[linux-l] Demokratie und Fertiggerichte

Peter Ross Peter.Ross at alumni.tu-berlin.de
Mo Mai 21 14:54:54 CEST 2007


Hi Norman,

On Mon, 21 May 2007, Norm at nSteinbach wrote:

> Nur kurz:
> Das Internet ist durch seine Machart das erste Medium, durch welches 
> deutlich wird, dass "Information" im Grunde auch nur eine 
> "Kommunikation" ist,

Nein. [Mal abgesehn von kommunikationswissenschaftlichen Definitionen, 
ich bleibe mal bei der Begriffswelt, wie Du sie verwendest.]

Schon lange ist es in demokratisch verfassten Gesellschaften 
moeglich, Nachrichten unter die Leute zu bringen, ohne eine allzu grosse 
Anstrengung: per Papier oder gar das gesprochene Wort. Es skaliert nicht 
so gut "global", das ist richtig, aber haeufig ist das auch gar nocht so 
wichtig. Demokratie findet zunaechst lokal statt.

BTW: Dein "Strassenfeger" ist ein gutes Beispiel fuer Massenverbreitung 
abseits monopolistischer Strukturen, und abseits des Internet. "The Big 
Issue", eine hiesige Strassenzeitung, verbreitet ebenfalls Fakten und 
Meinungen, die so kaum in den "etablierten" Medien zu finden sind.

Dass jeder quasseln kann, heisst noch lange nicht, dass "hierarchische" 
Medien ihre Bedeutung verlieren.

Gehe einfach abends durch ein Wohngebiet und siehe die blauen Lichter 
flackern, und wer im Internet surft, ist in 90% der Faelle bei eBay, 
Amazon und kicker.de. Und gesucht wird bei Google.

Ich finde es, wie gesagt, gut, dass es fuer mich die Moeglichkeit gibt, 
abseits der "hierarchischen Medien" zu kommunizieren, aber ueber den 
Einfluss auf die demokratische Verfasstheit meiner Gesellschaft mache ich 
mir keine Illusionen.

Andersrum sagt es etwas ueber die demokratische Natur meiner Gesellschaft 
aus, ob ich legalerweise in der Lage bin, die Medien meiner Wahl zu 
nutzen.

Die Tatsache, dass Leute in meiner Gegenwart in ein Hoernertaxi gezogen 
wurden, nachdem sie mir einen Informationszettel ueber das AKW (damals 
KKW;-) bei Stendal gegeben haben, auf dem Kirchentag im Fruehjahr 1989 in 
Leipzig, laesst mich vermuten, dass es um das zweite D in der DDR nicht 
besonders gut bestellt war.

Gruss
Peter



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