[linux-l] Re: ex-ossis machen rabatz

Peter Ross Peter.Ross at alumni.tu-berlin.de
So Feb 11 00:56:17 CET 2007


Hi Listige,

da meine Tochter nochmal mit meinen DDR-Schallplatten ins Maerchenland 
gewandert ist, habe ich auch noch Zeit fuer eine Maerchenstunde;-)

Ob Geheimdienste oder die Polizei sich mit Huilfe moderner Technik ans 
Aushorchen machen, oder eine die Gesellschaft _personell_ durchdringende 
Stasi, mag vielleicht zu vergleichbaren Ergebnissen fuehren,

das gesellschaftliche Empfinden ist aber sehr unterschiedlich.

Und wir machen unsere Entscheidung (z.B. unsere Empoerung) mehr von 
subjektiven Empfindungen denn von Fakten abhaengig.

"Wenn drei zusammensitzen, ist einer von der Stasi", haben wir gewitzelt, 
und da war was dran.

Dieses Gefuehl war permanent da, es gab nur verschiedene Methoden, sich 
damit auseinanderzusetzen (einschuechtern, umgehen, ignorieren.. - wie 
gesagt, Mrs. Fullers "Stasiland" ist da wirklich erstaunlich gute 
Lektuere)

Die Gesetzgebung Australiens mag gegen mich sprechen, ich _empfinde_ 
dieses Land aber als wesentlich freier als das heutige Deutschlands, da 
die Leute, zumindest in Melbourne, sich wesentlich mehr Platz lassen.

Der Alltag ist in der Regel wesentlich wichtiger, als eine stattliche 
Zugriffsgefahr, die fuer 99% der Leute gar nicht wahrgenommen wird, und 
die sie nicht betrifft.

Das war in der DDR anders, die Stasi wurde von vielen persoenlich erlebt, 
oder konnte zumindest in ihrem Umfeld beobachtet werden.

Um ein anderes Alltagsbeispiel anzufuehren: eine gute Bekannte hier, 
ebenfalls Deutsche, moechte sehr gern hierbleiben, da ihr Sohn, 
dunkelhaeutig dank eines Vaters aus Ghana, hier endlich ohne 
rassistische Bemerkungen in seinem Schulalltag aufwachsen kann. Das war in 
Koeln anders.

Diese Alltagserfahrungen praegen das Gefuehl wesentlich mehr, mit dem man 
sich in der Gesellschaft bewegt.

Datensammeln im Internet ist est einmal sehr abstrakt, und wird _gar_ 
nicht bemerkt.

Weniger als irgendwelche vervirten Windosen, die einem mit Spam auf die 
Nerven gehen.

Ueber den Nutzen kann ich nur mutmassen. Die Stasi war '89 doch trotz 
aller tausendseitiger Akten erstaunlich ahnungslos. Das laesst hoffen:-)

Gruss
Peter



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