[linux-l] Demokratie und Fertiggerichte/OT

Norm@nSteinbach norm at nsteinbach.de
Di Mai 22 03:10:17 CEST 2007


Hallo nochmal Peter,

Peter Ross wrote:
> Hi Norman,
 > [...]
> Letztendlich kannst Du selbst als "Rebell" mit einer Menge 
> Rechtsstaatlichkeit rechnen, mit ordentlichen Gerichten, mit zeitlich 
> beschraenkten Festnahmen, und Du kannst Dich mehr oder minder darauf 
> verlassen, dass Du vielleicht ein paar Unannehmlichkeiten bekommen kannst, 
> aber nicht unter die Raeder. Das gilt selbst fuer die am 1.Mai Autos 
> anzuendenden Superhelden.
Ja, und mit einem Eintrag ins Vorstrafenregister. Ob gerechtfertigt oder 
nicht, sei zunächst einmal dahingestellt.


> Auch der "zivile Ungehorsam" ist geradezu Luxus, wenn man weiss, dass sich 
> "die andere Seite" mehr oder minder an Spielregeln haelt. Wenn ich im 
Um eben dieses "mehr oder minder" geht es. Wo fängt ziviler Ungehorsam 
an? Fängt er dort an, wo ich meinen Internetzugang via Freifunk anderen 
Nutzern zur Verfügung stelle (weil Flatrate), oder vielleicht doch erst 
an dem Moment wo ich neben der ungenügenden "Hilfe zum Lebensunterhalt" 
staatlicherseits auch noch schwarz nebenher irgendwelches Geld verdiene? 
Ist es bereits ziviler Ungehorsam, Cannabis zu rauchen obwohl der 
Handel/Besitz verboten ist?
Ja sicher, Du hast Recht, es gibt hier ne Menge Freiheiten die man sich 
nehmen kann und die "strenggenommen" eigentlich illegal wären, aber 
nicht geahndet wären (schon allein weil das System dann mehr Leute 
bräuchte, die für es arbeiten, als es Leute hätte, die es mit solchem 
"zivilem Ungehorsam" zu "bekämpfen" suchten - so man diesen denn als 
"Bekämpfung des Systemes" begreift, und nicht nur als Existenzbedingtes 
"zwischen den totalitären Maschen hindurchschlüpfen"). Hierzu kommen mir 
zwei Gedanken: Sowie man mit welcher Art des zivilen Ungehorsams auch 
immer soweit geht, dass man eine signifikante Anzahl an 
Bevölkerungsmitgliedern erreicht, wird man ganz schnell davon 
abgehalten, damit weiterzumachen; im Kleinen ist alles okay - aber sowie 
es "Schule macht", wird es unterbunden. Der zweite Gedanke geht in die 
entgegengesetzte Richtung, denn hierbei handelt es sich um die 
Überzeugung, dass, sowie genügend Menschen, jeder auf seine eigene 
Weise, irgend eine Art des zivilen Ungehorsams leisten, die Mechanismen 
der Herrschaft (Gedankenkontrolle) seitens der Mächtigen (also nicht der 
Politiker, sondern derer welche die Politiker kontrollieren) 
zusammenbrechen, bzw. nicht einmal dies, sondern einfach schlich 
ineffektiv werden, weil sich zwischen den Zeilen des Rechtsstaates und 
ohne irgend einem Individuum Schaden zuzufügen eine ausreichend starke 
anarchistische Struktur entwickelt hat, die - gemäß der Eigenschaften 
von "Anarchie" - völlig unorganisiert ist, sondern sich einfach durch 
die wie Zahnräder ohne Planung ineinandergreifenden individuellen Akte 
des zivilen Ungehorsams soweit selbst herausbilden konnte, dass das 
System zwar weiterhin existiert, aber eben jeder inidividuelle Mensch 
auch neben dem System bzw. zwischen desen Maschen existiert. Das kommt 
de facto einem Machtverlust gleich, jedoch mit dem Bonus dass diejenigen 
in den Machtpersonen (Lenker von Politikern etc.) sich dieses Verlustes 
erst gewahr werden wenn es zu spät ist und sie nichts mehr tun können, 
als zuzugeben, keine Macht mehr über das menschliche Nutzvieh zu haben.

> Bei soviel langweilig spiessiger Rechtsstaatlichkeit kann man doch glatt 
> zum Rebellen werden;-) 
Ja, aber niemals öffentlich oder gar offiziell, und schon garnicht in 
irgend einer Form organisiert. Das heutige System der Gedankenkontrolle 
ist soweit perfektioniert, dass es sogar eine gewisse 
Rechtsstaatlichkeit zulassen kann, ohne zusammenzubrechen. Daher ist das 
indeterministische Element das einzige, was sich ein "Rebell" zu Nutze 
machen kann. Wobei ich den Ausdruck "Revolution" dem der "Rebellion" 
vorziehe, denn letzteres würde ein fruchtloses Aufbegehren gegen die 
derzeit herrschenden lebensverachtenden Zustände bedeuten, während 
ersteres einen erfolgreichen Umbruch der gesellschaftlichen Umstände hin 
zu einer wirklich freiheitlichen & lebensbejahenden Gesellschaft ist.
Also, mein Punkt ist: Ändern lässt sich nur etwas durch "aktive 
Passivität". ;-)

Viele Grüße,

Norm at n



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