[linux-l] OT: Haltbarkeit asiatischer IT-Produkte.

Norm@nSteinbach norm at nsteinbach.de
Mo Mär 5 21:58:03 CET 2007


Detlef Lechner wrote:
>> Eine E-Mail-Adresse nicht, habe aber ein Webformular gefunden, hier:
>> https://www.medion.de/service/content401.php
> Medion hat mir geantwortet! (Das erste Mal, daß ich eine technische
> Antwort von Medion bekommen habe.)
> Medion antwortet mir: 
> "Sehr geehrter Herr Lechner,
> vielen Dank für Ihre Anfrage.
> Eine Auswertung der Temperatursensoren durch eine externe Software ist
> nicht vorgesehen.
> Daher haben wir dazu leider keine Informationen vorliegen.
> Es tut uns leid, Ihnen in diesem Fall nicht weiterhelfen zu können. 
> [...]
> Nun frage ich mich, ob das Betriebssystem Windows XP MCE 'interne
> Software', Linux aber 'externe Software' ist.
Genau so scheint es Medion zu betrachten: Windows XP MCE wird bei dem
Gerät mitgeliefert, d.h. Medion (bzw. der Entwickler des Notebooks, der
irgendwo in Asien sitzt) hat mit Microsoft eine vollständige
Kompatibilität zu allen (von Hard- & Software verwendeten) Funktionen
abgeklärt. Da Medion das Notebook nicht selbst entwickelt hat sondern
auch nur zukauft, dürfte es sogar unter Umständen der Fall sein, dass
die garnicht wissen, wie die Hardware wirklich angesprochen wird -
einfach weil sie sich beim Standard der "Proprietarität" von Hard- und
Software darum nicht zu kümmern brauchen: Wenn unter Windows alles geht
hat der Kunde zufrieden zu sein (weil, so ists ja beworben & verkauft
worden), und wenn was nicht geht ists ein Garantiefall, der Kunde muss
das Gerät einschicken/zu Aldi bringen. Dazwischen gibts nichts für
Medion. Ist ja eigentlich auch klar dass man das nicht leisten kann,
wenn man sich als "Herstellermarke" am Markt positioniert ohne eigene
Entwicklungsleistungen für die angebotenen Produkte zu erbringen und
allgemein die Marktstrategie auf möglichst hohe Stückzahlen und
möglichst kurze Produktlebenszyklen ausgerichtet ist, "Service" jedoch
nicht als Kundennutzen = Unternehmensnutzen angesehen wird, sondern als
unliebsamer Kostenfaktor.
Ich würde sogar die Behauptung aufstellen, dadurch dass es so eine
Notebook-Schwemme von Elektronikschrott-artikeln wie von Medion, Tevion
& Co. gibt, wird die Umwelt erheblich mehr belastet, so dass man die
Käufer dieser Geräte mit etwas weniger Höflichkeit auch durchaus als
Umweltsünder bezeichnen könnte, ohne eine grundlegend falsche Aussage zu
tätigen. Würde der Müll wie Blei in den Regalen liegen, würden die
Anbieter ganz schnell aufhören, sowas zu produzieren. Aber da sich die
"Geiz-ist-Geil"/"Ich-bin-doch-nicht-blöd"-Mentalität immer mehr
durchsetzt, haben die Anbieter eben genügend Dumme gefunden um diese
Betrugsmasche durchzuziehen. Und: Ja, es ist Betrug, wenn ein produkt
mit Sollbruchstellen versehen entwickelt & Produziert wird.
Ich hatte mir z.B. Anfang 2006 einmal einen MP3-Player eines asiatischen
NoName-Herstellers gekauft (Auf der Verpackung steht: "Design in Korea,
Made in China" - zukünftig für mich ein klares NoBuy-Kriterium), mit
OLED-16Bit-Farbdisplay und Alu-Gehäuse usw. Nicht nur, dass die Tasten
dieses Gerätes bereits nach 2 Monaten der Benutzung anfingen,
unansehnlich auszusehen weil die Farbe abging (hat ja die Funktion nicht
beeinträchtigt, war also nicht schlimm), nein, das Gerät hatte nach sage
und schreibe bereits einem Dreivierteljahr einen Wackelkontakt in der
Lötstelle eines Audio-Kanals an der Kopfhörerbuchse. Zudem ist das
USB-Kabel mit einem nicht-standardisierten Spezialstecker versehen und
ebenfalls darauf ausgelegt, nicht lange zu halten (äußere isolierung
zieht sich von einem steckerende zurück/verkürzt sich, und dann folgt
schnell der Aderbruch). Das USB-Steckernetzteil hat wenigstens etwas
länger gehalten, doch als ich es mal mit etwas mehr Kraft in eine
gerinfgügig überdurchschnittlich widerspenstige Steckdose hineinrammte,
ist die Halterung für die Steckdosenkontakte zusammen mit dem Gehäuse
des Netzteiles einfach nach innen gebröselt. Nun, das Netzteil tut heute
noch seinen dienst: Ohne Gehäuse, mit Gaffa-Tape umwickelt und einem
angelöteten Stromkabel. Will sagen: Elektronik bauen kriegen sie
einigermaßen hin, die Asiaten (der Player war als solches auch ziemlich
genial, habe ihn auseinandergenommen, wirklich schickes Platinendesign
usw. - nur eben diese eine Lötstelle, die zu fixen mir die Mühe wegen
des nicht mehr vorhandenen Kabels nicht wert war). Aber mit allem was
drumherum ist, also was die Benutzbarkeit und Haltbarkeit oder auch die
Qualität anbelangt, haben sie wirklich anscheinend kein glückliches
Händchen. Ich neige zum pauschalisieren, aber irgendwie scheint es mir
wirklich bei *allen* asiatischen Produkten kleinerer Hersteller
(diejenigen, die seit Jahrzehnten im EU-/US- Markt vertreten sind können
sich sowas idR nicht mehr leisten weil sie inzwischen einen Ruf zu
verlieren haben -> Samsung, Sony, Panasonic & Co...) oder derjenigen die
relativ neu im internationalen Geschäft sind dasselbe Phänomen zu sein:
Grundlegend intelligente Ideen für Produkte, aber beim Design einfach
total an der Anwender-Realität vorbeientwickelt, Produkte die man nur
mit der Pinzette oder Samthandschuhen anfassen darf, damit sie nicht an
entscheidenden Kleinigkeiten Funktionsstörungen bekommen, sind in meinen
Augen einfach rausgeschmissenes Geld. Ich hab die 80 EUR für den Player
also unter "Lehrgeld" verbucht ;-)

In diesem Sinne viele Grüße,

Norman
PS: Natürlich ist alles was ich geschrieben habe rein subjektive Erfahrung.



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