[linux-l] Patentkonferenz FFII Aktion Berlin

Oliver Bandel oliver at first.in-berlin.de
Sa Mär 17 13:02:56 CET 2007


On Fri, Mar 16, 2007 at 10:58:25PM +0100, Ivan F. Villanueva B. wrote:
> Hallo,
> am 29. und 30. März 2007 veranstaltet das Bundesjustizministerium in Berlin
> (BMJ) zusammen mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) eine
> Patentkonferenz.
> 
> Es wird da gesagt, dass Softwarepatente eine sehr gute Sache sind. Wir
> wollen zeigen, dass es eine andere Meinung gibt. Unterstützung von Euch wäre
> toll:
> 
>     http://de.ffii.org/wiki/AktionPatkon2007
> 
[...]

Naja, wenn das Bundes-JUSTIZ-Ministerium das sagt, kein Wunder, schafft
es doch Arbeitsplätze für Juristen.

Diese haben offensichtlich keine wirkliche Innovation im Sinne,
von einem Bundes-INNOVATIONS-Ministrerium habe ich auch noch nix gehört
(widerspräche auch sich selbst, sowas).

Innovation bedeutet: Kreativität in dei Praxis umsetzen. Und Kreativität
braucht neben der vorbereitenden Mühsal/Training ganz gewiss auch Freiheit.

Und Patente schränken letztere ein.

Wer Patente und Innovation in einem Zuge nennt und meint, Patente
würden Innovation hervorbringen hat entweder GARKEINE Ahnung vom kreativen
prozess, oder führt anderes im Schilde.

Wieviele der Mitglieder dort in den Kommisionen sind wirklch
Software-ENTWICKLER und nicht nur Feudalherren a la Unternehmer,
Unternehmer-Verbands-Präsident, Verbands-Funktionär (hat nichts mit
Funktionieren zu tun), Jurist, oder ähnliches?

Wer schon mal in einer großen Firma, wie der bereits genannten Fa. Siemens
gearbeitet hat, und die Entwickler hat klagen hören über den BÜROKRATISCHEN
Wasserkopf des Unternehmens, oder wer sich die derzeitige Airbus-Misere anschaut,
der weiß, daß das Unsinn ist, und daß es nur arum geht, Innovationen bei anderen
zu blockieren, ohne die eigentliche wirklich damit voranzutreiben.

Eine Patentrecherche hat nichts mit Innovation zu tun, sondern mit
BÜROKRATIE!

Das kann der FFII ja mal mit in seine Plakate rein nehmen:
  Innovation statt Bürokratie: das Patentwesen in die Schranken weisen.

Mit VISTA hat sich M$ wohl gehörig verschätzt.
Mal schauen, womit sich das Patent(ver)wesen
möglicherweise verschätzt haben wird.

Auf der einen Seite heisst es: Bürokratie muß abgebaut werden,
auf der anderen Seite wird sie gerade da, wo sie am schädlichsten ist,
bei der Innovation, auch noch mit ins Boot herein genommen.

Interessant wäre auch, eine Pro-SWPAT-Seite ins Netz zu stellen,
die knallhart das Patentwesen befürwortet, und alle bisher nur
verdeckt auftretenden Ideen, die die Befürworter laut/öffentlich nicht
aussprechen wollen, auch nennt:

   - Das Patentwesen ist gut, weil es den großen Konzernen,
     unser Erbe aus Adolf's Zeiten, weiterhin und vermehrt Macht verleiht.

   - Das Patentwesen ist gut, weil es den Juristen Jobs verschafft

   - Das Patentwesen ist gut, weil man nicht wirklich erfreut ist,
     wenn Einzelerfinder und kleine oder mittelständische Firmen
     (die ja keine Lobby haben und sich auch nicht so gut in der Werbung
      platzieren können) innovativ sind.
      Man will nicht wirklich eine demokratisierung/vergsesllschaftung
      von Innovation, und deshalb muss das Patentwesen (teuer und für
      Einzelpersonen übermächtig) als bürokratisierte Institution
      die Macht der ohnehin großen sichern.

   - Das Patentwesen ist gut, weil es Macht schützt, auch wenn es Innovation
     mit Füßen tritt. Da man auch die Medienmacht (Dinosaurier-Medien,
     die ja immernoch sehr mächtig sind) nutzen kann, bekommt es ja keiner
     mit, daß man nicht Innovation, sondern die eigenen Pfründe schützen will.
     (Wen interessiert schon wirklich Innovation, wenn man Geld auch mit altem
     Wein in neuen Schläuchen verdienen kann?!)



   ... usw.



Am Ende wird es die Firmen - gerade die europäischen - sehr teuer
zu stehen kommen, wenn sie die Patentabteilungen aufblähen
und noch mehr Juristen beschäftigen müssen, statt sich um die
angebliche Hauptaufgabe, "neue, innovative Produkte auf den markt zu bringen"
kümmern.

Was zählt ist nach wie vor "time-to-market".
Vielleicht ist das irgendwann egal, weil jegliche Neuerung
im gegenseitigen Schachern um Patentrechte untergeht.
Man muss ja auch nicht innovativ sein, das geld kommt auch so rein.

Fragt sich, wie man die hohen Ziele, die man bzgl. Klimaschutz nun,
30 Jahre nachdem das Thema schon von Leuten mahnend genannt wurde,
mit den immer ewig-gestrigen Technologien erreichen will.

Wäre Innovation durch das Patentwesen befördert worden, statt behindert,
hätten wir bzgl. Umwelttechnologien schon heute wesentlich mehr erreicht.
Merkel und ihre Partei-Kumpanen, die Jahrzehntelang gebremst haben
bei der Umwelttechnologie nun mit de Umwelt-Heiligenschein.

Und welche Technologie will man nutzen?
Es gibt so viele Patente, die in den Schubladen der Firmen schlummern
(nicht kaputtbare Glühbirnen zum Beipiel hat Psram auch schon seit Jahrzehnten,
 es gibt viele zum Thema Umwelttechnik, z.B. Motorentechnik, etc.)
und dort auch schlummern sollen.
Das ist Innovations-Verhinderung. Und zu nichts anderem dienen Patente
letztlich.


So, genug.

Vielleicht kann der FFII ja das einie oder andre Argument hier aufgreifen;
ich bitte darum!


Gruß,
   Oliver

P.S.: Es badarf nicht eines Patentsystems, evtl. wieder so einer Art
      sog. Risikokapitalgeber.
      Die haben sich aber in Zeiten der sog. NewEconomy (so new war die nicht)
      auch nicht mit Ruhm bekleckert.
      Wenn ich mir vorstelle, der Unsinn, der damals an jeder Strassenecke als
      StartUp hoch kam wäre auch noch patentiert worden...
      Ich weiss aber von leuten, die innovative Geräte gebaut haben,
      daß sie keine Chance haben - trotz Patent für eine Hardwareentwicklung.
      Ohne Patent, aber mit Geldgeber oder Firma, die bereit wäre, die
      Geräte herzustellen, wäre damit schon Geld zu machen.
      Nun sitzt der entwickler auf seinem Patent und hat nichts davon.
      Davon gibt es viele beispiele, ich kenne das eine von jemandem persönlich
      (ehemaliger Komilitone). Er hatte übrigens auch in einem Business-Wettbewerb einen
      der ersten Plätze erreicht.
      Na und?! Interessiert keine Sau.

      Deswegen ist eine "Patentpolitik für mehr Innovationen", wie es im Programm
      der o.g. Tagung da steht, absoluter BULLSHIT!!!!


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