[linux-l] GPLv3 erschienen

Steffen Dettmer steffen at dett.de
Sa Jul 14 13:41:45 CEST 2007


* olafBuddenhagen at gmx.net wrote on Tue, Jul 10, 2007 at 04:50 +0200:
> On Fri, Jul 06, 2007 at 12:30:19AM +0200, Steffen Dettmer wrote:
> > > Weiß nicht was Du meinst. Wenn "v2 or later" dran steht, hat jeder
> > > das Recht eine Variante zu verbreiten die nur noch v3 ist.
> > 
> > Na ja, eben ja nicht, weil er NUTZER sich ja auch v2 aussuchen kann.
> 
> Das gilt auch für die "v2 or later"-Klausel: Derjenige, der die Software
> *weitergibt*, kann entscheiden, unter welcher Version er das tut -- v2
> only oder v3 only oder v2 or later oder v3 or later, alles drin. Falls
> die Weitergabe unter v3 erfolgt, hat der Empfänger dann keine Wahl mehr;
> die v2-Option ist weg.

Ach komm, nu hör aber auf. Ich kann doch beim Kopiere nicht die Lizenz
fremden Eigentums ändern. Rechtlich würde da ja auch nur v3 hinzugefügt,
was aber schon ist wegen or later. Praktisch würde es der neue Nutzer
aber nicht mehr wissen.

Er könnte höchstens eine neue Option hinzufügen und das Ergebnis, die
neue Gesammt-Software, nach v3 lizensieren. Dennoch bleibt das Orginal
v2 lizensierbar, auch wenn man es jetzt vielleicht leider nicht
ranschreiben muss.

Steht ausserdem wörtlich drin "if you distribute copies of the library,
whether gratis or for a fee, you must give the recipients all the rights
that we gave you", all schliesst ja wohl v2 ein. Oder gibts da wieder
irgendwo ein langes Haarbüschel, an dem man gegenteilige Behauptungen
ranziehen könnte?

> > Das muss ja so bleiben, so lange v2 Teile drin sind (bzw. einer der
> > Entwickler oder Contributors eventuell auf v2 besteht) - oder?
> 
> Wie gesagt nur wenn Teile drin sind, die v2-only sind. Mit "v2 or later"
> ist die Erlaubnis, auf eine neue Version umzustellen, bereits gegeben.

Wieso, die Teile, die v2 or later sind, können nach v2 lizensiert
werden, auch wenn jemand v3 Teile hinzufügt und das Ergebnis v3 ist.
Natürlich müsste man sich ggf. sein v2 zusammenbasteln, in dem man alle
v3 Teile rausschmeisst. Das wiederum geht praktisch vermutlich nicht,
weil man gar nicht weiss, welche Teile v2 or later und welche v3 only
sind. Da kann man dann nur die letzte v2 forken, rein praktisch gesehen,
auch wenn man dabei dann Fixes verpasst, die vielleicht v2 wären, weil
dem Author des Fixes da jetzt vielleicht gar nicht so tiefgreifend
interessiert. Bei so kleinen Änderungen wird ja meist gar nix zu
Lizenzen gesagt, wäre hier also implizit v3. Na ja, anderes Thema.

> > > Bei "v2 or later" kann man selbstverständlich umsteigen. Und dann
> > > gibt es wie gesagt auch die Möglichkeit, bestehenden v2-only Code
> > > umzulizenzieren, falls alle Copyright-Holder einverstanden sind.
> > 
> > Falls man die überhaupt alle findet und erreicht! Theorie mal
> > beiseite, wie sieht die Praxis aus? Mindestens einer wird nicht
> > erreichtbar sein...
> 
> Xorg-Entwicklern, dass alle Treiber unbedingt MIT sein müssen. Im
> Endeffekt hat es sich, so viel ich weiß, wieder im Sande verlaufen...)

ja, genau. In der Praxis funktioniert das halt kaum.

> In vielen Fällen existiert das Problem aber gar nicht. Denn es bedarf
> eigentlich nicht der Zustimmung der Entwickler, sondern der
> Copyright-Holder. Das sind bei vielen Projekten die Entwickler selbst;
> bei vielen anderen Projekten sind aber Copyright-Assignments nötig --
> zum Beispiel bei praktisch allen GNU-Programmen, sowie bei praktisch
> allen kommerziellen GPL-Programmen. (MySQL, Qt etc.)
> 
> Dann gibt es nur einen einzigen Copyright-Holder, und der kann ganz
> problemlos auf v3 umstellen, selbst wenn der Code vorher v2-only war.

wieso, wenn er einen patch von mir mit v2 only integriert haben würde,
müsste er den natürlich zuerst entfernen. Allerdings hat ja in der
Vergangenheit wohl kaum jemand so genau drauf geachtet. Daher wundert
mich, wie man auf v3 umstellen kann, man muss doch erwarten, dass
v2-only Code irgendwie reingerutscht ist, vielleicht aus einer v2-only
Lib kopieriert oder so. Dann kann später jemand gegen v3 klagen, damit
kann man die nicht mehr nehmen. v2 aber auch nicht, weil v3 Teile drin
sind. Ergo kann man es überhaupt nicht lizensieren. Das wäre mir als
Maintainer zu unsicher, daher würde ich eh v2 lassen. Gut das Thema
hatten wir vor drei Mail schon, sorry.

