[linux-l] Warum gibt es keine einheitliche Dokumentation? (war: dwww)

Detlef Lechner Detlef.Lechner at gmx.net
Mo Jan 1 12:30:08 CET 2007


Hallo Volker,

Am Montag, den 01.01.2007, 05:53 +0100 schrieb Volker Grabsch:
> On Sun, Dec 31, 2006 at 03:37:00PM +0000, Detlef Lechner wrote:
> > Am Sonntag, den 31.12.2006, 05:27 +0100 schrieb Volker Grabsch:
> > > 
> > > Das ist kein Dogma, sondern eine Selbstverständlichkeit. 
> > 
> > Ich habe es selbst erlebt, daß ein neu unter Linux installiertes
> > Programm erst funktionierte, nachdem ich den Rechner neu bootete. Es ist
> > also nicht selbstverständlich, daß man nach einer Installation eines
> > neuen Programms den Rechner nicht neu zu booten braucht.
> 
> Nein, aber es sollte selbstverständlich sein. Ist es das nicht, sollte
> das als leichter / schwerer Bug angesehen werden.
> 
> Auf gar keinen Fall darf es dahin ausarten, wie es bei Windows der Fall
> ist: Dass ein x-beliebiges Programm dem Nutzer empfielt, das System
> zu rebooten. Außer dem Kernel-Update hat kein Programm auch nur den
> geringsten Anspruch darauf, dies vom User zu verlagen (oder gar
> ungefragt zu tätigen).
> 
> Wenn dir diese Ansicht schon dogmatisch vorkommt, 

Diese 7 Zeilen von Dir kommen mir nicht dogmatisch vor.
Der Ausgangspunkt war aber folgender:

> > Es sei denn, man verabschiedet sich von dem Dogma, daß
> > man unter Linux nie neu booten muß, um eine neue Konfiguration 
> > wirksam werden zu lassen.
> 
> Das ist kein Dogma, sondern eine Selbstverständlichkeit. 

Es ist keine 'Selbstverständlichkeit'. Ich habe selbst erlebt, daß die
Linux-Wirklichkeit anders ist. Aber Myriaden von Linuxern verbreiten das
Dogma, nach der Installation eines Programms brauche man nicht zu
booten. Es funktioniere ohne Neustart des Betriebssystems.

> was hältst du denn
> hiervon: Eine E-Mail, die man sich nur *ansieht*, darf keinerlei Gefahr
> für ein System darstellen. Auch das war mal vor etlichen Jahren eine
> Selbstverständlichkeit. Hatte ein Newbie davor Angst, wurde er zurecht
> ausgelacht. Heutzutage vergeht einem das Lachen dank Outlook & Co., aber
> nichtsdestotrotz empfinde ich persönlich es als *selbstverständlich*,
> dass es sowas nicht geben darf, und nicht als Dogma.

Das Wort 'selbstverständlich' hat in der Umgangsprache mehrere
Bedeutungsnuancen. Ich fühle mich an Wilhelm Busch erinnert, "daß nicht
sein kann was nicht sein darf." Ich halte es für eine berechtigte
Forderung, daß ein Computerbenutzer auf den Betreff einer empfangenen
E-Mail-Datei in einem Mailclient klicken darf, um sich gefahrlos den
Inhalt der E-Mail ansehen zu können. Microsoft Outlook Express hat
bewirkt, daß diese Forderung nicht mehr selbstverständlich ist. --  Ein
Dogma ist ein (Lehr-)Satz, daß in der Wirklichkeit ein bestimmter
Sachverhalt gilt. Das ist eine andere (Denk-)Kategorie/ein anderer
Begriff als eine Forderung, die man an ein Erzeugnis stellt.
 
> > > Immer wieder
> > > komplett Botten zu müssen, wegen eines einzelnen Programmes, *das* ist
> > > ein Dogma.
> > 
> > Das ist erst dann ein Dogma, wenn jemand behauptet, es sei stets
> > notwendig, nach Installation eines neuen Programms müsse der Rechner neu
> > gebootet werden, damit es funktioniert.
> 
> ... was z.B. unter Win* bei sehr vielen Programmen der Fall ist. Sei es
> wegen Registry-Änderungen, zusätzlichen Treibern, oder was auch immer.
> Hat sich seit XP zugegebenermaßen verbessert, aber unter Linux war es
> soweit ich weiß *nie* nötig, bei einem neuen Druckertreiber oder
> Konfigurationsänderungen den Rechner neu zu booten.

Ich denke, daß Du diesen Teil der Wirklichkeit richtig beschreibst.

> > > Unter Linux ist es jedoch üblich, einzelne Programme neu zu starten. Das
> > > ist aber z.T. auch sehr gut so, weil man dadurch selbst bestimmen kann,
> > > ab wann die neue Konfiguration wirksam ist. 
> > 
> > Mir ist klar, daß das ein Vorteil ist, ganz besonders bei einem
> > Mehrbenutzerrechner.
> 
> Es ist weit mehr als ein "Vorteil". Es ist aus Sicht eines guten
> Programmierers etwas ganz normales. Ein Anspruch, der etwa auf dem
> selben Level steht wie der Anspruch, ein Programm solle weitestgehend
> stabil laufen. Ich kenne bis auf uralte Mac-Versionen und dem allseits
> bekannten Win* kein Betriebssystem, das diesem einfachen Anspruch nicht
> genügen würde.

Bei CP/M war das auch öfter so.

> > > Dein Paketmanager müsste
> > > aber den Apache nach der Installation von dwww automatisch neu gestartet
> > > haben. So schlau ist das System schon.
> > 
> > Das hat er in meinem Fall nicht getan. --  Und Susanne berichtete ja
> > auch, daß bei ihr dwww nicht gleich auf Anhieb ging.
> 
> Richtig, ein Bug im dwww. Im dem Wunsch, diesen zu fixen, kann ich
> nichts Dogmatisches erkennen.

Ich auch nicht. Ich halte ihn für legitim.

> > > Es gibt sogar Mechanismen, über die eine Konfiguration sofort wirksam
> > > wird. Das ist aber eher im Desktop sinnvoll, nicht bei systemkritischen
> > > Dingen wie einem Web- oder Mail-Server.
> > 
> > Vielleicht Stoff für später.
> 
> Wieso später? Nutzt du z.B. GNOME? Da kannst du in einem Dialogfeld z.B.
> Hintergrundfarbe oder ähnliches ändern, und die Änderung wird *sofort*
> aktiv, ohne dass du "OK" klicken musst, oder dich ausloggen und nochmal
> einloggen müsstest. Sowas meinte ich hier.

Gut, ich habe verstanden, was Du ausdrücken wolltest.
> 
> Wiegesagt, für graphische Oberflächen eine sehr schöne Sachen,

Das ist eine Eigenschaft, die ich im Moment nicht nutze.

Gruß
Detlef

-- 
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