[linux-l] Freie Software und Entwicklungsmodelle

[olafBuddenhagen at gmx.net]

Hallo,

On Thu, Aug 02, 2007 at 04:03:09AM +0200, Jörg Schmidt wrote:

> früher gab es nur freie Software - zumindest innerhalb von FOSS
> relativ sehr viel mehr freie Software als OSS, im Vergleich zu heute.

Davon bin ich nicht so überzeugt. Es gab schon immer Leute, die mehr die
freiheitlich-moralischen Aspekte antreiben, und welche, die sich eher
für die pragmatisch-ökonomischen Aspekte interessieren.

Mit der GNU-Bewegung bekamen vor allem erstere ein Sprachrohr. Es wurde
nun möglich, gezielt an einem kompletten Satz freier Programme zu
arbeiten; während es vorher nur vereinzelte Projekte gab, die mehr oder
weniger zufällig enstanden sind. Das hat das Ganze natuerlich stark
vorangebracht, und freie Software wurde in der Szene dominant.

Erst viel spaeter wurde dann "Open Source" ersonnen -- urspruenglich als
eine Art Marketingkampagne fuer freie Software gedacht. Damit bekamen
die Anhaenger der eher pragmatisch-oekonomischen Gesinnung auch etwas
womit sie sich identifizieren koennen.

Theoretisch sind beide Gesinnungen somit gleichgestellt. Praktisch ist
das aber nicht der Fall: Durch die extreme Dominanz von "Open Source" in
den Medien -- meistens wird pauschal alles als "Open Source" bezeichnet,
egal in welche Richtung die jeweiligen Entwickler selbst neigen --
kommen Leute praktisch immer zunaechst nur mit "Open Source" in Kontakt.
Sie lernen dann erst spaeter vielleicht, dass es auch freie Software
gibt, und welche Bedeutung sie hat -- und merken dann vielleicht erst,
dass diese eigentlich eher ihrer eigenen Gesinnung entspricht.

Da sich aber nach den extremen Zuwaechsen um die Jahrtausendwende das
Verhaeltnis zwischen Neulingen und erfahrenen Nutzern so nach und nach
normalisiert, ist das Wissen um freie Software tendenziell wieder auf
dem Vormarsch.

Die Verbreitung der Begriffe ist also durch aeszere Einfluesse starken
Schwankungen ausgesetzt. Was die eigentliche Einstellung der Entwickler
angeht, glaube ich hingegen nicht and wesentliche Verschiebungen.

-Olaf-