[linux-l] Gesellschaftliche Entwicklung, Programmabläufe und Stellschrauben /OT

Norm@nSteinbach norm at nsteinbach.de
Di Mai 22 22:22:14 CEST 2007


Hi Peter, hallo Henry,

Peter Ross wrote:
>> mit all seinen künstlerischen Fähigkeiten wie Märchen, Lieder, Bücher 
>> oder Filme bringt der Mensch zum Ausdruck, dass er sich eigentlich nach 
>> Harmonie sehnt
> Nun ist aber Schluss mit der Maerchenstunde! Mein 7jaehriges Toechterchen 
> schon kennt allerlei Stories mit Gewalt, egal ob das in Kaesebergen 
> Ertrinkende bei Kim Possible oder ein vom Baeren erschlagener Zwerg bei 
> Schneeweisschen und Rosenrot sind;-)

Das ist übrigens eine hochinteressante Entwicklung! Früher hat man 
Kinder noch viel stärker von Gewalt abzuschotten versucht, auch Filme 
die heute als "frei ab 12 Jahren" klassifiziert sind, strotzen teilweise 
vor Gewalt, oder man nimmt (entsprechend gewaltträchtige) Stories für 
Erwachsenenfilme, stellt sie in einer 3d-gerenderten Umgebung mit 
kindlich ansprechenden Charakteren dar (die neue Version von 
"Trickfilmen") und verpasst dem ganzen ein etwas 
unrealistischeres/knuddelig-kindlicheres Aussehen, und schon geht es als 
Kinderfilm durch, egal wie viel Gewalt und Waffengebrauch darin 
vorkommen. Eine Anekdote aus meiner Kindheit dazu: In meiner Stadt hatte 
das Stadttheater in jedem Jahr als "Weihnachtsmärchen" ein Theaterstück 
speziell für Kinder im Programm. Ich glaube, es war 1984 (da war ich im 
Kindergartenalter, kann aber auch ein Jahr später gewesen sein), da 
wurde zum ersten Mal für das Weihnachtsmärchen eine Geschichte 
ausgewählt, in der auch Gewalt mit Messern vorkam. Dies verursachte 
einen riesigen Aufschrei in den lokalen Medien, bei Elternvertretern 
etc. so dass dann diese Geschichte nicht als Weihnachtsmärchen und auch 
nicht für Kinder aufgeführt wurde. Nur weiß ich gerade nicht mehr, ob 
man eine andere, Kindergerechtere Geschichte stattdessen ausgesucht hat, 
oder das Weihnachtsmärchen in dem Jahr komlpett ausfiel (ich war da wie 
gesagt 4 bzw. 5 Jahre alt).

Nur frage ich mich: wie kommt es zu diesen Entwicklungen, vor allem in 
Anbetracht der Tatsache, dass eigentlich jedem von vornherein klar ist, 
dass Kinder und Gewalt nichts miteinander zu tun haben sollten 
(zumindest in unserer "aufgeklärten westlichen Gesellschaft", was auch 
immer das bedeuten soll).

Sicherlich hast Du Recht, Henry, wenn Du sagst, letztlich sind dies 
alles relativ automatische Programmabläufe - der Verstand eines jeden 
Menschen ist schließlich auch nichts weiter als ein automatisches 
Programm, was aus einem "Wissenskomplex" (Daten) und einem Bewertungs- 
bzw. Regelsystem (Programmalgorithmus) besteht. Dennoch vermute ich, 
dass in dem Grundrauschen (möglicherweise gewollt) untergehend, aber 
dessen Richtung dennoch entscheidend beeinflussend, gewisse 
Personenkreise mit Möglichkeiten zur Machtausübung an 
unterschiedlichsten Punkten da so einige Stellschrauben haben, an denen 
sie - in der Regel unbemerkt - drehen. So dürfte die einzige 
Möglichkeit, dieses Drehen an den Stellschrauben der gesellschaftlichen 
Entwicklung zu bemerken, die sein dessen Auswirkungen zu erkennen. Dabei 
ist der von Peter beschriebene Umstand bzw. die oben von mir dazu 
aufgeschriebene Beobachtung mit an Sicherheit grenzender 
Wahrscheinlichkeit eine Auswirkung eines solchen Drehens an einer oder 
mehreren dieser gesellschaftlichen Stellschrauben. Die Frage ist: Was 
bedeutet es, dass Kinder immer früher mit Gewaltszenen konfrontiert 
werden? Das Resultat besteht darin, dass Kinder wenn sie aufwachsen in 
häufigerer Zahl den Wert eines Menschenlebens nicht mehr korrekt 
einschätzen und dadurch dieser Wert (welcher der einzige mit unendlicher 
Größe ist!) als solches geringgeschätzt wird. Heraus kommen perverse 
Verhaltensweisen von Jugendlichen (z.B. "Happy Slapping" in England), 
oder geistig gestörte Ausraster (siehe zuletzt in Emsdetten). Wirklich 
ironisch ist es, dass auf Tragödien wie letzterem basierend nun gegen 
die "Killerspiele" politisch Stimmung gemacht wird, während völlig 
übersehen wird, wie die durchgängig verstärkte Konfrontation von Kindern 
mit Gewalt hier einen viel stärkeren Einfluss hat (bzw. das Spielen 
solcher "Killerspiele" sogar den Drang zur Gewalt auf virtuelle 
Realitäten abbiegen kann, ich habe schon so manches mal von Leuten die 
sowas spielen gehört, dass sie sich nach einer gewissen Anzahl von 
Gegnern, die sie "abgeknallt" haben, besser und weniger aggressiv 
fühlen). Falls dieser "Irrtum" ebenfalls gewollt ist als Manipulation an 
einer solchen Stellschraube oder deren Auswirkung, dann dürfte sich 
daraus ableiten lassen, dass die Elite sich den Pöbel verstärkt 
gegeneinander aufhetzen lassen will, vielleicht um dessen Anzahl zu 
verringern. Allerdings sollte die Elite, wenn sie wirklich intelligent 
ist, auch erkennen können, dass solche Entscheidungen ihrerseits 
ebenfalls nur ein Bestandteil des Programmablaufes "Verstand" oder 
"Denken" sind. Warum sie dies noch nicht erkannt hat und daher auf 
solchen Unsinn nicht einfach verzichtet, erschließt sich mir nicht.
Schließlich ist doch der Ausweg, dieses Verstandesprogramm zur Laufzeit 
zu Debuggen und zu dekompilieren, um die Programmiersprache zu lernen 
und so zum "selbstprogrammierenden Automaten" zu werden eindeutig klar 
in der unterschiedlichsten Literatur ausgelegt. Naja, vielleicht haben 
sie ja den Schlüssel des "bewusstestmöglichen Seins" irgendwie verlegt ;-)

Viele Grüße,

Norm at n



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