> > > > Fände ich auch richtig. Wenn ein Teil, wo ich mal einen GPL
> > > > Sourcen begesteuert hätte seit langem auf z.B. Sicherheitsmodulen
> > > > läuft, wo der Besitzer nichts anderes laden kann UND ICH DAS SO
> > > > WILL und vielleicht nur deshalb die Sourcen beigesteuert habe,
> > > > weil ich ein Konzern bin oder ne Bank, würde ich natürlich auf v2
> > > > bestehen.
> > > 
> > > Auf v2 bestehen kannst Du natürlich nur, wenn Du es von vornherein
> > > als v2-only verbreitet hast.
> > 
> > wieso? Wenn ich etwas nach v2 or later lizensieren kann, kann ich es
> > nach v2 lizensieren. Dann kann ich Änderungen machen und muss die nach
> > GPL ja auch lizensieren lassen - nach v2. Da kann mich keiner zwingen,
> > nu v3 und morgen nach v4 lizensieren zu lassen.
> 
> Ich fürchte wir reden aneinander vorbei -- mir ist immer noch nicht
> wirklich klar, was für eine Situation Du hier eigentlich meintest...

Angenommen, ich hätte ein Sicherheitsmodul mit Linux, v2 only. Könnte
auch v2 or later sein, die ich nach v2 und nix anderes lizensiert hab.
Ich hätte patches beigesteurt, meintwegen flash media treiber und sowas,
alles, was ich halt gebraucht habe - unter v2-only.

Nur würde Linux auf v3 umlizensieren. Damit könnte ich umlizensierte
Linuxe nicht mehr einsetzen. Allerdings müsste das v3 Linux meine v2
Teile entfernen, weil man die ja nur nach v2 lizensieren darf, sprich,
insbesondere dürfen meine Treiber auf Sicherheitsmodulen eingesetzt
werden.

> > > Ich bin mal wieder nicht sicher ob ich Deine Beschreibung richtig
> > > verstehe; aber ich denke die Frage stellt sich in Deinem Beispiel
> > > gar nicht. Wenn ein Hersteller ein Gerät verbreitet, und die Sourcen
> > > dazu unter "v2 or later", heißt das natürlich nicht, dass ein
> > > Anwender plötzlich einfordern kann, dass der Hersteller v3-mäßig die
> > > Signierkeys rausrücken muss oder so. 
> > 
> > ja, genau das meinte ich. Damit nützt v3 hier ja gar nichts, weil der
> > Hersteller sich dann ja einfach auf v2 zurückzieht.
> 
> Richtig. Nehmen wir an, es gibt eine Software, die unter v2 or later
> vertrieben wird. Nun kommt ein Hardwarehersteller, und verkauft ein
> Gerät mit dieser Software. (Eventuell mit eigenen Modifikationen.) Er
> muss dann mindestens den Bedingungen der GPLv2 genügen. Insbesondere
> muss er die (eventuell modifizierten) Quellen weitergeben -- üblicher
> Weise wieder unter v2 or later.
> 
> Nun veröffentlicht irgendwer auf Basis dieser Quellen eine neue Version
> der Software. Dabei macht er von der "or later"-Klausel gebrauch, und
> veröffentlicht diese neue Version unter v3. Wenn dann ein
> Hardwarehersteller diese neue Version der Software für seinem Gerät
> einsetzen will, muss er dann die Bedingungen der GPLv3 erfüllen. Das
> heißt er muss nicht nur die Quellen weitergeben, sondern dem Nutzer auch
> die Möglichkeit einräumen, modifizierte Software auf diesem Gerät zu
> betreiben.

Oder er nimmt die letzte v2 Version, zieht die v2 Patches rüber und
schon gibts ein fork. Nee, es gibt kein Linux mehr auf dem System, weil
der Hersteller dann wohl zu vxworks oder so wechseln würde.

> > Ich glaube, bei grossen Projekten ist jeweils mindestens einer nicht
> > erreichbar und daher v2 lizensierbar und damit greift v3 nicht so
> > wirklich.
> 
> Wenn es v2-only Teile gibt, und die Copyright-Holder dieser Teile nicht
> erreichbar sind, *und* sich diese Teile nicht relativ einfach durch
> neuen Code ersetzen lassen, steckt man bei v2 fest. In allen anderen
> Situationen ist der Umstieg machbar.

Ist das nicht zu erwarten? Oder sind die meisten auf die or later
Geschichte reingefallen (jajaja klar und ein paar wollten das
explizit)? Es reicht ja theoretisch, wenn eine Funktion aus einer v2
Source kopiert wäre oder so. Wer will das Sicherstellen? Ohne
Sicherstellung kann man doch aber nicht auf v3?

> Linus zum Beispiel glaubt, dass selbst Linux auf v3 umzustellen ginge,
> wenn man es denn will -- obwohl ein erheblicher Teil des Codes v2-only
> ist.

Keine Idee, wie das funktionieren könnte. Aber GPL ist für Menschen wohl
eh nicht verständlich, da muss man wohl Jurist sein :) Gibt ja viele
Details zu beachten.

> > Umgekehrt geht es aber: ich kann bei v2 or later nach v3 lizensieren
> > und "folgende" auch nur nach v3. Vielleicht ist das die Idee der FSF.
> 
> Diese Aussage sieht eigentlich so aus, als ob Du es verstanden hättest.
> Würde aber Deinen anderen Bemerkungen oben widersprechen. Also weiß ich
> wieder nicht was Du meinst...

Oben geht es ja um nicht 100% "v2 or later" sondern um Software mit v2
only und v2 or later Teilen. Bisher interessierte es keinen, wenn v2
only Software illegalerweise unter "v2 or later" weitergegeben wurde,
weil es praktisch ja gleich war. Aber wenn jetzt ein
Sicherheitsmodulhersteller plötzlich kein (aktuelles) Linux mehr
einsetzen darf, ja, nichtmal neue Versionen seines eigenen Treibers
selbst einsetzen darf, dann könnte er vielleich einen v2 only Patch
irgendwo finden und klagen.

oki,

Steffen

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Dieses Schreiben wurde maschinell erstellt,
es trägt daher weder Unterschrift noch Siegel.




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