[linux-l] Re: Linux für Fachidioten?

Norm@nSteinbach norm at nsteinbach.de
Fr Mär 9 00:53:34 CET 2007


Hi Peter!

Peter Ross wrote:
>>>> Oder ist Linux wirklich ein reines Fachidiotensystem (während Windows
>>>> dann das "generelle" Idiotensystem wäre)?
> Sowohl mit gaengigen Linux-Distributionen als auch mit Windows kann man 
> mit Reinschieben der CD, "Defaultinstallation" und Nutzen der 
> installierten Software bis zu einem gewissen Grade normal arbeiten.
> Der Unterschied ist oft marginal.
> Und dann gibt es die, die mehr wissen wollen.
> Auch Windows scheint nicht immer selbst erklaerend zu sein;-) 
> [..]
> Windows ist fuer jeden Idioten supereinfach.. das ist ein Mythos.
Ja, stimmt, man benötigt ein gewisses Grundwissen, was mir so schon
garnicht mehr bewusst ist. Das ist mir zuerst im letzten September
aufgefallen, als ich bei einem Bekannten auf nem alten '98-Rechner nen
DSL-Zugang eingerichtet habe und dem Mann die Bedienung eines Browsers
erklären wollte. Der hatte aber nichtmal Ahnung, wie die Maus
funktioniert, geschweige denn was die einzelnen Mausbuttons so machen
oder wie es sich mit dem jeweiligen Fokus in GUIs verhält. Er hat mich
jedenfalls nicht davon überzeugen können, schon mal jemals vor einem
Rechner gesessen zu haben (obwohl er das behauptet hat - aber vielleicht
war's ja Anfang der 80er irgend'ne CP/M-Maschine oder sowas...)

>> Ja, nur dass bei der Reparatur Deines Toasters etwas an der "Materie"
>> dieses Gerätes verändert wird.
> Wenn Du davon absiehst, dass viele ganz triviale Geraete ohne Software 
> nicht mehr funktionieren und einen Fachmann brauchen..
Siehst Du, ich sehe es so: Bei Software brauche ich erst dann einen
"Fachmann", wenn was am Quellcode veränder & neu kompiliert werden muss.
Alles andere ist per Definitionem trivial ;-)

> Software ist nicht virtuell. Nur ueberspringst Du in Deinem Modell eine 
> Handvoll Abstraktionsebenen. Die Festplatte, die Art und Weise, in der 
> Bits dort gespeichert werden, die Hardware, die diese nutzt und in den 
> Speicher laedt, der Strom etc.
Ja, das sind die materiellen Grundvoraussetzungen, die dadurch gegeben
sind, dass die Hardware fehlerfrei funktioniert (="nicht kaputt ist"),
und die daher außer Acht gelassen werden können.

> Du "vergisst", abstrahierst diese Ebenen und erklaerst nachh Vergesswen 
> Materie als virtuell.
> Durch diese Abstraktion ist es etwas komplexer als Dein Toaster, aber auch 
> da hast Du Dich schon lange daran gewoehnt, dass der Strom aus der 
> Steckdose kommt. Ist der virtuell? Du kannst ja gern mal in die Steckdose 
> fassen;-)
Okay, das war schon wieder zuweit gedacht von mir, stimmt, ich habe mal
eben nebenher unsere gesamte Realität als Virtuell deklariert - da kann
ich natürlich von fast niemandem erwarten, dass er es nachvollziehen
kann ;-)
Jedenfalls: Sowohl PC-Hardware als auch PC-Software hat jeweils
verschiedene Ebenen, die ich als die "Benutzerebene" und als die
"Fachmann-Ebene" bezeichnen möchte. Bei PC-Hardware ist die
Benutzerebene eben alles, was damit zusammenhängt, fertige Komponenten
zu einem PC zusammenzubauen (oder in einem solchen diese auszutauschen),
während die Fachmann-Ebene wirklich beim Löten & Elektronik-Schaltungen
entwickeln liegt. Diese will/muss ich nicht beherrschen, aber die
Benutzerebene sehrwohl. Bei Software gibt es diese beiden Ebenen
ebenfalls: Einmal der Quelltext, der vom Entwickler geschrieben wird als
"Fachmann-Ebene". Da muss ich nix von wissen, wenn ich nicht ganz
besonders ausgefallene Spezial-Anwendungsszenarien zu meistern habe.
Die Benutzerebene ist alles, was mit fertig zusammenkompilierten
Binaries zum Laufen zu bringen ist. Idiotischerweise ist das aber
inzwischen, wie Sven es schon anmerkte, ebenfalls so komplex geworden,
dass die "Benutzerebene" dann erst da anfängt, wo auch die "DAU-Ebene"
beginnt - beim Nicht-Wissen um die eigentlichen Vorgänge im System.
Damit habe ich ein Problem. Ich würde sogar vermuten, wenn es so ist
dass Windows mehr Informationen im Binärformat fertig vorher-kodiert hat
 als es bei Linux der Fall ist (diese Vermutung ist schon deshalb
naheliegend weil Linux weitaus mehr Plattformen und weitaus
vielfältigere Anwendungsszenarien, inklusive Spezialszenarien
unterstützt), dann ist Microsoft schuld daran, dass die Benutzerebene
eines Linux-Systems für einen normalen Benutzer fast nicht mehr
durchschaubar ist, wenn er nicht seit Linus Torvalds Kernel 0.x-Zeiten
dabei ist...


Nur so ein paar Gedanken & viele Grüße,

Norm at n



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