[linux-l] GPLv3 erschienen

Steffen Dettmer steffen at dett.de
Di Jul 10 01:07:03 CEST 2007


* Jörg Schmidt wrote on Sun, Jul 08, 2007 at 16:28 +0200:
> die praktische Komponente bewußt geworden, nämlich das trotz Existenz
> einer GPL2-linie das keine Bedeutung hat wenn nur noch die GPL3-Linie
> weiterentwickelt wird. Jedr kann ja den Ursprungscode unter GPL2
> weiterentwickeln, aber nur zeitnah, wenn ersteimal GPL3 von einem
> gewählt wurde und dieser Zweig gepflegt hat bei großen Projekten
> dieser Zweig bald soviel Vorsprung das ein Aufsetzen auf den alten
> kaum mehr machbar ist.

wieso das? Deine Software bleibt dadurch ja, auch wenn jemand anders was
darauf aufbauendes anderes unter v3 macht. Da kann man dann z.B. mit
Deiner Software einen TV player bauen oder DRM nutzen, wenn man denn
meint, es zu müssen. tjaaaaaaa..... wenn man es denn weiss, dass es mal
v2 war! Dranstehen muss es ja dann nicht mehr!

Genauso kannst Du ja auch den "or later" passus weglassen und selbst
weiterentwickeln. Dann kann jemand eine entsprechend alte Version wieder
nach v3 weiterentwickeln.

Oder man nimmt LGPL v2 (was aber nicht v2 heisst sondern nur LGPL oder?
Keine Ahnung). Oder das vom Kernel, was ja in etwa GPL ist, aber nicht
ganz GPL, wegen dem Zusatzsatz.

> > Ja, aber es hat einen ganz bestimmten Grund, warum er so formuliert
> > ist,
> 
> Na den erkläre mir mal. Es ist möglich 'GPL2 and later' zu lizensieren
> und 'GPL2 only', was wäre denn nun daran ein Verbrechen wenn beide
> Möglichkeiten ausformuliert dastünden?

Genau. Ich unterstelle der FSF nach wie vor, dass sie Leute erziehen
oder "zu ihrem Glück zwingen" will. Das ist meiner Meinung nach aber
nicht die Aufgabe der GPL (vielleicht der FSF, aber nicht der GPL).
Daher sehe ich es als Jura-Laie auch so: das stand da so, und auch ich
hab vertrauensvoll angenommen, dass das schon Sinn macht. Aber nu
Hardwareherstellern vorzuschreiben, was sie verkaufen sollen, geht mir
persönlich halt zu weit. Ich glaube, ich hab nie explizit ne Version der
GPL erwäht, aber ein COPYING v2 dazu gepackt, ohne dass mir bewusst
wurde (wie Dir wohl auch), dass da drin steht:

	If the Program does not specify a version number of this
	License, you may choose any version ever published by the Free
        Software Foundation.

was natürlich total bekloppt ist; ich hätte natürlich v2 ranschreiben
müssen, wenn ich für die Zukunft sicherstellen wollte, dass
Hardwarehersteller die Freiheit für Signierten Code behalten, schon
allein, weil ich v4 nicht kenne. Damals wäre ich nie auf die Idee
gekommen, dass "ever published" zukünftige miteinschliesst. Tja. Und wer
weiss, was mit v4 kommt. Da steht dann nachher drin, darf niemals
kompatibel zu kommerzieller Software sein oder jeder kauft dem Stallman
ein Eis oder was. Nee.

Jetzt müsste man mal einen Anwalt fragen, ob das überhaupt so gilt.
Meines Wissens nach kann man nicht vertraglich so pauschal die Zukunft
festlegen, ganz bekanntes Beispiel ist die "lebenslange Garantie", die
es so in Deutschland nicht gibt. Kompliziert, der Mist. Dabei, dachte
ich, würde die FSF helfen...

> Also i.S.:
> 'Sie haben die Möglichkeit Ihren Code entweder unter eine bestimmte
> Version dieser Lizenz zu stellen, hierfür können sie folgenden Text
> verwenden: ...
> Oder Sie stellen Ihren Code unter eine bestimmte Version und alle
> Folgeversionen, hierzu können sie beispielsweise folgenden Text
> verwenden: ...'
> 
> Dann wäre Beides klar (für so dumme Leute wie mich) und es könnte ja
> zusätzlich unterstehen: 'Die FSF empfiehlt Ihnen die zweite Möglichkeit
> weil ...'

Na vor allem müsste hingewiesen werden, welche Auswirkungen das hat, ich
als Jura-Laie sehe sowas ja nicht. Hier ist aber klar, dass man Leute
wie mich (die keine Version ranschreiben, sondern ein File kopieren,
weil sie meinen, das wäre wie ein Vertrag) und dann steht da "also, wer
nicht anders sagt, der meint auch alle kommenden Versionen". Das war
vielleicht nicht im meinem Sinne. Gut, selbst Schuld, klar. 

