

Volker Grabsch vog at notjusthosting.com
Sa Nov 25 16:48:48 CET 2006


On Sat, Nov 25, 2006 at 01:14:54PM +0100, Steffen Dettmer wrote:
> * olafBuddenhagen at gmx.net wrote on Fri, Nov 24, 2006 at 09:55 +0100:
> > Aber wenn Du Dich so daran störst, nenn es von mir aus unfrei. Ändert
> > nichts an der Tatsache, dass frei<->unfrei herzlich wenig zu tun hat
> > mit kommerziell<->nichtkommerziell.
> 
> GPL ist auch "unfrei",

Bitte halte dich an die gängigen Begriffs-Bedeutungen. Sowohl DFSG als
auch die FSF-Richtlinien sind sind einig darüber, dass GPL zu den
"freien" Lizenzen gehört. Darüberhinaus ist es längst im Sprachgebrauch
fast jeden OpenSource-Programmierers.

Möchtest du einen Freiheitsbegriff definieren, der die GPL ausschließt,
solltest du besser einen anderen Begriff wählen. Deine gesamte
Argumentation beruht darauf, dass du den gängigen Freiheits-Begriff
(DFSG) deines Vorredners nimmst, dessen Bedeutung abänderst zu deinem
privaten Freiheits-Begriff, und dann aufzeigst, dass dessen Folgerung
für deinen privaten Begriff nicht mehr gültig ist.

Du beziehst dich also gar nicht auf den *Inhalt* des Absatzes deines
Vorredners. Das ist Irreführung. So kann man nicht diskutieren.

> Meiner Meinung nach führt das
> dazu, dass man die Software an sich damit nicht kommerziell machen kann.
> Kommerz ist motiviert von wirtschaftlicher Gewinnerziehlung - und das
> verbietet die GPL.

Dem entgegen steht ein bekanntes Zitat eines MySQL-Entwicklers:
"There's nothing in the GPL that prevents you from making money."

Würde die GPL so etwas "verbieten", gäbe es kein MySQL. Dort entwickeln
Menschen GPL-Software, und werden dafür bezahlt. Das heißt, Kommerz ist
definitiv im Spiel.

> Eigentlich genau das. Ein Ziel der GPL ist die
> Verbreitung einer kostenfreien (nicht gewinnorientierten) Wissensbasis.

Nein, in der GPL geht es um eine für jedermann dauerhaft nutzbaren
Wissensbasis.

Wieder MySQL: Im Gegensatz von z.B. Microsoft hat MySQL kein Interesse
daran, ihre Software mit spionage- und kontroll-artigen "Zusatzfunktionen"
auszustatten. Aber nur, weil es für sie schädlich wäre, was bei
Microsoft nicht der Fall ist.

Dafür hat MySQL ein überaus großes Interesse daran, Service zu
verkaufen. Das heißt, die Handbücher, Tutorials, etc. werden immer nur
gerade so gut sein, dass sich MySQL weit verbreiten kann. Aber sie
werden niemals so gut sein, dass keiner mehr die Service-Leistungen von
MySQL braucht.

Und du kannst nicht wirklich behaupten, dass die MySQL-Service-Leistungen
nichts mit der Software und deren Entwicklung zu tun hätten. Die GPL
ermöglicht andere Geschäfts-Modelle, also eine andere Form des Kommerz.
Aber vorhanden ist er trotzdem, und das ist auch gut so.

Es gäbe weitaus weniger gute freie Software, wenn Firmen ("Kommerz")
nicht an GPL-Software arbeiten dürften.

Ich kann zu dem Thema die Texte von Stallman empfehlen. Ihm ging es
niemals darum, Kommerz abzuschaffen. Im Gegenteil, er wünscht sich, dass
die Software-Industrie besser zusammenarbeitet, und zwar indem sie sich
weniger gegeneinander abschotten, also mit *freier Software* in den
Wettbewerb gehen.


Viele Grüße,

    Volker

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Volker Grabsch
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