[linux-l] OT mir ist schlecht, siehe Link
Thorsten Stöcker
tstoecker at baerensoftware.de
Fr Aug 31 15:28:09 CEST 2007
Hallo Volker,
> > > Ich habe nicht vor, die Beschraenkung von buergerlichen Freiheiten
> > > hinzunehmen und zu foerdern. Aber die Verharmlosung der Stasi gefaellt
> > > mir ganz und gar nicht.
> >
> > Ich will die Stasi nicht verharmlosen, es ist mehr so, ich will den Blick
> > auf die Methoden schärfen und die unterscheiden sich von denen der Stasi
> > nicht besonders.
>
> Das ist ein Widerspruch in sich. Wenn du den Blick schärfen möchtest,
> solltest du die Lage *differenzierter* betrachten und die *Unterschiede*
> herausarbeiten. Wilde Analogien gefährden eher die Glaubwürdigkeit.
>
Wo ist da der Widerspruch? Die Methoden sind nicht besonders unterschiedlich,
die Geheimdienste und die Polizei hier gehen nur subtiler vor und die
Fortentwicklung der Technik ermöglicht es, den involvierten Personenkreis
kleiner zu halten-
> Beispiel:
>
> Ein Callcenter ruft bei dir an. Du fragst die Person am anderen Ende,
> woher sie deine Daten haben, und sie kann dir nicht anworten. Also
> fragst du die Person, ob sie kein schlechtes Gewissen habe, und erhältst
> als Antwort "Ich mache hier nur meinen Job." Du möchtest nun mit einer
> Analogie antworten.
>
Oh, das ist ein nettes Beispiel. Ich frage nicht, weil ich die Antwort weiß.
Ich lege einfach auf.
> Lässt du dir eine gute Analogie einfallen, versteht dich die andere
> Person vielleicht, zumindest hast du ein gutes Argument vorgebracht
> und bringst sie dazu, über deine Worte nachzudenken.
>
> Denkt man hingegen nicht lange genug nach, fallen einem erst einmal
> nur drastische, überzogene Vergleiche ein, etwa: "Und wenn Ihr Chef
> sagt, Sie sollen jemanden umbringen, machen Sie das dann auch?" Klar,
> der grundlegende Mechanismus, den du kritisierst, ist der gleiche:
Ich denke, es gibt einen Unterschied zwischen einem Callcenter-Agenten und
einem Diskussionspartner hier. Aber grundsätzlich hast Du Recht, das ist eine
Totschlage-Ansage, die die Gegenseite in eine Abwehrhaltung bringt.
> Autoritätshörigkeit ohne eigenes Gewissen. Aber wenn die Analogie nur
> diese eine Parallele hergibt und sonst nichts, wirkt das alles andere
> als überzeugend.
>
Was fraglich ist, es dürfte von der Mentalität des Gegenübers abhängen, auf
der anderen Seite, sind Überzeichnungen oft notwendig um zu verdeutlichen
worum es geht.
> Genau das selbe Problem haben diese Stasi-Analogien, Nazi-Analogien,
> etc. Nicht, dass es keine Parallelen dorthin gäbe, aber meistens
> schließen diese Parallelen keine willkürliche Gewalt, Gefangenschaft,
> Mord, etc. mit ein. Dies sind aber wesentliche Punkte, und daher ist
> die Analogie dann völlig überzogen.
>
Auf der einen Seite hast Du Recht und ich stimme Dir zu, aber die andere Seite
der Medallie sieht doch so aus, das jeder der sich eines Teiles der
verbrecherischen Methoden von Gestapo oder Stasi bedient, sich automatisch
dem Verdacht aussetzt, auch den anderen Teil zu nutzen, soweit es seinen
Zwecken dient. Menschenverachtenden Systemen und Einrichtung ist doch eines
gleich. Der Zweck heiligt die Mittel.
> Das ursprüngliche Thema wird dadurch unnötig dramatisiert, und zugleich
> die Stasi bzw. Nazi-Zeiten verharmlost.
>
:-) wie geht das? Nein, mal ehrlich, es ist eher die Frage der Dramatisierung,
den die der Verharmlosung.
> > Als West-Berliner mit Verwandschaft in der DDR kann ich da schon
> > ein Wörtchen mitreden
>
> Es kommt auf die Kritik an, nicht auf den Kritiker. Hast du es wirklich
> nötig, dich auf diese Weise zu profilieren?
Was hat das mit profilieren zu tun? Nichts. Ich habe nur klargestellt, das ich
durchaus persönliche Erfahrungen habe, die zum Beispiel vielen Westdeutschen
erspart geblieben sind. Der ganz alltägliche Wahnsinn an der Mauer hat in
meinem Leben immer wieder für reichlich Diskussionsstoff gesorgt, weil die
Unwissenheit über die Verhältnisse in Berlin-West und in der DDR doch sehr
verbreitet war.
> Muss ich jetzt auch erstmal
> erklären, was ich mit der DDR zu tun habe, damit ich "mitreden kann"?
>
Nein, wieso? Oder willst Du neue Erkenntnisse einbringen oder Gegenrede
führen. Dann wäre es nicht schlecht, etwas über den Background zu wissen.
> Abschweifungen vom Thema zum Autor sind IMHO für sachliche Diskussionen
> eher hinderlich.
>
In meinen Augen ist grundsätzlich fraglich, ob es sachliche Diskussionen zur
DDR überhaupt gibt, ja zwischen Leuten die den real existierenden Sozialismus
auf der einen oder anderen Seite erlebt haben geben kann. Die emotionale
Komponente ist nicht von der Hand zu weisen.
Als die Mauer gefallen ist, habe ich in KA stundenlang vor dem Fernseher
gesessen und geheult, so das meine Karlsruher Freunde sich schon fragten, ob
ich noch alle auf der Latte habe. Knapp 7 Monate später habe ich in Berlin
den Fall der Mauer verflucht, weil Südfrüchte nicht bezahlbar waren, ich für
Fahrwege von 30min 2 Stunden gebraucht habe und es keine Parkplätze gab, weil
die halbe DDR und halb Polen in B war. Sachlich zu dem Thema, das für mit mit
so vielen Emotionen verbunden ist. Wie denn?
Gruß
Thorsten
>
> Gruß,
>
> Volker
--
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