[linux-l] Alles nur geklaut (was: Re: Freie Software per Gesetz?)

olafBuddenhagen at gmx.net olafBuddenhagen at gmx.net
So Jul 22 17:35:57 CEST 2007


Hallo,

On Sun, Jul 22, 2007 at 02:01:22PM +1000, Peter Ross wrote:

> Linux, viele GNU-Tools, die graphischen Desktops offener Systeme sind
> oft Nachahmungen vorhandener Produkte.

Linux und die GNU-Tools sind überwiegend Implementierungen von Standards
-- seit wann gilt das als Nachahmung? Was über die Standards hinausgeht,
ist weitestgehend selbst entwickelt; und das ist nicht wenig. Nicht
umsonst gelten die GNU-Tools zum Beispiel seit etwa zwei Jahrzehnten als
die bessere Alternative zu den Hauseigenen Tools der proprietären
UNIX-Anbieter.

Innovation kommt in UNIX-Umfeld in den letzten Jahren fast
ausschließlich von GNU/Linux. (Interessant an der Stelle der Artikel
eines ranghohen SUN-Entwicklers vor zwei Jahren oder so, wo er mal
aufgezählt hat, was Solaris alles nachreichen müsste, um als
Desktopsystem gleichzuziehen...)

Überhaupt ist UNIX an sich im Grunde eine stark abgespeckte Nachamung
von MULTICS, angereichtert durch ein paar neue Ideen, von ehemaligen
MULTICS-Entwicklern in Eigenregie ohne Auftrag erstellt.
Weiterentwickelt wurde es dann maßgeblich von BSD; die eigentlichen
"Eigentümer" von UNIX, sowie die zahlreichen Anbieter proprietärer
UNIX-Varianten, haben von punktuellen Verbesserungen abgesehen nicht
wirklich allzu viel beigetragen.

Die bekanntesten Desktop-Oberflächen für GNU/Linux sind zugegebner Maßen
(leider!) zum guten Teil Nachamungen bekannter propreitärer Produkte;
aber auch hier gibt es zahlreiche eigene Neuerungen. Zudem ist das eine
Frage von Nutzergewohnheiten, nicht von mangelnder Fähigkeit ohne
proprietäres Vorbild etwas zu entwickeln -- abseits vom Mainstream gibt
es zahlreiche originelle Konzepte. Überhaupt ahmen sich proprietäre
Anbeiter mindestens genauso viel gegenseitig nach; auch hier werden nur
vereinzelt neue Sachen eingeführt, während man sich im Wesentlichen an
bekannte Produkte hält.

Programme wie (La)TeX, Perl, Apache haben gar keine Vorbilder.

Und Blender, OpenOffice, Mozilla sind als Nachfolger proprietärer
Produkte entstanden (in letztem Fall sogar des Produkts, was selbst von
praktisch allen anderen nachgeahmt wurde) -- sie sind nicht mehr oder
weniger als Nachamungen vorhandener Produkte zu sehen, als ihre
proprietären Vorgänger.

Kurzum: Die Ansicht, freie Software würde nur proprietäre Produkte
nachahmen und von deren Innovationen leben, gehört ins Reich der Sagen
und Mythen.

> meine Arbeit mit Red Hat fuehlt sich fuer einen SysAdmin wie der
> Umgang mit zweitklassigem Unix an)

Frage mich in welcher Hinsicht. GNU/Linux ist bei weitem nicht perfekt;
aber im Vergleich zu dem Schrott, den sich die proprietären
UNIX-Anbieter üblicher Weise so leisten, kann es in den meisten Sachen
nur glänzen.

-Olaf-



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