[linux-l] GPLv3 erschienen

Steffen Dettmer steffen at dett.de
Di Jul 10 01:26:43 CEST 2007


* Volker Grabsch wrote on Sun, Jul 08, 2007 at 21:18 +0200:
> Will sagen, im Zweifelfall dürfte eine "v2-only"-Klausel mehr Schaden
> anrichten als Nutzen. Das hat Stallman schon damals (IMHO richtig)
> erkannt, und entsprechend überall "v2-or-later" empfohlen.

Prima Argumentation, schön geschrieben! Danke erstmal.

Aber ich persönlich sehe das nicht so. Vertrauen ist gut und schön, aber
man sieht ja, was da passieren kann... na ja. Ich versuche mal meine
"Idee" zu umreissen.

Ich glaube, es gibt ein Ideal. Das Ideal des Wissens, des Wissens der
Menschheit. Das ist was allgemeines. Hat die Menschheit z.B. gelernt,
dass man sich nicht gegenseitig umbringt oder wie man AIDS besiegt,
sollten doch alle was davon haben. Oder denke man an den Satz des
Phytagoras. Da sehe ich auch wenig Platz für "Softwarepatente". Die
Mathematik ist halt so, im weitesten Sinne.

Wenn man darüber nachdenkt, wie man Wissen "schützen" (in etwa im Sinne
von "geheimhalten") kann, könnte man zu dem Schluss kommen, dass das
nicht funktioniert. Wissen kann natürlich ein Wert sein (wenns nicht
jeder hat), was aber nicht impliziert, dass die Ausnutzung dieses Wertes
moralisch besonders gross sein muss :) Möglicherweise ist ZEIT
(Arbeitszeit) am Ende der einzige wirkliche (Geld-)Wert. Wie auch immer.

Dieses Ideal hat die interessante Eigenschaft, dass bekanntes Wissen
durch Anwendung weiteres Wissen erzeugt. Dazu bezahlen wir z.B. Unis,
die Doktorarbeiten veröffentlichen. Dass muss natürlich Gemeingut sein,
da wird schon genug dran gekratzt.

Bei Software ist das noch ausgeprägter: es gibt Weiterentwicklungen, mit
Werkzeugen kann ich andere Aufgaben effizienter lösen usw.

Das finde ich toll.

Wenn man also denkt, Software (als Wissen in formaler Sprache) kann man
nicht wirklich "schützen" (geheimhalten) und dass dieses Ideal dazu
führt, dass sich das Wissen selbst schneller mehrt, dann ist die LGPL
oder GPL doch eine logische Wahl. Die (für mich) characteristische
Eigenschaft ist, dass das offene "Gemeinwissen" nicht weniger wird.
Daher macht es Sinn, dass weiterentwickelte Versionen nicht plötzlich
geheim sein können, wie das ja bei BSD wohl geht. Gut, ist für mich
jetzt auch nicht so schlimm (wenn es "gutes Wissen" ist, wird das
sowieso früher oder später "Gemeinwissen"), aber schon schön, wenn es
"offen" bleibt, auch wenn es "mehr" wird. Ich hoffe, ich konnte
verständlich machen, was ich meine.

Die Sache mit der GPL v3 und der Hardware, die nur signierten Code
ausführt, passt da nicht rein. Nach diesem Ideal ist das Wissen wichtig.
Nicht essentiell ist, ob man das nu auf der TV XYZ Billighardware
einsetzen kann oder nicht. Das Wissen ist da. Das heisst, XYZ muss
erklären, wie er es macht. Mehr nicht. Es darf halt kein Geheimnis sein.
Dann kann ich mir ne vmware oder weiss ich was nehmen und damit
weiterforschen.

Das Ziel ist dabei nicht, billig fernsehen zu können oder so, sondern
das Wissen. Ist komisch, weil wozu Wissen, wenn nur um zu Wissen, weil
wozu Wissen usw, aber man kann ja nicht den ganzen Tag nur fernsehen :)

Wenn das Ziel aber Wissen ist und nicht billiges fernsehen, dann kann
man doch dem Hersteller die Freiheit lassen, nur signierten Code
auszuführen. Man muss es doch nicht kaufen! Man kann die Software sogar
anpassen, dass sie unter Windows oder BSD oder ... ähh.. wie hiess
das... achso, LINUX läuft, wenn man möchte. Man kann es angucken,
verstehen und lernen.

Wer das alles kann, wer will dann denn noch fernsehen?

Daher finde ich diese v3 Stelle klar über dieses Ziel/Ideal
hinausgeschossen.


oki,

Steffen

-- 
Dieses Schreiben wurde maschinell erstellt,
es trägt daher weder Unterschrift noch Siegel.




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