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Peter Ross
Peter.Ross at alumni.tu-berlin.de
Do Mär 15 12:13:39 CET 2007
On Thu, 15 Mar 2007, Olaf Radicke wrote:
> Bevor die Diskusion in die falsche Richtung geht: es gibt zwei arten von
> Arbeit...
>
> A) Wertschöpfende (Maschinenbau, Landwirtschaft, Strumerzeugung usw.)
>
> B) Dienstleistung (Muellbeseitigung, Kultur, Kinderbetreung usw.)
Ja.
> Sektor A braucht immer weniger Personal bei immer höheren Erträgen und
> geringeren Steuern.
Die geringeren Steuern sind nicht zwangslaeufig. Du sagst dazu etwas
unten, aber sie sind nicht gottgegeben.
> Sektor B ist beliebig erweiterbar (und wechst durch den Betreungsbedarf
> von immer mehr älteren Menschen) von alleine.
Der Bedarf ja, aber nicht die Arbeit, die darin investiert wird.
>
> Sektor A kann man nicht von B abkoppeln. Das hieße ein Dach ohne Haus
> bauen. Die Zentrale Frage bei B ist: "...wer soll das bezahlen. Wehr
> hat so viel Geld?". Der Staat? Dann sagt Sektor A "wenn Sektor B um
> sonst Arbeitskräfte bekommt, wollen wir das auch!".
Das ist nicht zwangslaeufig so.
1. Das Problem erscheint erst dann, wenn private Unternehmen direkt mit
dem Staate konkurieren.
Ist ein Argument gegen die Privatisierung staatlicher Bereiche, die seit
langem in staatlicher Hand sind. Denn so schafft sich der Staat seine
missgoennende Konkurrenz.
2. Wollen darf jeder, aber muss er das bekommen?
> Der Staat zahlt alle Löhne. - * WIRKLICH ALLE!! * -. Aber dann
> muss Sektor A richtig Steuern zahlen.
Willkommen in der DDR, wo (annaehernd) alle Loehne von staatlichen oder
kollektiven Institutionen bezahlt wurden.
Das Einzige, was da noich stoert, ist der private Eigentuemer des
Unternehmens, der sich gegens Steuernzahlen wehrt.
Einfachste Loesung: Enteignung durch den Staat;-)
So kommst Du auch um das naechste Argument herum.
> Dann sagt Sektor A: "Och nö, in anderen Ländern zahlen wir weniger
> Steuern. Wir produzieren wo anders" Schwup, weg waren sie.
85% der in Deutschland erzeugten Waren werden nach wie vor im Lande
verkonsumiert.
Ganz ehrlich, dier Bratwurst aus Australien willst Du nicht wirklich..
die fallen beim deutschen Konsumenten durch.
Desweiteren gibt es Huerden wie Transportkosten (die nach wie vor zu
niedrig sind, da gesellschaftliche Nebenkosten vom Staat getragen werden)
oder auch Importzoelle.
Allen Freihandelsrufen zum Trotz, die EU ist ein zu Teilen weit
abgeschottetes Wirtschaftsgebiet.
Was nicht per Definition schlecht sein muss.
> Um das klar zu machen, das ein Staat nicht 100% von Sektor B leben kann,
> eine Robbinsonade: Das währe so, als machten wir beide eine Döner-Bude
> auf und würden jeweils beim anderen Essen gehen. Wir sind dann vieleich
> beide satt, aber die Laden-Miete und den Strom haben wir noch nicht
> bezahlt.
Nun, dieses Bild vergisst all die schoepferische Leistung, die getan
werden muss, bis Du den Doener in der Hand hast.
AFAIK waechst weder das Fleisch noch das Brot noch die Ketschupflasche
direkt in der Doenerbude, das gilt auch fuer den Produzenten der
Wegwerfgabel.
Schliesslich will auch der was essen, und von Gabeln alleine wird man
nicht satt.
> Wir könnten die Rüstungs-Industrie ankurbeln, das Zeug Polen
> verscherbeln
Was Deutschland als sogenannter "Exportweltmeister" durchaus tut, und
nicht nur mit Waffenlieferungen (ja, auch mit denen, das ist wahr)
> (mit Sollbruchstellen)
Die ruinieren eher die Aussichten, denn deutsche Waren werden wegen des
Rufes der Soliditaet gekauft.
> Oder wir besteuern Energie, Rohstoffe und erhöhen die Mehrwertsteuer.
> Jeder der hier was verkaufen oder verbrauchen will muss abdrücken.
Das passiert auch.
> Das Durchschnittsalter der Australier beträgt 36,9 Jahre. Das in
> Thüringen 43,8 Jahre.
Der Vergleich hinkt. Entweder Du vergleichst Dtl. mit Australien oder
Thueringen mit einer wirtschaftlich etwas unattraktiveren laendlichen
Region Victorias. Auch hier gibt es Gegenden, aus denen Leute abwandern
und die alten uebrigbleiben.
> Was sollen wir mit unseren Alten machen?
> Harz-V: "Unrentabel! Zum Abdecker oder Konkursverwalter..."
Meine "Alten", beide Rentner in Rostock, haben heute, trotz aller
Rentenkuerzung, einen Lebensstandard, den sie sich nach ihrem Arbeitsleben
in der DDR nie haetten leisten koennen, mit sanierter Wohnung, Essen, dass
es in der DDR nicht gab, einem Mittelklassewagen und zweimal jaehrlich
Urlaub in Italien oder in der Schweiz.
> Gewinne privatisieren - Verluste verstaatlichen. Das geht nicht immer so
> weiter. Irgendwann kollabiert das System.
Ja, nur ist das eine Pauschalisierung, die fuer Ostdeutschland nicht gilt.
Gruss
Peter
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