Aber das ist nicht das Verhalten, was ich von einer offenen Organisation
erwarte.

> (natürlich wäre 'Präferenz' ein Grund, nur das war schon angesprochen
> und daran zu rühren wäre im Übrigen eher eine Negativunterstellung)
> 
> > Denn da gibt es nicht nur den "LGPLv2.1 or later"-Hinweis im
> > Sourcecode,
> > sondern auch noch einen entsprechenden Passus direkt *im
> > Lizenztext* der
> > LGPL:
> 
> Dieser Passus betrifft IMHO das 'Neulizensieren' von LGPL auf GPL und
> nicht verschiedene LGPL-Versionen. Dieser Möglichkeit war ich mir immer
> bewußt. Wenn ich LGPL wähle kann ich sie aber nicht ausschließen und sie
> ist praktisch auch keine 'Gefahr'.

Was mir auch jetzt erst auffällt, ist:

   you must alter all the notices that refer to this License, so that
   they refer to the ordinary GNU General Public License, version 2,
   instead of to this License.

ich hätte ja gedacht, dass ja immer noch jeder meine Version nach LGPL
lizensieren kann (auch wenn es eine "andere", meintwegen neuere, bessere
und tollere nach GPL gibt). Aber mal ganz praktisch: woher weiss er das
denn überhaupt, wenn doch jede Stelle angepasst werden muss? Ich finde,
da fehlt ein Satz wie "... and state clearly the change of the license
and where to access the original software with the original license"
oder sowas.

Na ja, schon klar, dass man genau DAS nicht wollte. Schade, dass man das
so macht, gerade weil ICH es vielleicht DOCH so wollte, in der
Hoffnung, dass ich es nicht merke. Was ja passiert ist. Schon bissel
fies. Aber klar, wer lesen kann, ist klar im Vorteil, meine Schuld. Und
bei meinem Kram macht das auch alles nix, das ist's eh egal, aber
dieser fade Nachgeschmack ist doof.

Obwohl ich das alles wohl NIE richtig verstehen werde...

> > Mit anderen Worten: Wenn dieser gut sichtbare "GPLv2 or later"-
> > Passus schon zu viel für dich ist, dann ist das ganze GNU-Lizenz-
> > Konzept wahrscheinlich nichts für dich. Weder LGPL noch GPL.
> 
> Verstehe ich nicht, 'LGPL<x> only' oder 'GPL<x> only' sind zulässig und
> wenn das für mich gut wäre ist doch auch LGPL oder GPL für mich gut.
> Oder anders gesagt, wenn eine Lizensierung 'only', dem eigentlichen
> Geist von GPL oder LGPL zuwider liefe, wäre es richtig diese Möglichkeit
> in den Lizenzen explizit zu verbieten, da dieses Verbot nicht besteht
> scheinen mir 'later' und 'only' i.d.S. gleichwertig und Frage der
> persönlichen Entscheidung.

ja, klingt logisch.

Da sieht man mal, wie weitsichtig Linus war, als er nicht GPL sondern
GPL+Satz an den Kernel geschrieben hat. Und wohl klar ne Version. 

Na ja, sind ja auch "Profis" im Vergleich zu uns kleinen
Hobbyschreibern. Aber kein Grund, uns mit versteckten Trickklauseln
über'n Tisch zu ziehen :)

> > Diese Option für Verschärfungen ist kein Nebeneffekt, sondern Konzept!
> 
> Die Frage ist ganz allgemein eben nur das die Leute unterschiedlich
> einschätzen was Verschärfungen sind. Ich zum Beispiel könnte garnicht
> objektiv belegen das GPL3 gegenüber GPL2 'verschärft' ist, das kommt
> doch auf die Betrachtung und die Definition von 'verschärft' an.

JAJA, GENAU! So seh ich das auch! Ich finde "Freiheit" erstmal prima.
Nun wird mir erklärt, v3 sei noch freier, weil Hardwarehersteller nicht
mehr auf signiertem Code bestehen drüfen. oder so. Ich darf sowas nicht
kaufen (mit GPL Software), weil das Angebot nicht existieren kann.
Vielleicht WILL ich es aber SO kaufen! Oder ich möchte, dass jeder, der
sowas kauft, mit meiner Software bestraft werden darf. Oder was auch
immer. Ist doch meine Software. Mags für den Einen freier sein, für den
Anderen kann es zugleich weniger frei sein...

oki,

Steffen

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Dieses Schreiben wurde maschinell erstellt,
es trägt daher weder Unterschrift noch Siegel.




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