[linux-l] Hot Spots und FileSharing

Volker Grabsch vog at notjusthosting.com
Do Sep 28 14:19:19 CEST 2006


On Thu, Sep 28, 2006 at 08:32:08AM +0200, Lothar Gregor wrote:
> Faktisch mach solches Richterrecht den anonymen Internetzugang der von 
> freundlichen Mitmenschen kostenlos zur Verfügung gestellt wird fast 
> unmöglich. Das dabei der Verfassungsrechtsgrundsatz "im Zweifel für die 
> Freiheit" verletzt wird kommt noch dazu. Ehrlich gesagt möchte ich keine 
> "chinesischen" Internetverhältnisse in unserem Land.

Diese Verhältnisse sind keineswegs "chinesisch", sondern bestehen seit
vielen Jahren: Zugang kontrolliert, Inhalte nicht.

> Erst wird der Zugang zum Netz kontrolliert
> und wenn man dann weiß wer zugreift,

Das war schon immer so. Jeder, der "ans Netz" will, wendet sich an
einen "größeren", bekommt Rechte (uneingeschränkte Netznutzung) und
Pflichten (Geradestehen für missbräuchliche Nutzung des Zugangs).

Bei kleinen überschaubaren Gruppen findet man recht schnell den
Störenfried.

Ist das Subnetz größer (Schule, Uni, ...), muss diese Pflicht wieder
an die einzelnen weitergereicht werden, d.h. wenn in die
Schule/Uni/Firma eine Beschwerde eingeht, muss sie den Verantwortlichen
finden, oder trägt als ganzes die Konsequenzen.

Einfaches Beispiel: Freemail-Dienst. Wenn deren Kunden regelmäßig
Spam versenden, kriegt die Firma eine/mehrere Beschwerden. Falls sie
in der Lage ist, den/die störenden Kunden ausfindig zu machen und zu
kicken, haben sie das Vertrauen aufrecht erhalten. Falls sie dazu
nicht in der Lage sind (klassischer Patient: Web.de), wird ihnen nicht
mehr vertraut und die gesamte Firma muss die Konsequenzen tragen:
Ihre Server werden von Mailserver blockiert (d.h. landen auf
Blacklisten).

Dieser Vorgang nennt sich "Selbstregulation" des Internets. Er
funktioniert nicht perfekt (siehe Spamproblem), aber er ist
international, basiert auf einem allgemeinen Konsenz und hat
an sich erstmal nichts mit nationalen Gesetzgebungen zu tun.

Es war der einzige (und IMHO der richtige) Weg, wie sich das Netz
zwischen unseren unterschiedlichen Nationen etablieren konnte,
trotz verschiedener Kulturen, Gesetzgebungen, Werten, etc.

Der gesamte Mechanismus kann natürlich unterwandert werden. Man
ist nie 100%ig anonym, aber man kann sich anstrengen.
Offene Netze, vorallem offene WLAN-Router, unterwandern diesen
Mechanismus jedoch auf *massentaugliche* Art und Weise. Deshalb
ein verzweifelter Versuch, diese Lücke durch Gesetze zu stopfen,
um den Status-Quo zu wahren.

Ich will diese Gesetze und Gerichtsbeschlüsse nicht verteidigen,
sondern möchte nur klar machen, dass sie keinen neuen oder
zusätzlichen Zwang darstellen. Sie versuchen, einen Mechanismus
wiederherstellen, der schon seit Entstehung des Internets vorhanden
war, und mit dem sich noch heute das Netz selbst reguliert.

> anschließend auch noch der Inhalt.

Soweit sind wir noch lange nicht, abgesehen von einem gescheiterten
Feldversuch in NRW.

Ausnahme: Lokale Netze, vorallem Schulnetze und die Internetzugänge
bei strengen Arbeitgebern. Aber das ist ein anderes Thema.


Viele Grüße,

    Volker

-- 
Volker Grabsch
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