[linux-l] GPLv3 erschienen

Volker Grabsch vog at notjusthosting.com
Fr Jul 13 11:38:38 CEST 2007


On Thu, Jul 12, 2007 at 03:39:18PM +0200, Jörg Schmidt wrote:
> In der Frage 'later'/'only' ist es ja nun wahrlich einfach - wenn die
> FSF nicht will das die Möglichkeit 'only' genutzt wird soll sie sie
> ausschließen, das wäre eine saubere Lösung.

Hat sie sogar, zumindest bei der LGPL. Bei der GPL in gewisser Weise
auch.

> Erklären zu wollen, 'ja die
> Möglichkeit 'only' besteht, wir wollen aber trotzdem nicht das sie
> genutzt wird' ist bestenfalls nur verwirrend.

Nein, das einzige, was verwirrend ist, ist dass einige Entwickler die
'only'-Möglichkeit nutzen, obwohl das die FSF in keiner Weise empfielt,
und das ganze dann immer noch "GPL-lizensiert" nennen, statt
"GPL-Variante" oder "GPL-Hack-Variante".

Im Prinzip ist die ganze Lizenz eine große Empfehlung. Man kann sie
unverändert nehmen, aber man genausogut seine eigene Variante davon
hernehmen. Ob man nun das "or later" aus dem Sourcecode-Hinweis
streicht, oder den entsprechen Paragraphen der LGPL abändert, ist
für mich eher irrelevant.

Ja, die FSF hätte das klarer formulieren sollen, und dafür sorgen
sollen, dass derartige GPL-Derivate wie "GPLv2only" nicht verwirrender-
weise "GPL" genannt werden dürfen.

Aber in meinen Augen ist das eher damit vergleichbar, dass jemand
ein Programm falsch nutzt, weil der Autor nicht genug Kindersperren
und Sicherheitsabfragen eingebaut hat. Der Autor hätte zwar seine
Software etwas besser schreiben können, aber letztlich war es die
Eigenwilligkeit des Users, die ihm Probleme bereitet. Du als Software-
Autor kennst das doch sicher aus eigener Erfahrung, dass keine Software
ideotensicher ist. Mit jeder Software kann man sich ins Knie schießen,
wenn man sie zweckentfremdet einsetzt.

Das ist bei Lizenztexten IMHO nicht anders. Es die eigenwilligen
Aktionen der "Lizenz-User" (=Programmierer), die für Verwirrung sorgen,
und nicht die FSF.

Stallman hatte damals in den 80ern mit seiner GPLv2 etwas sehr
Langlebiges geschaffen und viel Weitblick gezeigt. Dass er dieses
"GPLv2 or later" nicht direkt in den GPL-Lizenztext geschrieben hat,
lag wohl daran, dass er nicht glaubte, dass jemand die GPL so zweck-
entfremdet einsetzen würde. Er hat den "Usern" seines Lizenztextes
einfach zu viel zugetraut (oder zu wenig, wie man's nimmt ;-)).

> > schafft dafür aber
> > potentiell
> > enorme praktische Probleme bei der Weiterentwicklung des Codes...
> 
> Es schafft keinerlei Probleme, denn mein Code kann unter GPL2 problemlos
> weiterentwickelt werden.
> Fragen der Integration in andere Programme herleiten zu wollen (oder was
> meinst Du sonst?) ist exakt kein Grund, denn mit diesem Allgemeingrund
> kann jede beliebige Version der GPL ggf. Probleme machen

Nicht mit der "or later"-Klausel. Die löst das Problem sauber, durch
Aufwärtskompatibilität.

> - nö, in
> Letzterem brauche ich garnicht Außenseiterbeispiele zu bemühen, versuche
> mal GPL-Code in OOo zu bekommen und Dir wird klar was ich meine.

Was genau meinst du? Dass OOo keine Zuarbeiten von Hinz und Kunz
annimmt? Das ist doch bei jedem Projekt so, das ist die normale
Qualitätssicherung.

Aber niemand hindert dich daran, im Zweifelsfall einen OOo-Fork
aufzumachen, und das ist die Freiheit, auf die es ankommt.


Gruß,

    Volker

-- 
Volker Grabsch
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